Tierproduktion in Asien und Osteuropa
Landwirtschaft
IAMO-Forum zur GFFA

Die zunehmende Nachfrage nach tierischen Nahrungsmitteln stellt den Agrarsektor vor besondere Herausforderungen. Um den erhöhten Bedarf aufgrund des weltweiten Bevölkerungswachstums und steigenden Wohlstands zu decken, muss die Erzeugung tierischer Produkte und deren Handel intensiviert werden. Neben einer effizienten Tierhaltung sind auch umwelt- und klimagerechte Aspekte sowie der Tierschutz zu berücksichtigen. Die damit verbundenen Chancen und Risiken für Asien und osteuropäische Regionen wurden im Rahmen des Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) auf dem Fachpodium „Welchen Beitrag kann die Tierproduktion für die weltweite Ernährungssicherung leisten?“ Das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transökonomien (IAMO) in Halle (Saale) hatte Mitte Januar dabei die kleinbäuerlichen Strukturen und Industrialisierung in Asien und Osteuropa im Fokus.
Dr. Arnd Nenstiel, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Agrarwirtschaft beim Ostasiatischen Verein e.V. (OAV), betonte die besondere Bedeutung der Tierhaltung als einen wichtigen Wirtschaftszweig in vielen Regionen der Welt hin. Insbesondere in Asien mit 60 Prozent der Weltbevölkerung sei die steigende Nachfrage an tierischen Produkten deutlich zu spüren. So investieren chinesische wie auch internationale Unternehmen intensiv in die Viehproduktion Chinas. Derzeit vor allem in die produzierende und verarbeitende Milchindustrie. Bei der Umsetzung seien aber noch etliche Fragen seitens Politik und Wissenschaft offen.
Staatssekretär Dr. Hermann Onko Aeikens beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) will in den aktuell bestehenden bilateralen Kooperationsprojekten mit China und der Ukraine die Potenziale der Tierproduktion erarbeiten und bei der Weiterentwicklung Fehler vermeiden helfen. Im Vordergrund stehen der nachhaltige und schonende Ressourcenumgang, Klimawandel, Tierwohl, Fragen zu strukturellen und sozialen Folgen, Veränderungen der ländlichen Räume sowie offene und faire Handelsbeziehungen.
Die Ukraine verzeichnet nach Dr. Olga Trofimtseva, Stellvertretende Ministerin für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine, im Bereich Bio- und Ökolandbau in den letzten Jahren große Erfolge. Die Tierhaltung ist mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion deutlich zurückgegangen. Heute stamme über die Hälfte aller Fleischerzeugnisse der Ukraine noch aus privaten Haushalten und von Kleinbauern. Die Abwanderung aus den ländlichen Räumen und die geringe inländische Kaufkraft, insbesondere für Rindfleisch, stelle ein zusätzliches Probleme für die Weiterentwicklung des Sektors dar. Nach Trofimtseva müsse mehr in die Tierproduktion investiert werden. Es sei die Implementierung von EU-Standards und der Ausbau der Handelsbeziehungen erforderlich. Die Balance zwischen globalen und regionalen Märkten müsse aber ausgewogen bleiben.
Dr. Shenggen Fan, Generaldirektor des International Food Policy Research Institute (IFPRI), setzte sich mit den negativen Folgen der zunehmenden Tierproduktion auseinander. Die Auswirkungen auf Klima und Umwelt sowie die hohen finanziellen Ausgaben sind für Kleinbauern meist schwer zu bewältigen. Die Politik ist gefordert, die Praktiken der Tierproduktion zu beeinflussen und eine gesunde Ernährungsweise durch geringen Fleischkonsum in der Bevölkerung zu unterstützen. Um die drastische Treibhausgasemission zu reduzieren, seien gezielte Maßnahmen, wie etwa die Besteuerung von emissionsintensiven Nahrungsmitteln, zu treffen.
Die Tierproduktion kann jedoch nach Dr. Jean-Louis Peyraud, Wissenschaftlicher Vizedirektor für Agrarwirtschaft am Nationalen Institut für Agrarforschung Frankreich (INRA), durch einen zirkulierenden biobasierten Ansatz effizienter gestaltet werden. In diesem Kreislauf werden Pflanzen- und Tierprodukte stärker miteinander verknüpft. Dabei werden auch die Nebenprodukte der Pflanzen als Tierfuttermittel und die entstehende Gülle durch Extraktion wiederum als Pflanzendünger eingesetzt.
Ralf Strassenmeyer, Geschäftsführer des internationalen Züchters Masterrind GmbH, will Kleinbauern mehr unterstützen und beraten. Themen sind moderne Technologien, qualifiziertes Management, Betriebsgröße und Ausbildung. Sonst könnten die Kleinbauern dem Konkurrenzdruck nicht standhalten
Roland Krieg / Daniela Schimming (IAMO) / Foto: BMEL / photothek.net