Tierschutzverstoß: Wieder und wieder und wieder…

Landwirtschaft

Öffentliches Kontrollversagen

Kommentar

Man sollte den politischen Berufsverbänden in der Nutztierhaltung einen Baukasten für Reaktionen auf Tierschutzverstöße schenken: „Ich bin entsetzt über diese Bilder. Sie spiegeln auf keinen Fall die breite Basis der Nutztierhaltung wider. Ich verurteile die Zustände auf das Schärfste. Wir alle sollten die Konsequenzen daraus ziehen.“

In diesem Fall sprach der Landesbauernpräsident aus Brandenburg Hendrik Wendorff die Baukastensätze aus. In der letzten Woche wurden Bilder von verschiedenen Verstößen auf drei Schlachthöfen öffentlich. Unter anderem von einem Bio-Schlachthof in Brandenburg. Die „illegal“ aufgenommenen Bilder entsprechen dem Wirrspiel um Stalleinbrüche. Wieder einmal darf man einen Einbruch konstatieren, wieder einmal kann man ein öffentliches Interesse unterstreichen. Wie zuletzt, als zu Ostern 2018 das Thema hochkochte und die Nutztierhalterverbände das Urteil des OLG Naumburg kritisierten [1]. Bis in den Koalitionsvertrag hinein wird auf die Bilder und nicht auf die Ursachen eingeschlagen.

Erneut geht alles in die falsche Richtung, weil, so kommt aktuell der Kommentar von top agrar vom 17. November zum Schluss, die Bilder aufgenommen werden können, weil die öffentliche Kontrolle durch Veterinäre versagt. Das Monatsmagazin der Agrarbranche wirft amtlichen Tierärtzen und Mitarbeitern am Schlachtband das kontinuierliche Wegschauen vor. Das stellt den Tierrechtsorganisationen überhaupt erst ein Betätigungsfeld für schaurige Bilder zur Verfügung.

Sollen die guten Betriebe und die funktionierenden Schlachthöfe aus dem Pauschalvisier der Tierretter wirklich ausgenommen werden, muss die Branche endlich selbst die schwarzen Schafe identifizieren und bestrafen. Dabei ist auch die Politik für die freie Arbeit in ausreichender Anzahl von Amtstierärzten verantwortlich. Solange das (wieder einmal) nicht passiert, sind nicht nur die nächsten Bilder programmiert, sondern kann die Nutztierbranche keine Wertschätzung in der Öffentlichkeit gewinnen. Aufwachen Deutscher Bauernverband! Der hat bislang geschwiegen.

Lesestoff:

[1] Stalleinbruch: sie taten es schon wieder: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/stalleinbruch-sie-taten-es-wieder.html

Kommentar top agrar: https://www.topagrar.com/panorama/news/tierschutzverstoesse-an-schlachthoefen-gefaehrliches-schweigen-10099244.html

Roland Krieg

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