Strohenergie
Landwirtschaft
FNR-Fachtagung zur Strohenergie
In Europa werden etwa 280 Millionen Tonnen Getreide
geerntet. Die Bauern können entscheiden, ob sie das Stroh bei der Ernte
häckseln und auf dem Feld für die Bodenversorgung belassen oder pressen und abtransportieren.
Nach Einschätzungen der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) können nach
Berücksichtigung der Humusversorgung etwa 56 Millionen Tonnen Stroh mit einem
energetischen Wert von 950 Petajoule für die Energiewende genutzt werden. Ein
großer Teil fällt in Deutschland und Frankreich an. Die Thüringer Landesanstalt
für Landwirtschaft (TLL) hat die exakten Zahlen für Deutschland berechnet: Es
fielen 36,5 Millionen Tonnen Getreidestroh (554 PJ), 4,5 Millionen Tonnen
Maisstroh (68 PJ) und 3,86 Millionen Tonnen Rapsstroh (58 PJ) an.
Strohheizkraftwerk Emlichheim
Ende März hat die FNR in Berlin die 2. Internationale Fachtagung
Strohenergie abgehalten. Zu dieser Zeit ist auf der Baustelle in Emlichheim
gerade Halbzeit. In der Samtgemeinde im Emsland, direkt an der niederländischen
Grenze nördlich von Nordhorn entsteht ein Strohheizkraftwerk. In Emlichheim
produziert die Emsland-Stärke Stärkeprodukte aus rund eine Million Kartoffeln
im Jahr und exportiert weltweit. Weil die Stärkegewinnung ein energieintensiver
Prozess ist haben bei steigenden Energiepreisen diese die Lohnkosten bereits
überholt. Das Strohheizkraftwerk will nun Energie aus Stroh bereitstellen. Dazu
werden ab Ende 2012 mehr als 100 Lieferanten zwischen 25 und 2.500 Tonnen Stroh
aus einer Entfernung bis zu 80 Kilometern liefern oder für die Abholung bereit
stellen. Die Vergütung berechnet sich aus Menge, Qualität und Lieferzeitpunkt.
Neben der Energie für die Stärkefabrik wird auch Wärme
produziert. Die Gemeinde Emlichheim baut derzeit ein Nahwärmenetz mit einer
Trassenlänge von acht Kilometern auf. Das Projekt „BEKW Bioenergiekraftwerk
Emsland“ ist dann Deutschlands erstes mit Stroh befeuertes Heizkraftwerk mit
einer Feuerungswärmeleistung von 49,8 MW.
Vorbild Dänemark
Dänemark ist schon viel weiter. Die ersten
Strohheizungen gab es bereits in den 1980erJahren auf einzelnen Betrieben.
Später kamen dezentrale Heizwerke hinzu und neuerdings wird auch elektrische
Energie aus dem Stroh gewonnen. Die Dänen nutzen ausschließlich Stroh von eigenen
Äckern, greifen auf keine Importe zurück und exportieren auch keine Biomasse.
Große Potenziale weist auch Polen auf. Dort
verschwindet die Biomasse allerdings meist als Beifeuerung in Kohlekraftwerke1).
„Widok Energia“, der 2008 gegründete Energieversorger, hat nun aber in
Koniecwald, südlich von Malbork an der Nogat, ein Biomassewerk gegründet, dass
Weizen- und Rapsstroh aus der Region Pommorskie verarbeiten will. Die Nähe zu
Gdansk ist jedoch nicht zufällig, denn Polen importiert für die Nutzung noch viel
Biomasse aus dem Ausland. Koniecwald stehen in der Region etwa 35.000 Tonnen
Stroh jährlich zur Verfügung.
Marktplatz
Auf der Tagung sprach Herd-und-Hof.de mit Dr. Daniela
Thrän vom Deutschen Biomasseforschungszentrum sowie Thomas Hering, Christian
Weiser und Dr. Gerd Reinhold von der TLL über das Strohpotenzial, die
Restriktionen und Herausforderungen bei der Strohverbrennung, mit welchen
Kosten die Landwirte rechnen müssen und warum Stroh nicht so einfach in der
nahe gelegenen Biogasanlage verwendet wird.
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Lesestoff:
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1) Abschlusskonferenz Biomasse
in Zentraleuropa
Roland Krieg