Tierhaltungskennzeichen ohne Finanzierung
Landwirtschaft
Dem Willen fehlt das Geld
Hartnäckig rührt Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir die Werbetrommel für sein angekündigtes Tierhaltungskennzeichen [3]. Mittlerweile gibt es nach dem Eckpunktepapier einen ersten Vorschlag. Der wichtigste Punkt: Es gibt nach wie vor keine Finanzierung. Und ohne Finanzierung wird nach Ansicht von Thomas Schröder vom Deutschen Tierschutzbund, kein Landwirt an einen Umbau denken. Und weiter kritisiert er: „Statt dem Verbraucher Transparenz über die gesamte Lebensspanne des Tieres zu bieten und aus Tierschutzsicht zu bewerten, wird nur die Form der Haltung dargestellt. Ein Anreiz zur Verbesserung der Haltung ist nicht vorgesehen. So wird die Verantwortung für mehr Tierschutz wieder auf den Verbraucher abgeschoben, das Ordnungsrecht bleibt unverändert. Damit wird eine Chance vertan.“
Der Tierschutzverband „Vier Pfoten“ kritisiert: „Der jetzt vorgestellte Referentenentwurf ist leider eine herbe Enttäuschung. Er scheitert an seiner zentralen Aufgabe, transparent zu informieren und so eine Lenkungsentwicklung beim Konsum tierischer Produkte zu entfalten. Gerade die vorgeschlagenen Haltungsformen „Stall“, „Stall+Platz“ und „Frischluftstall“ zeichnen kein aussagekräftiges und unterscheidbares Bild über die Art und Weise, wie die Tiere wirklich gehalten und inwiefern ihre arteigenen Bedürfnisse erfüllt werden.
Die Deutsche Geflügelwirtschaft bezeichnet den Entwurf nach veröffentlichen Verlautbarungen als „Muster ohne Wert“. Basis bleibt das vorgestellte Eckpunktepapier. beschränkt sich weitestgehend auf den Vermarktungsweg Handel, lässt den gesamten Bereich des Außer-Haus-Verzehrs bzw. der Gastronomie außen vor und vergisst zudem, weiterverarbeitete Fleischerzeugnisse in den Regelungsbereich mit aufzunehmen. „Der vorliegende Referentenentwurf kann und darf in dieser Form nicht Gesetz werden“, kritisiert Friedrich-Otto Ripke, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. (ZDG). Mit der Einführung dieser Kennzeichnung dürfte es keine anderen Kennzeichnungslabel mehr geben, an die sich Konsumenten mittlerweile gewöhnt haben. Das bewährte und inzwischen bei Dreivierteln der deutschen Verbrauchern gut bekannte Label der Initiative Tierwohl, das auf über 80% der geflügelfleischhaltigen Lebensmitteln vorhanden ist, werden wir uns nicht verbieten lassen!“ hebt Friedrich-Otto Ripke hervor.
Der wichtigste Punkt für den ZDG ist aber auch: Klärung der Finanzierung und sichere Mehrkostenerstattung für die Landwirte über einen Zeitraum von 20 Jahren.
Lesestoff:
[1] Langes Warten auf wenig Haltung: Vergleich zur LEH-Kennzeichnung: Marktplatz Leseclub 23/2022
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