Tagung der Wassermänner
Landwirtschaft
Weltwasserwoche in Stockholm
Thales von Milet beschäftigte sich im sechsten Jahrhundert v.Chr. während seiner Reisen durch Ägypten auch mit dem Ursprung und der Beschaffenheit des Kosmos. In seiner wissenschaftlichen Welt war Wasser der einzige Stoff, der sich verflüssigen und verfestigen kann. H2O war in seiner chemischen Elementarität noch nicht entdeckt und so rückte das kleine Dipolmolekül als Gesamtheit Wasser gleich zu den grundlegenden Elementen auf, das zusammen mit Feuer, Luft und Erde den Kosmos bildet. Erst 1775 hatten die europäischen Chemiker Wasserstoff und Sauerstoff als Bestandteile von Wasser isoliert und begonnen zu verstehen.
Wasser besitzt heute noch viele Horizonte: Unerschöpfliche Energiequelle oder Allheilmittel geben dem Lebenselixier mythische Bedeutung.
Nur mehrheitlich wird es verachtet und vernachlässigt: Alle 20 Sekunden trauert eine Mutter auf der Welt um ihr Kind, das an Durchfall gestorben ist. „Eine komplett vermeidbare und auf das Höchste unentschuldbare Todesursache“, stellt das Stockholm International Water Institut (siwi) fest. Fest. Heute hat das siwi mehr als 2.500 Wasserexperten aus der ganzen Welt zu Gast. Bis zum 23, August findet die Weltwasserwoche statt, die sich vor allem dem von der UN ausgesuchtem Jahres-Motto „Abwasser“ widmet.
Wasser, wichtiger als Öl
Auf dem Sommer-Forum über die Perspektiven der irischen Agrarwirtschaft 2030 rückte Dr. Gale Buchanan aus dem amerikanischen Landwirtschaftsministerium das Wasser in den Fokus: „Die Landwirtschaft ist der größte einzelne Wasserkonsument in der Welt. Global gesehen bewässern die Bauern fünf mal mehr Land als zu Beginn der 1920er Jahre. Heute stammen 40 Prozent der Nahrungsmittel von bewässerten Flächen. Die Wasserressourcen sind in vielen Ländern bereits begrenzt und mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt mit Wasserknappheit.“
Ein Europäer verbraucht rund 200 Liter Wasser jeden Tag. Ein Nordamerikaner kommt auf das Doppelte – einer arme Person in einem Entwicklungsland stehen für Trinken, Waschen und Kochen nur 10 Liter zur Verfügung.
Aber Wasser ist nicht nur knapp. Nach Angaben des Water Supply and Sanitation Collaborative Council entstehen 88 Prozent aller Krankheiten durch unhygienisches Wasser. Den Entwicklungsländern gehen dadurch rund 5 Milliarden Arbeitstage im Jahr verloren.
Gerade die fehlenden sanitären Einrichtungen sind ein Skandal, so das siwi. 2,5 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen, Durchfall tötet jährlich rund 1,4 Millionen Kinder. Dabei ist der Aufbau einer Abwasserinfrastruktur eine der kosteneffektivsten Investitionen.
Die Welt braucht Wasser
Erdöl ist nicht das wichtigste Schmiermittel für die Wirtschaft. Es ist das Wasser. Kraftwerke brauchen Kühlwasser, hydroelektrische Turbinen stellen Strom für die Industrie her und nachwachsende Rohstoffe brauchen Wasser zur Bildung der organischer Substanz. Kein Wunder, dass die UN davor warnen, dass fehlende Wasserressourcen eine globale Krise auslösen können. So werden in der kommenden Woche die Experten auch darüber diskutieren, ob auch der Wasserverbrauch seinen Peak erreicht hat und das nasse Element wie Erdöl immer weniger zur Verfügung steht?
Auch der Klimawandel steht auf der Agenda. Wenn in Asien und Lateinamerika die Gletscher verschwunden sind, fehlen vielen Ländern die Süßwasserreservoirs für ihre Landwirtschaft.
Wo soll das Wasser herkommen? 2050 sind drei Milliarden Menschen mehr zu ernähren und mit Energie zu versorgen. Dazu braucht die Welt etwa 50 Prozent mehr Wasser, als sie heute nutzt. Die Wissenschaftler wollen in der kommenden Woche Synergien zwischen Landnutzung und effektiven Wassergebrauch finden.
Lesestoff:
Etliche Vortragsfolien werden während der Konferenz auf www.worldwaterweek.org eingestellt.
roRo