Tierärzte kritisieren vereinfachte Fleischbeschau
Landwirtschaft
Tierärzte kritisieren vereinfachte Fleischbeschau
Das EU-Parlament stimmte in der vergangenen Woche dem umstrittenen Kommissions-Vorschlag für eine vereinfachte Fleischbeschau bei Schweinefleisch zu [1]. Die Bundestierärztekammer (BTK) sieht das kritisch: „Es besteht die Gefahr, dass Krankheiten übersehen und nicht lebensmitteltaugliche Tiere in den Verkehr gebracht werden. Gerade für die Diagnose mancher auf den Menschen übertragbarer Infektionskrankheiten reicht eine visuelle Kontrolle alleine nicht aus. So ist zum Beispiel ein Aufschneiden des Herzens wichtig, um die Krankheit Rotlauf festzustellen, zur Diagnose von Tuberkulose müssen die Lymphknoten ertastet werden“, erläuterte BTK-Präsident Prof. Dr. Theodor Mantel.
Rotlauf ist eine auf Menschen übertragbare bakterielle Krankheit beim Schwein. Bei Köchen, Wildhändlern und Fleischern gilt Rotlauf als Berufskrankheit. Sie verursacht ein Jucken und Brennen sowie ein Anschwellen der Lymphknoten an der Eintrittsstelle.
Ohne Tasten und Beschneiden können auch Abszesse übersehen werden. Tierärzte wissen, wie sie die notwendige Hygiene aufrechterhalten können. Daher sei die Gefahr einer Kreuzkontamination, wie sie von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit angeführt wird, „Nonsens“, so Prof. Mantel. Vor dem Anschneiden von verdächtigem Gewebe müsse beispielsweise das Messer gewechselt werden.
Glücklich zeigt sich Mantel, weil die EU-Kommission die Weisungsbefugnis bei den Amtstierärzten gelassen hat.
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