Tankstellen- und Heizerbienen

Landwirtschaft

Imkereien und Vereine laden zum Tag der Imker

Die Honigvorräte befinden sich am Rande der Wabe in maximaler Entfernung vom beheizten Brutnest. „Tankstellenbienen“ beladen sich an offenen Waben mit Nektar- oder Honig. Dann machen sie sich in das Innere des Bienennestes auf und suchen in völliger Dunkelheit nach erschöpften Heizerbienen mit noch etwas Restwärme. Mit einem „süßen Kuss“ übertragen sie den Honig direkt von Bienenmund zu Bienenmund und die Heizerbiene macht sich wieder auf den Weg in die Zelle, um die Puppen zu wärmen. Bevor sie in die Zelle kriechen, heizen sie ihren Brustbereich bereits auf bis zu 43 °C Temperatur auf. Zwischen drei und 30 Minuten kann die Biene die Wärme abgeben und sucht dann wieder nach einer Tankstellenbiene.
Die Heizleistung kommt aus dem Honig. Nach 30 Minuten hat sie 120 Joule verbrannt, die sie vor allem aus dem Zucker in ihrer Hämolymphe bezieht. Während der gesamten Brutperiode verbrennen die Heizbienen mit etwa zwei Millionen Kilojoule mehr als zwei Drittel der im Sommer insgesamt verbrauchten Energie. Mit zwei Millionen Kilojoule temperiert sich auch die Wintertraube. Zum Vergleich: Der Nektar im Kropf einer einzelnen zum Stock zurückkehrenden Biene entspricht 500 Joule.

Vier Milliarden Euro Umsatz
Am 07. Juli gewähren Imker und Vereine Einblicke in ihre Arbeit. Schwerpunkt ist in diesem Jahr die Bedeutung der Bestäubungsleistung der Honigbienen. 85 Prozent der landwirtschaftlichen Erträge mit einem Umsatzvolumen von vier Milliarden Euro sind von dem sprichwörtlichen Fleiß der kleinsten landwirtschaftlichen Nutztiere abhängig. Weltweit sind es sogar 70 Milliarden US-Dollar. Platz drei nach Rind und Schwein.
Dem Deutschen Imkerbund gehören als größtem Verband 80.000 Imker an.
Das Bienenmuseum in Weimar begeht diesen Tag morgen gleichzeitig mit seinem 100. Geburtstag [s. Terminvorschau].

Biene ist nicht gleich Biene
Die Bienen, die heute unsere Blüten besuchen, sind nicht mehr die Nachfahren der Bienen, die bis 1850 unterwegs waren. Damals war es die so genannte dunkle Biene, die Mellifera. Zur Steigerung der Honigerträge wurde jedoch zwischen 1850 und 1930 die Italienische Honigbiene „Ligustica“ eingekreuzt, was jedoch, so Adrian Mork, Länderrepräsentant NRW der Gesellschaft zum Erhalt der dunklen Biene, auch die Stechlustigkeit erhöhte. Nach mehreren Generationen sank bei den Hybriden die Vitalität und ab 1900 traten bei den Bienen vermehrt gesundheitliche Probleme auf, die zu sinkendem Honigertrag führten. Der neueste Hit für das Einkreuzen neuer Tiere zur Erhöhung der Leistung, ist die Carnica. Diese Biene kommt aus dem Nord-Balkan und verdrängt die Restbestände der dunklen einheimischen Biene. Mittlerweile gibt es in Übersee hoch spezialisierte Betriebe, die Ligustica-Bienen für den weltweiten Export züchten.
Rote MauerbieneDer Biene geht es nicht gut. Varroa-Milbe und Bienenstockkäfer machen den kleinen Summern sehr zu schaffen. Die Forschung will mit der Roten Mauerbiene den Imkern weiter helfen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert ein Projekt des Zoologischen Institut und Museum der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald mit 120.000 Euro. Die Rote Mauerbiene (Osima bicornis) sei „extrem anpassungsfähig, leicht zu halten und ist ein höchst wirkungsvoller Obstbaumbestäuber mit wesentlich größerer Leistung als die Honigbiene“, findet Prof. Dr. Gerd Müller-Motzfeld aus Greifswald.

Dem freien Flug Grenzen setzen
Harschen Gegenwind verspüren allerdings derzeit die Imker. Auch Ihnen geht es nicht gut. Sie wissen nicht wie sie ihren Honig frei von Pollen gentechnisch veränderter Pflanzen halten können, wenn in der Umgebung eines Bienenstocks diese Pflanzen angebaut werden. Sie feierten vor kurzem das Urteil des Augsburger Verwaltungsgerichtes, dass einem Imker Recht gab, den Bt-Mais in seiner Nachbarschaft nicht abblühen zu lassen. Ende Juni allerdings hat der Verwaltungsgerichtshof München das Augsburger Urteil aber wieder aufgehoben, weil zwar Lebensmittel, sobald sie MON810 aufweisen, nicht zugelassen sind, aber dieser Grundsatz gelte nicht für Honig. Peter Röhrig, Gentechnikexperte des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BOLW) wertet die Sonderstellung des Honig als skandalös. Ein Imker könne dem Gericht zur Folge keine Haftungsansprüche bei Absatzschwierigkeiten geltend machen.
Ähnlich erging es fast zeitgleich einem Brandenburger Imker, dessen Bienen ein Feld mit Bt-Mais in ihrem Flugbereich haben. Das Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) hatte einen Erlass bereits abgelehnt und das Oberverwaltungsgericht Berlin Brandenburg wies am 27. Juni die Beschwerde des Imkers ab: „Es sei schon fraglich, ob die Auffassung des Imkers zutreffe, dass sein Honig durch den minimalen Eintrag von Pollen der gentechnisch veränderten Maispflanzen seine Verkehrsfähigkeit verliere. Jedenfalls dürften die aus dem Grundsatz der Koexistenz zwischen der Gentechnik nutzender, herkömmlicher und ökologischer Wirtschaftsweise folgenden Vorsorgepflichten der Landwirte nicht so weit gehen, dass sie auf die Befruchtung der Maispflanzen und damit auf die Ernte verzichten müssten. Vielmehr sei es dem Imker zuzumuten, seine Bienen für die relativ kurze Zeit der Maisblüte an einen Standort zu versetzen, von dem aus die Bienen die Gen-Maisfelder nicht erreichen.“ So der Beschluss des 11. Senats vom 27. Juni 2007 (OVG 11 S 54.07).

Welche Imker und Vereine spezielle Veranstaltungen zum Tag der Imker anbieten können Sie unter www.deutscherimkerbund.de einsehen.

Morgen folgt Teil II mit einem Rezept, mehr Forschung und der Buchempfehlung, die Ihnen mehr Details enthüllt, als die Existenz von Heizerbienen.

VLE; Foto: DBU

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