Tiertransportdebatte endet mit weiteren Empfehlungen
Landwirtschaft
Langstreckentiertransporte bleiben erlaubt
Die Empfehlungen des Sonderausschusses zum Schutz der Tiere beim Transport haben widersprüchliche Signale nach 18 Monaten Facharbeit ausgesandt. So endete das Votum im EU-Parlament am Donnerstag für eine radikale Überarbeitung der Tierschutzgesetzgebung aus dem Jahr 2005 ebenfalls nur mit teilweiser Verbesserung.
Daniel Buda von den rumänischen Christdemokraten sagte: „Tierwohl beim Transport ist nicht verhandelbar und muss bis zum Zielort respektiert werden.“ Seine Ko-Berichterstatterin Isabel Carvalhais von den portugiesischen Sozialdemokraten ergänzte: „Tierwohl ist ein Flaggschiff der EU.“ Der Bericht wurde mit 557 gegen 57 Stimmen bei 78 Enthaltungen angenommen. Jetzt sind Kommission und die EU-Agrarminister an der Reihe, die Empfehlungen umzusetzen.
Die Transportzeiten bleiben bei maximal acht Stunden. Schiffstransporte sollen 24 Stunden nicht überschreiten. Trächtige Tiere dürfen im letzten Drittel der Trächtigkeit nicht länger als vier Stunden gefahren werden. Nicht abgesetzte Saugkälber dürfen in den ersten vier Wochen nicht mehr transportiert werden, e sei denn sie werden vom Landwirt selbst über nicht mehr als 50 Kilometer gefahren.
Für das Beladen und Ausladen der Tiere sollen Videokameras die Vorgänge aufnehmen. Die nationalen Behörden sollten Transporte nur erlauben, wenn die Temperaturen voraussichtlich zwischen fünf und 30 Grad Celsius liegen. Sensoren sollen die Luft in den Transportern auf Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Ammoniakgehalt messen.
Langstreckentransporte sind nicht besonders geregelt. Sie sollen aber nur erlaubt sein wenn die Tiere genug Platz und Kopffreiheit haben und es ausreichend Ruheplätze zur Fütterung und Tränke gibt. Die Parlamentarier favorisieren weiterhin den Transport von Zuchtmaterial in Form von Samen und Embryonen sowie Fleisch statt Mastrinder. Spätestens bis 2023 soll die Kommission Pläne dazu vorlegen.
Die Tierrechtsorganisation Peta scheiterte mit Briefen an alle Abgeordneten, ganz auf Langstreckentransporte zu verzichten. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir müsse nun nachbessern.
Solange es kein Verbot gibt müssten die Mitgliedsländer schärfer kontrollieren, forderte der grüne Europaabgeordnete Martin Häusling: Der heute verabschiedete Bericht des Sonderausschusses bringt zwar einige Verbesserungen für die Weise, in der Tiere oft über lange Strecken transportiert werden. Doch ein wirkliches Ende des seit Jahren immer wieder beklagten, aber nie wirklich gestoppten Tierleids wird es auch jetzt nicht geben, solange Kommission und Mitgliedstaaten Verstöße nur lax oder gar nicht ahnden.
Tiertransporte sind nach dem Doppelverband europäischer Bauern und Genossenschaften (Copa Cogeca) für die Wertschöpfung in der Nutztierhaltung unabkömmlich. Änderungen müssten ausschließlich auf wissenschaftlicher Basis erfolgen, damit sie auch realitätsnah umgesetzt werden können. Wichtiger als Transportart und Transportdauer sei die Fitness der Tiere für den Transport.
EU-Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Stalle Kyriakides, versprach verschärfte Kontrollen sowie Erfassung und Austausch von Verstößen noch in diesem Jahr.
Roland Krieg
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