Tierwohl-Debatte geht in die nächste Runde
Landwirtschaft
Viel Fleisch – wenig Tierwohl?
Kurz vor der ANUGA fand der Welttierschutztag statt, an dem Tierschutz- und Umweltverbände die kürzlich gestartete Branchenlösung Tierwohl kritisierten. Die Branchenlösung gilt als Alternative zu hohen Tierschutzstandards, deren Produkte kaum in den Läden zu finden sind.
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)kritisiert die mittlerweile vorliegenden Kriterien als „Spagat zwischen Weltmarkt und Inlandsansprüchen“. Nicht nur, dass es kein eigenes Label geben soll, auch die Beteiligung sei nur freiwillig. Die Durchschnittskosten für die Umstellung auf die Branchenlösung wird über einen Fonds der Handelsketten ausgeglichen. Die Kriterien seien aber schwach. In einem ersten Block gilt nur eine zu kleine Fensterfläche als Ausschlusskriterium. Ein Block B ist ein Wahlpflichtbereich, aus dem Maßnahmen wie zehn Prozent mehr Platz, Jungebermast, organisches Beschäftigungsmaterial oder natürliche Klimaanreize wie ein Offenfrontstall ausgewählt werden können – aber nur bis zu einem Kostenfaktor von drei Euro pro Tier. Zehn Prozent mehr Platz oder Zugang zu Rauhfutter könnte verpflichtend werden, beansprucht aber bereits Kosten von 2,80 und 2,00 Euro je Tier. Der Erhalt des Ringelschwanzes ist in einen Block C ausgegliedert worden und steht den Betriebsleitern erst als Bonusprogramm zur Verfügung.
In der Summe können Verbraucher über das teurere Fleisch nicht erkennen, was sich gegenüber der jetzigen Haltung wirklich verbessert haben soll.
Der Tierschutzbund, die AbL und der BUND fordern stattdessen eine Verbesserung des Tierschutzgesetzes. Zudem, so ergänzte Prof. Hubert Weiger vom BUND, zeigten freiwillige Teilnahmen keine wirklichen Verbesserungen in der Tierhaltung.
Den Verbänden ist auch die Rolle von QS nicht klar. QS ist ein Prüfsystem und kein Produktlabel.
Lesestoff:
Tierschutzbund startet Tierwohl-Label
Roland Krieg; Foto: roRo