Tierwohl-Label als „light“ in der Kritik
Landwirtschaft
AbL warnt vor Aufweichung der Tierschutzstandards
Während die Tierschutznovelle durch das Votum im Bundesrat zunächst vom Tisch ist, führen verschiedene Tierwohl-Label der Politik vor, dass die Praxis weiter sein kann. Auf der Grünen Woche wurde das Siegel des Deutschen Tierschutzbundes zusammen mit Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner vorgestellt – auch wenn es einige Kritikpunkte gab.
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) hat am Montag das Label erneut heftig kritisiert, „falsche Verbrauchererwartungen zu wecken“. Das könne zu erheblichen Vertrauensverlusten gegenüber solcher Siegel führen.
Die AbL äußerte zwar Verständnis, mit einer Einstiegsstufe einen breiten Ansatz für den Tierschutz gerade auch im konventionellen Bereich zu ermöglichen, es reiche aber nicht aus, Tieren etwas mehr Platz zu geben und den Spaltenboden weiter zu behalten und mit Gummimatten auszulegen. Die Ursachen von Klauenverletzungen und Lungenschäden werden dadurch nicht beseitigt.
Die AbL weist daraufhin, dass bei den ökologischen Verbänden und beim konventionellen Programm Neuland, das auch vom Tierschutzbund gefahren wird, Schweine einen Auslauf erhalten müssen. Das Kupieren der Schwänze bleibe in der Einstiegsstufe des Tierwohl-Labels zwei Jahre lang erlaubt. Gentechnikfreies Futter bleibe erlaubt und ein Antibiotika-Reduzierungsprogramm fehle. Das helfe nach Ansicht der AbL den bäuerlichen Betrieben nicht, sondern stelle den Bioland- und Neuland-Betrieben sogar eine Konkurrenz eines „Billig-Label“ gegenüber.
Die AbL sieht auch die Beteiligung von Vion kritisch. Der Schlachtkonzern sei für seine Preisdrückereien bekannt und werde regelmäßig von der Gewerkschaft wegen seiner Arbeitsbedingungen an den Pranger gestellt. Für die AbL ist die Beteiligung eine „Billigtierschutz-Marketingblase“, um sich ein besseres Image zu verschaffen.
Das Tierschutzbund-Label erlaube zudem eine Obergrenze von 3.000 Tieren, während bei der Novelle des Baugesetzbuches auch eine von 1.500 Mastplätzen im Gespräch ist. „Fatal“ würde es, wenn sich „Bürgerinitiativen besorgter Anwohner auch gegen Großställe des Tierschutz-Labels richten müssten“, warnt die AbL.
Lesestoff:
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