Sudan: Arm ohne Rinder
Landwirtschaft
Veterinärservice in Süd-Sudan
Der Süden Sudans hat aufregende Wochen hinter sich. Anfang Februar soll offiziell verkündet werden, was sich bereits abzeichnet: Fast 99 Prozent der Bürger haben für einen eigenen Staat votiert, der als 54. in Afrika seine Geschäfte aufnimmt.
Viel
aufzuholen
Die
Entwicklung der durch Bürgerkrieg geschundenen Region wurde längst eingeläutet.
Im April 2006 hat die Sudan Tribune die Rede von Salava Kiir, Präsident des
südlichen Sudans, abgedruckt, in der er die Bedeutung des Tiersektors in der Landwirtschaft
hervorhebt. 30 Millionen Rinder bilden zusammen mit bis zu 300.000 Tonnen Fisch
die Grundlage der Proteinversorgung für etwa vier Millionen Menschen. Die Viehhaltung
gewährleistet außerdem Einkommen und Beschäftigung im ländlichen Raum.
Auf
der Internationalen Grünen Woche beschreibt Angelo Kom Agoth Ring,
Tiergesundheitshelfer in Süd-Sudan, gegenüber Herd-und-Hof.de die Bedeutung der
Viehhaltung. Selbst wenn die Menschen ein Haus und ein dickes Bankkonto haben,
gelten sie als arm, haben sie keine Rinder, Schafe oder Ziegen.
Im
Schnitt haben die Familien 50 Rinder. Aber die Spannbreite ist groß, so Angelo
Ring. Manche haben nur fünf Tiere, andere mehr als 1.000. Gemeinsam ist aber
der Wert als Währung. Wenn Geld gebraucht wird, dann entscheidet die Familien geschlossen,
welches Tier verkauft werden soll, um Medikamente, den Schulbesuch oder
Neuanschaffungen zu ermöglichen.
Gesunde
Tiere, gesunde Wirtschaft
Die
Währung Vieh muss aber gesund sein, um ihren Mehrwert einzulösen. Salava Kiir
wünschte sich schon vor Jahren eine nachhaltige Rinderpopulation als Basis der
wirtschaftlichen Entwicklung der Region. Voraussetzung: Ausmerzung
wirtschaftlich bedeutender Tierkrankheiten wie die Rinderpest und Ausbau des
Veterinärwesens.
Eine
große Bedeutung kommt dabei dem Marial Lou Livestock Training Center zu, an dem
Angelo Ring zum Tiergesundheitshelfer ausgebildet wurde. Seit 2007 arbeitet er
für die Hilfsorganisation Tierärzte ohne Grenzen und unterstützt die Veterinärin
Tanja Schuster bei der täglichen Arbeit. So impft er beispielsweise Rinder auf
der Farm.
Die
Tierhalter haben als ersten Ansprechpartner für kranke Tiere ihren Gesundheitsarbeiter
auf Dorfebene. Dort können sie auch Medizin kaufen. Angelo Ring sammelt von
dort die Daten und berichtet über das Krankheitsgeschehen bis nach Nairobi.
Auch in Afrika greift das Dokumentationssystem. Er ist aber auch selbststätig
unterwegs. Mit einem Rucksack voller Impfstoffe braust er auf einem Motorrad von
Farm zu Farm.
Erfolge
In einer anderen Region hat Tierärzte ohne Grenzen in sechs Monaten 150.000 Tiere behandelt, 200.000 geimpft und 180.000 entwurmt. Die Veterinäre stellen die Gesundheit der Tiere in den Vordergrund, was Angelo Ring von der Mitarbeit überzeugt hat. Wenn die Tiere gesund sind, können sich die Menschen ausbilden, bekommen besser bezahlte Arbeit und werden satt und reich. Diese Vision Angelo Rings setzt im ländlichen Süd-Sudan den Schlüsselpunkt für die gesellschaftliche Entwicklung auf die Viehhaltung.
Halle 3.2
Lesestoff:
www.togev.org
Roland Krieg; Fotos: Tierärzte ohne Grenzen und Ralf Flucke
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