Stimmung in der Landwirtschaft deutlich gesunken

Landwirtschaft

Preise verhindern Investitionen

Die Internationale Grüne Woche ist eine Leistungsschau der Landwirtschaft. Konventionelle und ökologische Landwirte zeigen die Entwicklungen des alten Jahres und tauschen sich über das neue Jahr aus. Derzeit ist die Stimmung bei den Bauern aber schlecht. Grund sind die im letzten halben Jahr abgestürzten Preise für Milch, Schwein, Ferkel sowie Obst und Gemüse.

Bauernpräsident Joachim Rukwied machte in der traditionellen Fragestunde der Agrarjournalisten den Einbruch des Konjunkturbarometers deutlich. Mit 16,7 Punkten befindet sich der Index auf Talfahrt in Richtung 2009. Gegenüber Juni 2014 hat er fast die Hälfte eingebüßt. Der Indexwert ist die Zusammenfassung der aktuellen wirtschaftlichen Lage und die Erwartung an die Zukunft.


Konjunkturbarometer Landwirtschaft im Dezember 2014.
Indexwert ist der Nullwert des Mittels der Jahre 2002 bis 2006

Rukwied hatte zur Vorstellung des Situationsberichtes bereits darauf hingewiesen, dass die Auswirkungen der ersten Monate des neuen Wirtschaftsjahres in den vorgelegten Zahlen noch nicht berücksichtigt sind [1].

Nur die Ackerbaubetriebe schätzen die aktuelle Lage noch optimistisch ein, weil die Getreidepreise aktuell wieder etwas anziehen. Wer allerdings Futter anbaut, der bleibt wegen der Situation in der Veredlung ebenfalls pessimistisch. Die Halter von Rindern, Schweinen und Geflügel allerdings blicken etwas positiver in die Zukunft. Viel tiefer als aktuell können die Preise aber auch kaum mehr fallen.

Unsichere Zukunft

Die Gesellschaft hat steigende Erwartungen an die Betriebe. Vor allem unter der Überschrift Tierwohl müssen die Bauern nachlegen. Doch schon auf der Mecklenburgischen Landwirtschaftsausstellung forderte Landesbauernpräsident Rainer Tietböhl „neue Ställe“ [2]. Doch wer neue Ställe will, der braucht Geld für die Investitionen. Die können nur aus den Gewinnen kommen, die über den Verkauf von landwirtschaftlichen Produkten erzielt werden. Ferkelpreise von 30 Euro und Preise für ein Kilo Schlachtschwein bei 1,30 Euro sind kaum mehr kostendeckend. Milchpreise, die in Norddeutschland schon wieder unter 30 Cent pro Kilo liegen, treiben die Milchbauern auf der Grünen Woche bereits wieder in den schwarzen Humor: Wir müssten zum Melken noch Eintritt bezahlen, dass es sich rentiert.

Die Preise sind ein Hemmnis für die gerade begonnene gemeinsame Tierwohl-Initiative von Landwirtschaft und Handel. Umbauten werden nicht vorgenommen, solange der Verbraucher die Investitionen nicht belohnt. Sonst bleibt oft nur der Weg, mehr Ferkel pro Sau zu erzielen.

Das macht sich in der Bereitschaft für künftige Investitionen bemerkbar. In en kommenden sechs Monaten wollen nur noch 34 Prozent der Landwirte investieren. Vor einem Jahr waren es 40 Prozent.


Investitionsplanungen nach Investitionsbereichen im Dezember 2014

Nicht nur die Bereitschaft, auch das eingesetzte Kapital geht zurück. Wurden im vergangenen Jahr noch 6,3 Milliarden Euro eingeplant, sind es jetzt nur noch 4,7 Milliarden. Dennoch dominieren die Investitionen in Ställe und Stalltechnik: 2,3 Milliarden sind eingeplant.

Die EEG-Reform zeigt ihre Wirkungen. Sowohl die Bereitschaft als auch das Kapitalvolumen für Photovoltaik, Biogas, Windkraft und Blockheizkraftwerke gehen zurück.

Wohin geht die Reise?

Das Ende der Milchquote, die Düngeverordnung und der drohende gesetzgeberische Eingriff in das Tierwohl, Mindestlohn und Umsetzung der GAP verunsichern die Bauern. Welcher Markt und welche Betriebsform bleiben stabil?

Hören sie auf das gesellschaftliche Votum, dann ist der Weg frei für Premiumprodukte aus der Region. Rukwied sieht das auch, bekannte er zu Beginn der Grünen Woche. Aber das sei nur ein Mosaikstein aus dem ganzen Puzzle des Marktes. Deutschland hat einen gesättigten Markt und wird durch den demografischen Wandel Bevölkerung verlieren. Wer noch produzieren möchte, der blickt auch auf den europäischen Markt. 77 Prozent der deutschen Agrarprodukte gehen in die anderen 27 EU-Mitgliedsländer. Aber auch Drittländer bleiben wegen der steigenden Nachfrage attraktiv, sagte Rukwied. „Made in Germany“ bleibt eine Alternative für den stagnierenden Binnenmarkt. Aber auch dort wollen die Bauern keine „Commodities“, also austauschbare Massenware, sondern Qualität produzieren.

Lesestoff:

[1] Situationsbericht Landwirtschaft

[2] „Wir brauchen neue Ställe“

Roland Krieg; Grafiken: DBV

[Sie können sich alle Artikel über die diesjährige Grüne Woche mit dem Suchbegriff „IGW-15“ anzeigen lassen]

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