Tierschutz bei Tiertransporten
Landwirtschaft
Ohne Strukturwandel keine Tiertransportlösung
Wie lange sollen Tiere transportiert werden? Acht
Stunden oder vier? Die Frage bleibt aktuell und wird immer drängender. Nach
einem Bericht des Europaabgeordneten Janusz Wojciechowski, polnischer
Konservativer, im Agrarausschuss des Europaparlaments hat die Zahl der
Transporte in Europa zugenommen. Auch die Zeit wurde immer länger, was zu
unnötigen Auswirkungen auf die Umwelt und Gesellschaft führe. Generell sollen
die Kontrollen durch eine eigene Behörde verschärft werden. Wojciechowski
führte als Beispiel Polen an, wo Tiertransporte sowohl von Veterinären als auch
von der Polizei kontrolliert würden – in beiden Fällen jedoch keine prioritäre
Aufgabe sei. Eine eigenständige Kontrollinstanz würde die Kontrollen eher in
den Griff bekommen.
Die Transporte würden unnötige Kosten verursachen, die
derzeit die Unternehmen zahlen würden. Die Transporte verursachten unnötige
Kohlendioxidemissionen. Die erste Fassung eines Tierschutzberichtes beim
Tiertransport gehe von der These aus, dass es besser sei, Fleisch anstelle
lebender Tiere zu transportieren. Dazu müsste es aber mehr lokale Verarbeitungsbetriebe
geben.
Im Interesse Aller
Elisabeth Jeggle, Christdemokratin aus Deutschland,
favorisiert die Idee, Fleisch statt Lebendtiere zu transportieren. Die EU habe
in der Vergangenheit jedoch mit strengen Hygienevorschriften den Aufbau großer Schlachthöfe
forciert. Im Sinne des Tierschutzes müsse daher ein Umdenken beginnen.
Die liberale Politikerin Marit Paulsen aus Schweden
ergänzt, dass die Länge des Transportes nach wissenschaftlichen Erkenntnissen
durchgeführt werden sollten. Acht Stunden sei zwar eine griffige Formel für die
Verbraucher, für Geflügel sei jedoch deutlich zu lang und Turnierpferde könnten
über einen längeren Zeitraum transportiert werden.
Ausnahmen von der Acht-Stunden-Regel müssten auch
regional ausgesprochen werden dürfen, forderte John Stuart Agnew,
Freiheitsdemokrat aus England. Im August geht die Weidegrundlage für Schafe in
Schottland zu Ende, die dann nach Südengland verbracht werden. Schon in den
schottischen Bergen könnten die Transporter gerade einmal 50 Stundenkilometer
fahren, so dass eine Verbringung der Tiere niemals in acht Stunden zu
bewerkstelligen sei.
Tierschutz mehr als nur Transport
Nach Mairead McGuinness, Christdemokratin aus Irland,
wurde in ihrem Land das Tiertransportwesen subventioniert. Es wurden nicht nur
die Tiertransporter neu ausgerüstet sondern die Fahrer auch entsprechend
geschult. Eine kürzere Reisezeit bedeute nicht automatisch, dass es den Tieren
besser gehe, so McGuinness.
Zunächst einmal müssten die bestehenden Vorschriften in
Europa harmonisiert werden, forderte die niederländische Christdemokratin
Esther de Lange. Verstöße werden in einem Land mit 50, in einem anderen Land
mit 5.000 Euro geahndet, so dass ganze Länder auf einem Transport umfahren
werden. Nur ein „8-Stunden-Bericht“ fände im Europaparlament keine Mehrheit.
Karin Kadenbach, Sozialdemokratin aus Österreich
brachte es auf die Formel: „Ohne Strukturwandel in der Tierhaltung keine Lösung
der Tiertransportfrage!“ Die „8 Stunden“ stehen nur als Symbol für die
Tierhaltungsstruktur, die in Europa Einzug gehalten habe. Für den Transport
müsse es klare Anweisungen geben. Derzeit würden auf der Fläche eines
Doppelbettes vier Kühe oder zehn Schafe transportiert.
Wojciechowski wird die Strukturfrage in den Bericht für
die weitere Bearbeitung aufnehmen.
Lesestoff:
Schweden plädiert für eine Begrenzung auf acht Stunden
Die Linken im Bundestag wollen eine Reduzierung auf
vier Stunden bei gleichzeitiger Änderung der Tierhaltungsstruktur