Tag des Ökologischen Landbaus

Landwirtschaft

Preise für Kartoffeln, Puten und Wild

Zum achten Mal wurde heute der Förderpreis des ökologischen Landbaus während der Grünen Woche an drei Preisträger vergeben. Ausgerechnet vor dem Festpublikum verteidigte der Parlamentarische Staatssekretär Dr. Gerd Müller aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium die parallel im Bundestag vollzogene Verabschiedung des Gentechnikgesetzes.
Er bemängelte aber auch das zu geringe Bio-Angebot in Deutschland und wünschte sich höhere Preise als Signal an die Branche, mehr Betriebe auf ökologische Erzeugung umzustellen. Weil das nicht gelinge, beziehe der Handel vermehrt Ware aus dem Ausland. Verbraucher bräuchten aber ein Signal, zwischen Bioprodukten und regionalen Bioprodukten zu entscheiden.

Ideen für die Finanzierung
Dr. Müller forderte eine neue Mittelgestaltung für die Agrarfinanzierung. Neue Ideen sind gefragt. Auch für die Produktion: Die Notwendigkeit für einen Paradigmenwechsel in Richtung nachhaltige Landwirtschaft begründete Prof. Dr. Franz Josef Radermacher in der vorangegangenen Fachtagung. Derzeit gebe es keinen tragfähigen Weg, 10 Milliarden Menschen auf diesem Planten in der Weise zu ernähren, wie es die reiche Welt mit 1,5 Milliarden derzeit vormacht: „Wirklich gute Böden in klimatischen Gegenden sind eine knappe Ressource.“
Bei der Finanzierung forderte Dr. Prinz von Löwenstein vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) „Public Money for Public Goods“. Letztlich sind die Gelder für die erste Säule der Direktzahlungen und die der zweiten Säule für die Entwicklung des ländlichen Raums steuerfinanziert. Daher wollen die Menschen immer häufiger wissen, wofür ihre Gelder ausgegeben werden. Da die zweite Säule der Agrarfinanzierung den ländlichen Raum betrifft und mit Kulturlandschaft, Artenvielfalt, der Schonung biotischer und abiotischer Ressourcen gesellschaftliche Güter sichert, bleibt für den Ökolandbau die zweite Säule unverzichtbar. Dr. Löwenstein sieht sogar im Ökolandbau die landwirtschaftliche Anbauform, die Maßnahmenbündel zur Sicherung der gesellschaftlichen Güter im Paket anbietet.
Umso ärgerlicher sei es, dass die Mittel für die zweite Säule und für den Ökolandbau gekürzt wurden. Nur fünf von 16 Bundesländern schöpften die Mittel des GAK voll aus und nur vier Länder machten von der Möglichkeit Gebrauch, höhere Prämien in den schwierigen Umstellungsjahren der Betriebe auf den ökologischen Landbau zu zahlen.

Mut und Auswirkungen ausgezeichnet
Vor diesem Hintergrund werden mit dem Förderpreis nicht nur einfach gut geführte Betriebe ausgezeichnet. Das ist alleine schon die Voraussetzung für besonders innovative Ideen, Beschäftigung von Arbeitern oder Umweltleistungen und artgerechte Tierhaltung.
Im Folgenden werden die drei Preisträger kurz skizziert:

Platz 1
Hephata Hessisches Diakoniezentrum
aus 34613 Schwalmstadt (Bioland)

HephataVor 104 Jahren gegründet, betreibt das Diakoniezentrum erst seit 1991 vier landwirtschaftliche Teilbetriebe, in denen 200 Menschen mit Behinderungen arbeiten und von 30 Fachkräften in der Landwirtschaft unterstützt werden. Der nordhessische Betrieb liegt in einem traditionellen Kartoffelanbaugebiet. Inzwischen liefern 13 Landwirte zwischen Kassel und Marburg Kartoffeln an die Schäl- und Abpackstationen von Hephata. Lagerraum für insgesamt 850 Tonnen Kartoffeln sorgt dafür, dass der Markt ständig beliefert werden kann. Die Kartoffeln gehen an Großküchen und die Behinderten wissen, dass sie auf dem Betrieb gebraucht werden.

Platz 2
Schmid GbR
in 73463 Westhausen (Demeter)

Schmid GbREnten, Gänse, Puten und Legehennen. Alles was in der Landwirtschaft Flügel hat fühlt sich auf dem Demeter-Hof Schmid wohl. Auf der Ostalb liegt der Betrieb in einer Gegend mit sehr vielen Kleinbetrieben und hat seine Produktion auf die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise bereits 1983 umgestellt. Im Ort ist er der einzige im Vollerwerb, beschäftigt 13 Menschen und alle Produkte gehen in die Direktvermarktung. Für seine Legehennen hat Schmid einen Schweizer „Mehrklimastall“ in exakter Nord-Süd-Richtung gebaut und nutzt tierfreundliche Hochfrequenzröhren für die Beleuchtung. Weil er auf die maximale Legeleistung seiner Hennen verzichtet, kann er die Hühner der Rasse „Lohmann silver“ als Alttier auch noch als Suppenhuhn nutzen.

Platz 3
Gut Hirschaue
in 15848 Rietz-Neuendorf (Bioland)

Gut HirschaueDer Brandenburger Betrieb hat Deutschlands größte Öko-Wildgehegehaltung. Da es keine explizierten Regeln für die ökologische Wildtierhaltung gibt, macht sich Betriebsleiter Hartmut Staar gleich um die Weiterentwicklung der EU-Ökoverordnung verdient. Das Futter kommt ausschließlich von der Gehegefläche. Diese bietet den Tieren mit fünf bis neun ausreichend Platz, vor vermeintlichen Gefahren zu fliehen. Das Gut hat außerdem 14.500 Bäume dreireihig auf elf Kilometer gepflanzt und 1,3 Hektar Land in Streuobstwiese verwandelt.

Roland Krieg; Fotos: BLE/I. Lehmann

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