Tag der Tropenwälder

Landwirtschaft

Waldbrände sind Klimakiller

Seit 1989 begeht der World Wide Fund for Nature (WWF) am 14. September den Tag der Tropenwälder. Derzeit wird vor allem in Asien Tropenwald großflächig vernichtet. Zwischen 1990 und 2005 waren es alleine in Indoesien rund 28 Millionen Hektar, fast drei Mal so viel wie die deutsche Waldfläche. Neben dem Verlust an Biodiversität sind vor allem Brandrodungen ein Klimakiller, erläutert WWF-Tropenwaldexperte Markus Radday. Rund die Hälfte des gespeicherten Kohlendioxids wird in Wäldern gebunden. Zwanzig Prozent der CO2-Emissionen seien auf Rodungen zurückzuführen.

Die Brandstifter

Waldbrände werden meist von Menschen ausgelöst. Am Beispiel Indonesiens erklärt Radday die zwei Schritte: Zunächst werden die wertvollen Tropenhölzer für den Export eingeschlagen, danach die restliche Vegetation gerodet und verbrannt. Auf den „neuen“ Flächen wird dann Ackerbau, oftmals Plantagen für den Export angelegt. „In Indonesien sind vor allem Holz-, Papier-, Zellstoff- und Palmölindustrien gefordert“, so Radday.
Ins Visier der Umweltschützer gerät die Palmölindustrie vor allem wegen des Biotreibstoffs. Doch aktuelle Zahlen der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe zeigen, das nur 4,7 Prozent der jährlich 53 Millionen Tonnen Palmöl als Treibstoff verwendet werden. Mehr als 70 Prozent werden für Salat-, Kochöl und Margarine verwendet.

Tradition belastet

In den Industriestaaten wird das Feuer machen ohne Feuerzeug und Streichhölzer auf Manager-Incentive-Kursen als ursprüngliche Naturverbundenheit verkauft. Die Holznutzung für eine Feuerstelle ist in Deutschland kein Alltag mehr. Doch weltweit nutzen nach Auskunft von EuroNatur 2,5 Milliarden Menschen Holz und Holzkohle für ihre täglichen Feuerstellen. Alleine auf den Philippinen werden jährlich mehr als sechs Millionen Tonnen Brennholz verbraucht.
Alternativkocher sind gefragt. Nicht nur, um den Brennholzbedarf von rund 700 Kilogramm pro Person und Jahr zu reduzieren, sondern auch um die Gefahren der offenen Holzfeuer zu mindern. Jährlich sterben nach Angaben der WHO 1,6 Millionen Menschen an Schadstoffen durch kochen mit Holz in schlecht belüfteten Räumen.

Der neue Kochtopf

Aus diesem Bündel an Problemen ist in Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim bei Bosch und Siemens ein neuartiger Kocher entstanden: Gesundes Kochen mit gesunder Energie. Die Hausgerätemeister sind im Mai 2010 in Indonesien mit dem Pflanzenölkocher Protos in Serie gegangen. Wird mit dem Kocher Kerosin oder Gas ersetzt, wird eine halbe Tonne CO2-Ausstoß´reduziert, wird gar Brennholz oder Holzkohle aus nicht nachhaltiger Produktion eingespart, dann sinken die Emissionen um drei bis sieben Tonnen pro Kocher und Jahr.

EU-Holzhandelsverordnung ergänzen

Im internationalen Bereich setzt sich eine Zertifizierung des Holzes immer weiter durch. Zuletzt hat die EU mit Liberia ein Abkommen unterzeichnet, dass nur noch Holz aus nachhaltiger Bewirtschaftung importiert werden darf. Das Importverbot für illegal geschlagenes Holz ist für Cornelia Behm, Sprecherin für Waldpolitik bei der bündnisgrünen Bundestagsfraktion, ein „Riesen-Erfolg“. Doch könne das nur ein Etappensieg sein, denn Länder mit Regenwald vergeben Lizenzen zur Rodung tropischer Wälder, das dann legal geschlagen in den Handel kommt – aber dem Prinzip des nachhaltigen Waldschutzes nicht entspreche. Holz dürfte ausschließlich aus zertifiziert nachhaltig bewirtschafteten Wäldern gehandelt werden und die EU müsse die Holzhandelsverordnung um einen entsprechenden Passus ergänzen.
Mittlerweile kann man mit Hilfe der Isotopenmethode ein Herkunftsprofil von Holz erstellen. Je nach Bodenverhältnisse und individuellen Witterungseinflüssen spiegelt die Zusammensetzung an chemischen Elementen ein regionaltypisches Muster wider. Damit kann die genaue Herkunft des Holzes bestimmt werden.

Ausgleichszahlungen

„Wenn die Zerstörung so weiter geht, ist der Regenwald in 100 Jahren weg“, warnt Christian Wirth von der Universität Leipzig zum Tag der Tropenwälder. 13 Millionen Hektar Wald werden jährlich zerstört. Das Umweltministerium hat vor kurzem auf einer Tagung in Bonn zusammen mit dem Präsidenten des Internationalen Naturschutzrings (IUCN), Dr. Ashok Khosla, die „Bonn Challenge“ formuliert. Hintergrund ist der Wiederaufbau zerstörter Wälder. Bis 2020 sollen 150 Millionen Wälder wieder neu aufgeforstet sein. Das Geld für die Aufforstung soll durch Spenden aufgetrieben werden. Der Schwede Göran Persson vom World Resource Institut will auf politischer ebene für den Wiederaufbau werben. Der Senat der Wirtschaft Deutschland hat das Programm „Welt-Wald-Klima“ aufgelegt und will bei deutschen Firmen finanzielle Mittel einwerben.
Auf einer Nachhaltigkeitskonferenz in Sao Paulo warben Bauernvertreter kürzlich für die Idee, dass die Industrieländer den Bauern Ausgleichszahlungen für den Verzicht auf eine Ausbeutung des Regenwaldes zahlen sollten. Die Senatorin der Bauerngewerkschaft CNA, Kátia Abreu, sagte: „Nur 26 Prozent des Amazonasgebietes sind in den Händen brasilianischer Landwirte. Wir wollen den Rest dieses Biotops erhalten, weil es den anderen Regionen Brasiliens Regen bringt.“ Heute produziert Brasilien rund 145 Millionen Tonnen Getreide. Würden sie das mit dem Stand der Technik von vor 40 Jahren machen, bräuchten sie etwa 75 Millionen Hektar Fläche aus dem Regenwald. Für die Brasilianer ist der Verzicht auf die Regenwaldnutzung ein Verzicht der Landnutzung auf fruchtbaren Boden. Deshalb sollten die Industrieländer für diesen Verzicht ein Entgelt bezahlen.

Lesestoff:

Wo gibt es zertifiziertes Holz und welche Prüfkriterien gibt es:
www.fsc-deutschland.de
www.pefc.de
www.naturland.de

Roland Krieg; Foto: BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH

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