The British Future of Food and Farming

Landwirtschaft

Britanniens Agrarpolitik 2020

Michael Gove

Im nächsten Jahr ist es soweit. Großbritannien verlässt die EU. Nach einer Übergangszeit muss sich das Vereinte Königreich mit anderen Ländern neu verbunden haben und im Bereich der Agrarpolitik auf eigenen Füßen stehen. In Anspielung auf die EU-Pläne zur Gemeinsamen Agrarpolitik 2020 hat Agrarminister Michael Gove am Dienstag vor dem britischen Bauernverband den gleichen Arbeitstitel „Future of Food and Farming“ gewählt – und mit der britischen Sichtweise verknüpft. Das formulierte Ziel zeigt keinen Unterschied zwischen GB und der EU: „Wir wollen einen gesunden und schönen ländlichen Raum, in dem Lebensmittel erzeugt werden, die uns gesünder machen, in einer Gesellschaft, die eine natürlichere Einstellung zur Natur hat und eine Haltung vorzeigt, die Dauerhaftigkeit, Bewahrung natürlicher Güter, Traditionen und das ländliche Leben respektieren.“

The green fokus

Die britische Agrarpolitik soll vor allem grüner werden. Die Nahrungsmittelproduktion sei das Herz der bäuerlichen Arbeit, sagte Gove. Die Landwirte sind Bewahrer der Landschaft und sollen für die öffentlichen Leistungen auch honoriert werden. Die Betriebe müssten daher produktiv, wirtschaftlich und erfolgreich aufgestellt sein. Ziel werde eine hochqualitative lokale Lebensmittelerzeugung sein. Das wurde nach Gove in den vergangenen Jahrzehnten in London vernachlässigt. Der Agrarbereich steht in der Rangordnung des Parlaments an der Whitehall ziemlich weit unten. Gove will dem Sektor zu einer höheren Wertschätzung in der Politik verhelfen. Die Ursache für die geringe Beachtung liege in der GAP der EU. „Das war ein Fehler“, sagte Gove.

The Change

Der Austritt aus der EU bietet dem Agrar- und Ernährungsgewerbe neue Möglichkeiten. Schon in den letzten Jahren hat der Sektor Wachstum aufgezeigt [1]. Gove setzt auf die hohe Kaufkraft der Briten, die eine Neuorientierung des Wirtschaftsbereiches unterstützen soll.

Doch egal, ob innerhalb oder außerhalb der EU: Bevölkerungswachstum, technologische Erneuerung, Druck auf die Umweltressourcen und neue soziale Verhältnisse erfordern einen Wandel weltweit. Das ist keine britische Sonderaufgabe. Und Gove hofft auf Unterstützung aus Nordirland, Schottland und Wales.

BAP 2020

Ende des Jahres will Gove einen ersten Entwurf für die Britische Agrarpolitik (BAP) für die Jahre ab 2020 vorlegen. Auszahlungen sollen nicht mehr an die Fläche gebunden sein. Das habe die Bodenpreise erhöht und Kapital unnötig gebunden. Junglandwirte haben es dann schwerer, Betriebe zu übernehmen und neue zu gründen. Neue Bauerntalente sollen mit Innovationen angelockt werden. Damit sie die Betriebe weiter führen, soll das Prüfsystem stark vereinfacht werden. Jährliche und bürokratische Kontrollen seien ineffizient und abschreckend.

Auszahlungen sollen an Umweltleistungen gekoppelt werden. Je höher die Leistung, desto höher der Betrag. So betrügen die jährlichen Kosten der Bodendegradation in England und Wales alleine rund 1,2 Milliarden britische Pfund. Das müsse aufhören. Er bat alle Beteiligten zu kreativen Beiträgen der Umsetzung. Ein fertiges Modell hat Gove derzeit noch nicht.

Großbritannien gilt als technologieoffen. Automatisierung, Big Data, Rückverfolgbarkeit, Genom Editing und andere Entwicklungen sollen die britischen Betriebe effizienter machen und an die künftigen Herausforderungen anpassen.

Breitband ist daher auch in Britannien ein Thema. Doch die Insel hat dem Kontinent einiges voraus. Im Jahr 2010 hatten sie schon eine Breitbandabdeckung von 65 Prozent und Ende 2017 eine von 95 Prozent erreicht. Bis 2022 will Großbritannien bei Hochgeschwindigkeitsnetzen und Mobilfunkabdeckung von 95 Prozent erreicht haben.

Seasonal Workers

Nur ein Problem sieht Gove. Britische Betriebe basieren auf feste und saisonale Arbeitskräfte aus dem Ausland. Das werde an der Whitehll oft übersehen. Sowohl in der Tierhaltung, im Obst- und Gemüsesektor als auch bei den Veterinären sind es zu 90 Prozent hochspezialisierte Arbeiter aus der EU27. Gove ruft die Betriebe zu mehr Kreativität auf und will die Suche nach Arbeitskräften auf neue Nationen ausweiten.

Lesestoff:

[1] Whisky ist britischer Exportschlager: https://herd-und-hof.de/handel-/grossbritannien-mit-rekordexport-bei-agrarguetern.html

Roland Krieg; Foto: DEFRA

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