Tierwohlinitiativen haben Hausaufgaben gemacht
Landwirtschaft
Tierwohl geht weiterhin vielfältige Wege
Einen Tag vor Eröffnung der Internationalen Grünen Woche in Berlin haben wichtige Akteure im Bereich des Tierschutzes ihre Hausaufgaben gemacht, sind zufrieden, aber dokumentieren, dass sie weiterhin verschiedene Wege gehen,
Die Brancheninitiative Tierwohl hat in Berlin erstmals ein Produktsiegel vorgestellt. Bislang wirkte die Initiative, die vom Erzeuger bis zum Handel die ganze Wertschöpfungskette einbindet und vom Handel vorfinanziert wird, zwar nicht im Verborgenen, aber in einer anonymen Massenbilanz. Nach Aufforderung des Kartellamtes, die Nämlichkeit einzuführen [1], hat die Initiative entsprechend ein Siegel für unverarbeitetes Fleisch von Hähnchen und Puten vorgestellt. Ab April 2018 können Verbraucher dann erkennen, dass das Fleisch von rund 1.900 teilnehmenden betrieben stammt. Geschäftsführer Dr. Alexander Hinrichs freute sich, Verbrauchern diesen zusätzlichen Service anbieten zu können.
Für den Präsidenten des Deutschen Tierschutzbundes Thomas Schröder hat sich die Brancheninitiative damit aber „selbst abgeschossen“. Gerade in den Bereichen, wo es keine gesetzliche Haltungsverordnung gibt, klebe jetzt ein Tierwohlsiegel drauf. Der Tierschutzbund startete im letzten Jahr mit einem ersten Milchrind-Siegel, dem mittlerweile 134 Betriebe beigetreten sind. Auch Aldi startet mit einem neuen Handelssiegel für Fleisch. In der Erweiterung knüpft es an die Einstiegsstufe des Tierschutzverbandes an. Für Thomas Schröder ist das der Einstieg in die Breite des Sortiments.
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt hat in der Fragestunde der Agrarjournalisten beim staatlichen Tierschutzlabel seine Hausaufgaben gemacht, wie er sagt. Nach Präsentation des Logos vor einem Jahr und den ersten Kriterien für die Schweinehaltung, steht das Label kurz vor der Gesetzgebung. Doch noch immer fehlen Aussagen, wie und wer die Anforderungen überprüft und ob es eine Zusammenarbeit mit einem anderen Label gibt
So präsentiert die Grüne Woche 2018 zwar Fortschritte bei einzelnen Labeln, mal weniger, mal mehr, aber weiterhin eine Fragmentierung, die dem Verbraucher die Orientierung erschwert.
Lesestoff:
[1] Nämlichkeit bei der Initiative Tierwohl: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/brancheninitiative-abkehr-von-der-massenbilanz.html
Roland Krieg