Symposium Energiepflanzen Teil III
Landwirtschaft
„Wir sollten dezentral bleiben“
Im Rahmen des Energiesymposiums Energiepflanzen der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe FNR lenkte gestern ein Forum den Blick auf die Kosten. Ein Bereich, der in der Öffentlichkeit nur wenig wahrgenommen wird.
Mais bleibt bevorzugt
Im Rahmen der ökonomischen Begleitforschung sezierte die Forschungsgruppe um Dr. Thore Toews von der Universität Giessen die Fruchtfolgen bis in ihre einzelnen Glieder. Es wurden die Gewinneinheiten je Hektar Fläche berechnet und ein Methanpreis von 35 Cent je Kubikmeter angesetzt, der sich aus einem Maispreis von 33 Euro je Tonne ergibt. In diesem Preis-Leistungsverhältnis bleibt Mais noch eine ganze Weile die ertragsreichste Frucht in der Ökonomie. Biogasanlagen, die allerdings nur auf Verstromung ausgerichtet sind, scheiden bei diesen Preisen bereits aus.
Im Vergleich kommt nur noch Sudangras an die ökonomischen Effizienz des Mais heran. Trotz höheren Ertrags setzt der geringere Anteil an Trockenmasse Sudangras nur auf Platz zwei. Wettbewerbsfähig ist auch Winterweizen als Ganzpflanzensilage. Dieses Bild ergibt sich an allen sieben EVA-Standorten über alle neun untersuchten Fruchtfolgen. Nur Kleegras kommt auf guten Ackerstandorten noch unter die ersten drei.
Ein Ergebnis ist auch, dass Energiefruchtfolgen und Marktfruchtanbau auf den besseren Standorten kombiniert werden können. Eine Verdrängung aus ökonomischen Gründen scheint es nicht zu geben. Dr. Toews schränkt jedoch ein, dass die Berechnungen nur mit den herkömmlichen belastbaren Daten berechnet werden konnten. Würden Erosionsschäden, Biodiversität und Fruchtfolgeeffekte in die Berechnungen eingeführt werden können, dann verlöre der Mais seine ökonomische Effizienz. Solche Berechnungen sollen in dem Folgeprojekt EVA II durchgeführt werden.
Welche Technik braucht das Land?
Dr. Horst Weigelt vom Landmaschinenhersteller Claas legte noch ganz andere Kosten auf den Tisch. Bisherige Biogasanlagen sind meist nur auf wenige Substrate ausgelegt. Zuführung, Rührwerk und Fermentation müssen dennoch je nach Substrat anders gestaltet werden. Die Zukunft gehört den Verwertungswegen, die möglichst vielfältige Produkte umwandeln können. Dafür müsse jedoch auch neue Landtechnik entwickelt werden.
Noch weniger Beachtung findet die Logistik. Eine Biogasanlage, die mit 200.000 Tonnen Stroh gefüttert wird, „verbraucht“ 400.000 Ballen Stroh. So eine Menge Stroh beansprucht ein Lagervolumen von 1,3 Millionen Kubikmeter. Ziel kann nur sein, die Ballen größer und dichter zu machen.
Der Transport vom Feld muss noch ein anderes Problem bewältigen. Bei einem Pflanzenertrag von etwa 50 Tonnen je ha fallen lediglich 15 Tonnen verwertbare Trockensubstanz an. 35 Tonnen sind Wasser, die unnötig Transportaufwand bedeuten. Hier werden Verarbeitungsschritte gesucht, die noch auf dem Feld den Transport effektiv gestalten.
Helmut Döhler vom Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) kann mit seiner „Datensammlung Energiepflanzen“ nicht nur die wichtigsten Sorten und ihre Erträge nach Nutzung unterschieden aufweisen, sondern hat auch alle Technikkosten griffbereit. So hat die Entwicklung vom einreihigen zum achtreihigen Maishäcksler die Arbeitskosten bereits halbiert. Er sieht allerdings auch, dass die technische Entwicklung an den Grenzen der Straßenzulassung angekommen ist. Mit Blick auf seine Datensammlung, die im Internet unter www.ktbl.de auch einzusehen ist, kommt er zu folgendem Fazit: „Wir sollten beim dezentralen Ansatz bleiben.“
Die neuen Feldfrüchte – Silphium perfoliatum L.
Die Durchwachsene Silphie gehört zur Gattung der Korbblütler und ist erst versuchsweise als Energiepflanze eingesetzt worden. In er Antike wurde sie als Heilpflanze geschätzt und fand ihre Wertschätzung als Abbildung auf Münzen. Die ursprüngliche Silphium stammt offenbar aus dem heutigen Libyen und starb gegen 50 n. Chr. aus. Die „neue“ Silphium stammt aus Nordamerika und wird auch als Kompasspflanze bezeichnet.
Vielversprechend für den Energiepflanzenanbau ist sie nicht nur wegen ihrer Fähigkeit auf Trockenstandorten zu wachsen, sondern ab dem zweiten Jahr erzielt sie Trockenmasseerträge von 13 bis 20 Tonnen und kann sich mit ihrer Methanausbeute mit dem Mais messen. Da sie aus Nordamerika stammt, ist sie unsere Klimabereiche bereits gewöhnt.
Die Silphie kann zehn Jahre lang beerntet werden, muss aber das erste Jahr überstehen. Es werden vorkultivierte Jungpflanzen ins Freiland gesetzt und die Pflanze bildet im ersten Jahr lediglich eine Blattrosette am Boden aus. Daher ist der Bestand anfällig gegen Verunkrautung, was durch eine Maschinenhacke durchgeführt werden muss. Im zweiten Jahr allerdings erreicht sie bereits eine üppige Höhe von 2,50 m und wächst so dicht, dass Unkräuter keine Chance mehr haben .Die Durchwachsene Silphie ist auch als Bienenweide geeignet.
nach FNR; Fotos: FNR
Hinweis:
Die Artikel sind keine Dokumentation der Tagung. Diese war viel umfangreicher. Im ersten Teil fasste Herd-und-Hof.de die Risiken und Chancen zusammen, im zweiten Teil EVAs erste Ergebnisse.
Das zentrale Internetportal für die Forschungen im Rahmen der Projekte ist die Seite www.fnr.de
Roland Krieg