Thema Glyphosat ohne Ende

Landwirtschaft

Ausschuss lehnt Glyphosat-Einschränkung ab

Das Thema Glyphosat hat durch eine Studie zur möglichen Krebsförderung an Schwung gewonnen. Eine Studie auf der Tagung der Internationalen Agentur zur Krebsforschung hat diese Möglichkeit in Erwägung gezogen und die Umweltverbände zur prompten Reaktion gezwungen. Eine EU-Wiederzulassung kommt nach der BUND-Expertin Heike Moldenhauer nicht mehr in Frage. Im aktuellen Bericht des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) wurde diese Studie noch als Anhang an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA weitergereicht.

Die Einladung zu einem Expertengespräch vergangenen Montag hat die „Glyphosate Task Force“ (GFT), einem informellen Zusammenschluss verschiedener Agrochemieunternehmen in Frankfurt, abgelehnt. Sie vertraut der wissenschaftlichen Bewertung der neuen Studie, die bei der Weltgesundheitsorganisation eingerichtet wurde. Das Ergebnis ist noch offen.

Keine Ausschussmehrheit

Älter als diese jüngste Entwicklung ist der Antrag der Linksfraktion, die „Zulassung glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel“ einzuschränken. Nach fast einem Jahr kommt der Antrag aus dem Agrarausschuss zurück und wird abgelehnt. Die CDU/CSU-Fraktion wirft Kritikern eine Stellvertreterdiskussion vor. Sie lehne Glyphosat ab, weil es außerhalb Deutschlands im Zusammenhang mit dem Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen eingesetzt wird. Die vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) durchgeführten Anwendungskonkretisierungen im Jahr 2014 habe die Verwendung in Deutschland sicher gemacht. Auch die Sozialdemokraten lehnen den Antrag ab – fordern aber eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema. Die SPD hat noch die aktuelle Studie über die Einstufung „wahrscheinlich krebserregend“ wahrgenommen und fordert eine Folgenabschätzung beim Einsatz des Mittels.

Neuer Antrag

Bündnis 90/Die Grünen haben am Mittwoch einen neuen Antrag eingereicht. Der bezieht sich auf eine Recherche des Pestizid Aktions-Netzwerks vom April 2015, nach der mindestens zehn Studien über die Krebsgefahr von Glyphosat berichten. Grundlage ist ausgelöster „oxidativer Stress“, der als Entstehungsgefahr für Krebs gilt. Diese Studien fehlten in der Risikobewertung des BfR.

Glyphosatresistenzen nehmen zu

Das amerikanische Magazin Weed Science Society of America (WSSA) berichtete in der letzten Woche von einer Studie über zunehmende Resistenzen durch die Anwendung von Glyphosat. Die Radmelde gehört zu den Fuchsschwanzgewächsen und ist ein ausdauernder Halbstrauch, der sich seit 2012 in den westlichen US-Bundesstaaten und Kanada auf Ackerland, Grünland und Weiden ausbreitet. Die ersten Glyphosatresistenten Melde-Arten wurden 2007 gefunden. In den nächsten fünf Jahren findet sich die Pflanze nicht mehr nur auf 47, sondern auf 70 Prozent aller Äcker. Im gleichen Zeitraum nahm die Verwendung von Glyphosat um 52 Prozent zu, die Nutzungsfrequenz um 45 Prozent. Die Farmer haben ihr Unkrautmanagement geändert. Seit 2012 verwenden sie Glyphosat nur noch auf 15 Prozent ihrer Felder als alleiniges Mittel und der Pflug hat seine Renaissance gefunden.

Lesestoff:

Amar S. Godar and Phillip W. Stahlman (2015) Consultant's Perspective on the Evolution and Management of Glyphosate-Resistant Kochia (Kochia scoparia) in Western Kansas. Weed Technology: April-June, Vol. 29, No. 2, pp. 318-328. doi: http://dx.doi.org/10.1614/WT-D-14-00043.1

Roland Krieg

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