Stadtluft macht Bienen satt
Landwirtschaft
Bürger legen bienenfreundliche Balkone an
Unter grauen Wolken und bei frischem Wind in luftiger
Höhe zeigte Bundeslandwirt-schaftsministerin Ilse Aigner keine Angst vor wilden
Tieren. In 29 Meter Höhe, auf der Kuppel des Berliner Doms, Berlins größte
Kirche, besuchte sie zusammen mit Imker Uwe Marth die Bienenvölker, die dort
täglich ausschwärmen und Blüten finden. Im Gegensatz zur Landbiene finden die
Stadtbienen mehr als dass sie suchen, erklärte Uwe Marth. Nach der Rapsblüte
fallen die kleinsten landwirtschaftlichen Nutztiere auf dem Land in ein
Hungerloch, weil kaum mehr etwas in der Landschaft blüht. In der Stadt hingegen
finden die Immen von der Haselnussblüte Ende Februar bis in den Oktober zur
Efeublüte immer wieder Nektar. Zwar haben die Imker es in der Stadt schwer,
sortenreinen Honig anzubieten, doch weil
auch schon mal Oleander dazwischen gerät, erhält der Stadthonig schon mal eine
besondere Geschmacksnote. Der reich gedeckte Tisch in den Parks, auf den
Balkonen und im Kleingarten ist gesund. Wie bei den Menschen zählt auch bei den
Bienen die Abwechslung, sagte Uwe Warth zu Herd-und-Hof.de. Die Bienen nehmen
viele verschiedene Enzyme durch verschiedenen Nektar auf und bleiben gesund.
Anlass für den Aufstieg auf den Dom war die Vorstellung der Bienen-App. Die Bienen sind nicht nur für die Bestäubung der Blütenpflanzen, darunter Obst und Gemüse, bedeutend, sondern damit auch für die Artenvielfalt, Wachsproduktion, zur Heilung von Krankheiten als „Medihoney“ sowie zur Herstellung von Kosmetika aus Honig.
Für 500 Gramm Honig muss ein Volk 120.000 Kilometer zurückfliegen. Mehr als 25 bis 30 Milligramm Nektar tragen sie pro Ausflug nicht wieder in den Stock zurück. Die Hälfte ist davon auch noch Wasser. Damit die Stadtbienen nicht ganz so weit fliegen müssen, soll die Bienen-App die Bürger zum Anlegen einer Bienenweide auf dem Balkon anleiten. Ilse Aigner will vor allem junge Menschen für die Bienen begeistern und das „Bienenfüttern zum Volkssport“ machen.
Die Bienen-App wartet nicht nur mit Informationen auf. Die
Nutzer können einen virtuellen Bienen-Balkon zum Blühen bringen.
Das Kernstück ist ein Lexikon mit 100 verschiedenen bienenfreundlichen Pflanzen, die nach Merkmalen wie Standort und Blütenfarbe gefiltert werden können. Das „Bienen-Geschäft“ erledigt sich bei der Pflanzplanung für den Balkon nebenher. „Mit der neuen App zeigen wir, dass jeder Einzelne etwas für den Schutz der Bienen tun kann“, erläuterte Aigner.
Imker Uwe Marth gehört der Initiative „Deutschland summt“ an, die auch in Frankfurt, München, Hamburg oder Stuttgart Bienenstöcke auf die Dächer prominenter Gebäude gebracht hat.
Lesestoff:
Die Bienen-App gibt es beim www.bmelv.de/bienen-app
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Roland Krieg (Text und Fotos)