Tausend Wege führen zum LELF
Landwirtschaft
LELF: 20 Jahre im Dienst für den ländlichen Raum
Zur Gründung des LELF vor 20 Jahren stand das „E“ für
Ernährung. Seit dem immer wieder umbenannt, neu strukturiert, aber immer
präsent steht LELF heute für „Landesamt für Ländliche Entwicklung,
Landwirtschaft und Flurneuordnung“. Dahinter verbirgt sich die oberste
Landesbehörde Brandenburgs, die für 90 Prozent der märkischen Fläche, also dem
ländlichen Raum und seit einem Staatsvertrag auch für Berlin mit seinen 60
landwirtschaftlichen Betrieben zuständig ist.
Anlässlich des Jubiläums haben die vier
Abteilungsleiter des LELF am Dienstsitz Teltow-Ruhlsdorf bei Berlin ihr
Aufgabenspektrum vorgestellt. Das Fazit vorneweg: Ohne LELF gibt es keine
Aktivitäten im ländlichen Raum. Die Behörde arbeitet für Bauern, Handwerker,
Kommunen und Kleingärtner.
Landwirtschaft und Gartenbau
Die Verwaltung und berufsständische Vertretung ist bei
Dr. Jürgen Trilk zu Hause. Hier finden die Bauern Informationen und
Datensammlungen für ihre tägliche Praxis. Daten für die Betriebspraxis,
langfristige Untersuchungen zum biologischen Pflanzenschutz bei Zierpflanzen,
verschiedene Düngungsvarianten bei pflugloser Bodenbearbeitung und
Grunddüngungsversuche auf Grünland. In dieser Abteilung setzt die obere
Landesbehörde die Düngemittelgesetze oder die Verteilung der Milchquoten um.
Zwischen 60 und 70 Fachveranstaltungen informieren Landwirte und Kleingärtner
über aktuelle Entwicklungen. So steht der 28. September ganz im Tag des
Schweinehalters. Vor kurzem hatten Gärtner auf dem Chrysanthementag
Gelegenheit, sich über die Kostenstruktur der Chrysanthmenkultur oder Aktuelles
aus dem Pflanzenschutz zu informieren.
Ein wichtiger Bereich ist die Ausbildung, so Dr. Trilk.
Seit Bestehen des LELF wurden in zehn Berufen insgesamt über 24.000
Berufsabschluss- und mehr als 1.500 Meisterprüfungen durchgeführt. In den alten
Bundesländern haben die meisten Lehrlinge einen bäuerlichen Hintergrund und
wollen den elterlichen Hof übernehmen. In den neuen Bundesländern müssen die
Betriebe um Auszubildende aus dem städtischen Milieu werben und stehen mit
anderen Wirtschaftssektoren oft in direkter Konkurrenz. Nach Dr. Trilk ist das
aber nicht neu, sondern schon vor der Wende gängige Praxis gewesen. Eine höhere
Durchfallquote bei den grünen gegenüber anderen Berufen sieht Dr. Trilk nicht.
Alle Ausbilder beklagen den schlechten Bildungsstand von Schulabgängern. Im
Agrarbereich unterschätzen viele die anspruchsvolle Tätigkeit. Neben
handwerklichem Geschick und Computerwissen ist auch technisches Verständnis
gefragt.
Dr. Lochow (in Stein), Dr. Trilk, Präsident Dirk
Ilgenstein, Sylvia
Roeder, Rainer Sünderhauf, Peter Hartig (v.l.n.r.)
Service und Fördermanagement
Die Schnittstelle zwischen Brüsseler Agrarpolitik und
Hoftor ist die Abteilung von Peter Hartig. Hier werden die rund 400 Millionen
Euro jährlichen Direktzahlungen auf die verschiedenen Förderprogramme verteilt,
die Brandenburg zustehen. Mittlerweile werden mehr als 90 Prozent der Anträge
online eingereicht. Sobald es aber Änderungen bei den Richtlinien gibt, müssen
diese in den Computerprogrammen eingepflegt werden. Nicht nur das. Die
Abteilung führt auch die Kontrollen vor Ort durch, ob die Betriebe auch
wirklich so viel Meter Hecken angepflanzt haben, wie angegeben. Aus Sicht des
Praktikers ist von einem Bürokratieabbau im Agrarbereich nichts zu spüren –
trotz wiederkehrender Bekenntnisse von Agrarministern, ihn umzusetzen.
Eine andere wichtige Aufgabe der Abteilung ist das
„Zurechtrücken der Möbel“ im eigenen Haus. Neue Schwerpunkte, Stellenabbau oder
die Ausgliederung der Abteilung Verbraucherschutz erfordern neue Strukturen,
Laborkapazitäten oder eine neue Kommunikationskultur. Grundsätzlich müsse mit
weniger Personal eine wachsende Aufgabenvielfalt durchgeführt werden.
