Streuobstwiesen mit Leben füllen

Landwirtschaft

Das Sterben der Streuobstbäume

Allen voran hat Baden-Württemberg mit den meisten Streuobstwiesen des Landes ein Bündnis für deren erhalt als Reservat für seltene Obstsorten und Hort großer Artenvielfalt verschrieben. Streuobstwiesen zählen auch in anderen Regionen zu prägenden Landschaftsbildern. Zuletzt hat der Freistaat Bayern als Reaktion auf das Volksbegehren „Rettet die Biene“ einen Streuobstpakt geschlossen.

Durch politischen Willen allein werden die Streuobstwiesen nicht bewahrt, geschweige denn wieder angelegt. Walter Hartmann vom Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) hat den Finger in die Wunden gelegt. Denn selbst im Streuobstländle sind zwischen 1965 und 2020 rund 8,9 Millionen Streuobstbäume verloren gegangen. Ginge es so weiter gibt es sie 2050 nicht mehr. Jenseits der Politik hat Hartmann zahlreiche Gründe für das Verschwinden der Bäume und dann der Streuobstwiesen aufgezählt.

Zuallererst ist die Pflege nicht wirtschaftlich. Mit sieben bis acht Euro je Dezitonne Streuobst sind die Preise viel zu gering für einen Arbeitsaufwand. Die Streuobstinitiativen zahlen zwar höhere Preise, aber sind nur punktuell vorhanden und erreichen nicht die ganze Breite der Anlagen.

In dem Zusammenhang ist die Pflege von rund 80 Prozent der Obstbäume in mangelhaftem Zustand. Kommunale Neuanpflanzungen sichern zwar den Bestand an Jungbäumen, die aber nach einiger Zeit der Verwilderung frei gegeben werden. Es gibt keinen Baumschnitt und die das Freihalten der Baumscheibe von Fremdbewuchs ist nach Hartmann mittlerweile verlorengegangenes Wissen. Im Rahmen eines falsch verstandenen Naturschutzes wird auch keine Bekämpfung gegen Blattläuse mehr durchgeführt. Die erfreuen sich durch das wärmere Wetter im Klimawandel an besseren Lebensbedingungen. Das neue Förderprogramm Baumschnitt von Hochstämmen erreicht lediglich sechs Prozent aller Streuobstbäume.

Während in der Schweiz noch Großvieh zwischen den Bäumen den Boden düngt, sind Rinder aus den Streuobstwiesen verschwunden. Aber: „Ein Obstbau ohne Vieh ist nicht möglich“. Pferde halten zwar das Gras kurz, verdichten aber den Boden.

Der Großviehmangel und fehlende Düngung der Streuobstbestände führen nach einigen Dekaden zur Unterernährung der Bäume. Vor allem Phosphor und Kalium sind Mangelware im Streuobstboden.

Was beim Apfel die Mistel ist, ist für die meisten Birnen die Kirchensaller Mostbirne“ als Unterlage. Sie ist anfällig gegen Birnenverfall. Zwei Schädlinge die sich in Streuobstwiesen ausbreiten.

Lesestoff:

https://www.blhv.de/probleme-unserer-streuobstwiesen/

roRo

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