Tagung der EU-Plattform Tierwohl
Landwirtschaft
Arbeitsgruppe Ferkelkastration soll wieder gefördert werden
Nachdem der Europäische Rechnungshof bei der Umsetzung des Tierwohls in den Mitgliedsstaaten die Lücken benannt hat, tagte am Montag die EU-Plattform zum Tierwohl in Brüssel. Ein Schwerpunktthema waren die Tiertransporte in Drittstaaten. Terence Cassidy von der Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit plädierte für eine Sichtung und Festlegung von Routen und will bei den Zielländern Ansprechpartner festlegen. Neben dem Lkw-Transport nimmt der Transport lebender Tiere per Schiff zu.
Kälbertransport
Zu einem größer werdenden Problem wird der Transport von Saugkälbern, die zumeist nicht zwischen landwirtschaftlichen Betrieben transportiert werden. Oftmals sind sie in einem schlechten Zustand, wenn sie zu einer Sammelstelle gebracht werden. Zumindest dort sollte sich die Verpflegung deutlich verbessern. Die Kälber haben beim anschließenden Transport sowohl im Lkw als auch bei den Pausen kaum Möglichkeiten, Milch zu sich zu nehmen. Da die Kälber noch keine Wiederkäuer sind, müssen sie die Energie für die Wärmeproduktion ausschließlich aus dem Futter gewinnen. Sie benötigen rund 20 Prozent ihres Körpergewichtes an Milch. Diese Mengen sind bei Langstreckentransporten nicht gewährleistet, erklärte Cassidy.
Tierwohl Schwein
Die Untergruppe Schwein wird sich am 26. November das nächste Mal mit dem Themenschwerpunkt Schwanzbeißen auseinandersetzen. Eingeladen sind Vertreter aus Schweden und Finnland, die auf das Kupieren schon länger verzichten und über ihre Erfahrungen bei der Schweinehaltung mit Ringelschwänzen berichten werden [1].
Kastration von Ferkeln
Die Tagung war eine Zeitreise in die Geschichte der Ferkelkastration. Deutschalnd und die EU starteten mit der Brüsseler Erklärung zum Ausstieg aus der betäubungslosen Kastration gemeinsam im Jahr 2010. Ab 2012 sollte sie mit dem Zeithorizont 01.Januar 2018 abgeschafft werden. Zeitgleich legte Deutschland seinen Ausstieg für den 01.01.2019 fest. Doch dann drifteten die EU und Deutschland außeinander. Deutschland gab sich fünf Jahre Übergangszeit für die Erforschung von Alternativen. Die EU stellte die Förderung der Arbeitsgruppe Ferkelkastration ein und nahm vom Ziel 2018 Abstand. Dennoch traf sich die Gruppe auf eigene Kosten immer wieder und unterhielt sogar ein Sekretariat. Während Deutschland in diesen Tagen verzweifelt um eine Verschiebung des Gesetzes ringt, hat Belgien am Montag den Antrag gestellt, dass die Arbeitsgruppe in der EU-Tierwohlplattform wieder offiziell anerkannt wird und Unterstützung bekommt. „Wir brauchen Lösungen zu Alternativen der betäubungslosen Kastration“, hieß es am Montag in Brüssel. Der Satz hätte auch in Berlin fallen können. Aber nur Deutschland hat sich in die eigene Gesetzesfalle manövriert.
Lesestoff:
https://ec.europa.eu/food/animals/welfare_en
[1] Paradigmenwechsel beim Schwanzbeißen: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/paradigmenwechsel-beim-schwanzbeissen.html
Roland Krieg