Der Pflanzenschutzdienst
Jährlich werden rund 60.000 Hektar Raps in Brandenburg
angebaut. Ob die Bauern beispielsweise gegen den Schädling Rapsglanzkäfer
vorgehen sollen oder nicht, ist daher eine Frage von großer Bedeutung. Hier
hilft der Pflanzenschutzdienst, der mit Feldbeobachtungen und Wetterdienst
Befallsprognosen ausarbeitet. Bis zwei Wochen vor der Blüte können noch vier
Käfer pro Pflanze geduldet werden. Sind es mehr, dann muss gespritzt werden.
Eine praktische Hilfestellung, die auf der Internetseite www.isip.de
zusammengestellt ist.
Der Pflanzenschutzdienst kümmert sich auch um die
vielen Kleingärtner in und rund um Berlin, unterstreicht Sylvia Roeder. Das
LELF hat die Broschüre „Pflanzenschutz im Kleingarten“ herausgebracht, die mit
Bildern und Tipps für verschiedene Bekämpfungsmaßnahmen, den Klein- und
Hobbygärtner eine Hilfestellung gegen Milben, Viren, Läuse und Pilze ist.
Als neue Aufgabe wird das LELF den
Pflanzengesundheitsdienst am neuen Flughafen Berlin-Brandenburg aufnehmen. Noch
am alten Airport tätig, wurde für den größeren BBI das mögliche Handelsvolumen
schon bei der Planung berechnet, wie viele Pflanzen im Handgepäck und der
Luftfracht auf unerwünschte Schädlinge hin untersucht werden müssen. Die
Mitarbeiter sind bereits in der Ausbildung. Selbst das Verpackungsholz wird
untersucht. In Paletten und Kisten versteckt könnte die Kiefernholznematode
einreisen, wie es ihr kürzlich schon nach Portugal gelang und großen Schaden
anrichtete. Ein unentdecktes Einreisen würde die Brandenburger Kiefernbestände
gefährden.
Landentwicklung und Flurneuordnung
Die Dörfer in Brandenburg haben in den letzten 20
Jahren große Änderungen erfahren und der demografische Wandel setzt dem
ländlichen Raum auch künftig zu. Regionale Wertschöpfungsketten, Vernetzungen
zwischen Landwirtschaft und Tourismus, Wegebau
und Breitbandversorgung: Das sind die Themen der Abteilung von Rainer
Sünderhauf. Auch seine Arbeit hat sich gewandelt. Gingen die Entwickler des
ländlichen Raums früher in das Dorf und setzten Projekte selbst um, prüfen und
bewilligen sie heute nur noch die Anträge. Zum einen kommen die Akteure der
ländlichen Entwicklung mittlerweile aus verschiedenen Ressorts zusammen. Zum
anderen sind Anträge und rechtlichen Vorschriften so kompliziert geworden, dass
sie praktisch einen eigenen Fachbereich beanspruchen.
Im Rahmen der Flurneuordnung widmet sich das LELF um
die Folgen des Braunkohletagebaus. Sind die Bergleute weg, bewerben sich
Landwirte, der Naturschutz oder der Forst um die Flächen. Diese müssen mit
Wegebau erschlossen werden und sollen so abgegrenzt sein, dass sie eine
wirtschaftliche Bearbeitung zulassen.
In diesem Zusammenhang erwähnt Rainer Sünderhauf, dass
das LELF „Diener zweier Herren ist“. Die oberste Landesbehörde ist sowohl für
das Landwirtschafts- als auch für das Umweltministerium erster Ansprechpartner.
Historischer Standort
Der Dienstsitz Ruhlsdorf ist für die Agrargeschichte ein historischer Standort. 1918 wurde hier die erste und bekannteste Versuchsanlage für die Schweinezucht und Schweinehaltung errichtet. Dr. Ferdinand von Lochow wird auf einer Stele im Hof gewürdigt. Er hat sich nicht nur um die Roggenzucht verdient gemacht, sondern mit den so genannten Lochow-Ställen die bis dahin üblichen engen Buchten artgerechter gestaltet. Auf dem Gelände gibt es übrigens auch ein Schweinemuseum, das von der Herkunft, der Kultur und die Haltungsgeschichte des Hausschweins erzählt. www.deutsches-schweinemuseum.de
Lesestoff:
Das LELF mit seinem gesamten Angebot finden Sie unter http://lelf.brandenburg.de
Aktuell stehen die Landessortenversuche des LELF auf
der Kippe, weil der Haushalt des Landes Brandenburgs diese kaum noch
finanzieren will. Einen Hintergrundbericht finden Sie hier.
Roland Krieg (Text und Foto)