Tierwohl auf „Vier Pfoten“
Landwirtschaft
Der Wettbewerb um das Tierwohl läuft
Die Politik hadert bei ihrer Tierschutznovelle und der Bauernverband sieht keine praktikablen Modelle für die Ferkelkastration. Dennoch feiert in diesem Jahr das Westfleisch-Label sein zweijähriges Jubiläum und seit dem 01. Januar kommt der Tierschutzbund mit einem umfangreichen Kriterienkatalog in die Regale. Im Fahrwasser, aber weniger spektakulär angekündigt, bietet Kaufland in Zusammenarbeit mit der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ ein weiteres Tierwohl-Label an.
Gestartet mit ganzen Hühnchen in Ostdeutschland, soll das Geflügel in diesem Jahr deutschlandweit angeboten werden. Zielkorridor ist auch hier die konventionelle Tierhaltung, in der mit Hilfe des neuen Logos das Tierwohl auf breiter Basis verbessert werden soll. Das Label gibt es in zwei Stufen. Die Premiumstufe weist nach Angaben von „Vier Pfoten“ einen höheren Standard aus als Bio-Produkte. Daher wird sie mit drei Sternen ausgelobt. Während die Bio-Wirtschaft sich bei den Tierkriterien nur auf die Haltung fokussiere, will „Vier Pfoten“ mit seinem Label auch den Transport und die Schlachtung mit berücksichtigen. Nutzen können die Bio-Bauern das Logo auch: „Mit kleinen Anpassungen könnten sie dann zusätzlich zu ihrem Bio-Label auch zu mehr Tierschutz beitragen – ein besseres Bio also“, schreiben die Tierschützer in ihrer Begründung.
Kriterien Masthühner
Als Masthühner werden langsam wachsende Rassen verwendet, die nicht mehr al 45 Gramm am Tag zulegen und erst mit 56 Tagen schlachtreif sind. Die konventionelle Mastdauer beträgt etwa 32 Tage. Neben dem Außenklimabereich sind die Stallungen auch mit Fenstern für Tageslicht versehen. In der Premiumstufe gibt es eine Bestandsobergrenze bei 4.800 Tieren pro Gruppe mit einem Platzangebot von 10 Tieren je Quadratmeter. Der Auslauf ist mindestens zur Hälfte bewachsen.
Für den Transport wird die Dauer auf vier Stunden begrenzt und die Ladedichte vorgeschrieben.
Überschneidungen
Der Wettbewerb ist in vollem Gange. Westfleisch konkurriert mit Vion, dem Schlachtkonzern hinter dem Label des Tierschutzbundes, der wiederum nun mit „Vier Pfoten“ um die Fleischtheken kämpft. Das Geflügel stammt aus den Niederlanden von Plukon, das allerdings auch beim Tierschutzbund am Label-Tisch sitzt.
Der Wettbewerb geht noch weiter: Ursprünglich gab es den Wunsch, eine Lösung für alle in Handel und Industrie auszuarbeiten. QS stand als Dachverband mit Tönnies und Rewe im Gespräch. Auch Kaufland für die Schwarz-Gruppe (Lidl und Kaufland) ist dabei – und legt jetzt mit „Vier Pfoten“ ein Solo hin.
Lesestoff:
Tierwohl-Label im Wettbewerb
Tierschutznovelle im Bundestag
Roland Krieg