Tierqual systemimmanent?
Landwirtschaft
Strafanzeigen nach Report-Bericht
Das Magazin „Report Mainz“ zeigte am Montag abend Aufnahmen von einem Hühnerhof, bei dem Tiere ohne Grund getreten, geschlagen und in Transportkisten geschleudert wurden. Hühner wurden auch am Hals gepackt und mehrere Meter gegen die Wand geschleudert. Der Hof im niedersächsischen Twistringen gehört zur PHW-Gruppe, die wiederum zu Wiesenhof gehört, und 25.000 Hühner und Hähne auf einer Elterntierfarm hält.
Es hagelt Strafanzeigen
Edmund Haferbeck, Sprecher der Tierschutzorganisation Peta kündete am Dienstag eine Strafanzeige gegen Wiesenhof wegen Tierquälerei an.
Umgekehrt antwortet auch Wiesenhof mit Anzeigen. Das Unternehmen bedauerte, dass die Verstöße der Farmleiterin nicht den Behören oder Wiesenhof angezeigt wurde. Unabhängig habe Wiesenhof den Vertrag mit der Pächterin schon im November 2009 gekündigt. Wiesenhof stellt Strafanzeige gegen sie, weil sie gegen ihre vertragliche Aufsichtspflicht verstoßen, nicht die Behörden informiert habe und die Vorgehen zugelassen habe. Wiesenhof habe das Filmmaterial bereits am Freitag zuvor begutachten können und personelle Konsequenzen gezogen. Die Transportfirma werde nicht mehr für Wiesenhof arbeiten, teilt das Unternehmen mit.
Auch gegen Peta wird Wiesenhof Strafanzeige stellen. Die Firma hegt den Verdacht, „dass die Farmleiterin durch die Tierrechtsorganisation Peta instrumentalisiert wurde.“ Das Fehlverhalten wurde augenscheinlich geduldet, wenn nicht sogar gefördert, teilte Wiesenhof am Dienstag mit.
Tierqual ist systemimmanent
Derweil hat der Deutsche Tierschutzbund eine Tierqual in der Masthühnerhaltung als systemimmanent bezeichnet und eine Informationskampagne zur Grünen Woche angekündet. Die Firma Wiesenhof werbe vollmundig mit gesunden Hühnern, doch zeigten die Aufnahmen eine andere Wahrheit. Präsident Wolfgang Apel: „Es ist klar, dass eine Intensivhaltung der Hühner systemimmanente Tierquälereien mit sich bringt, die auch eine noch so gute Kontrolle nicht verhindert.“ Wenn die Politik versage, müssten die Verbraucher handeln, so Apel weiter und rief zu einem Boykott von Wiesenhof-Produkten auf.
Geflügelwirtschaft wehrt sich
Auch der Bundesverband bäuerlicher Hähnchenerzeuger (BVH) im Zentralverband der deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) hält die Vorkommnisse für völlig inakzeptabel – wehrt sich aber gegen den Boykott-Aufruf: „Wir wehren uns aber entschieden dagegen, das nun dieser Vorfall in einer der Hähnchenaufzucht vorgelagerten Stufe zum Anlass genommen wird, die gesamte deutsche Hähnchenhaltung in diese Ecke zu drängen“, so Rainer Wendt, Präsident des BVH und Vizepräsident des ZVG. Der BHV wirft dem Tierschutzbund eine Instrumentalisierung eines Einzelfalles zur pauschalen Verunglimpfung der Hähnchenaufzucht vor.
VLE