Tönnies: Der Staat soll zahlen

Landwirtschaft

Tönnies fordert staatliche Subventionen für Schweinehalter

Clemens Tönnies. Der manchmal als Schlachtbaron bezeichnete Chef des größten Schlachtkonzerns Europas hatte die Schlagzeilen am Wochenende für sich. Im Spiegel wurde ein Interview abgedruckt. Das Handelsblatt und die Berliner Zeitung widmeten ihm größere Artikel.

Vor 13 Jahren sei es ihm schon vorgekommen „als hätten wir es übertrieben“ und räumt damit eigene Versäumnisse ein. Vor fünf Jahren schon hätte Tönnies selbst auf die schlechten Unterkünfte reagieren müssen, sagt er. 12 Euro Mindestlohn hätte er im Branchenverband schon länger vorgeschlagen.

Jetzt will Tönnies die Regeln ändern und ab 2023 keine Schweine mehr schlachten, die Soja aus Regenwaldregionen vorgesetzt bekommen. Falls Soja aus Südamerika gebraucht werde, muss es nachhaltig zertifiziert sein. Dann ist Clemens Tönnies 67 Jahre alt und wird nach Friedensschlssu mit seinem Neffen Robert Tönnies Sohn Max das Amt übergeben. Dem dann 33-jährigen käme ein Imagewechsel des Imperiums sicherlich gelegen.

Clemens Tönnies ist allerdings kein regionaler Metzger, der in einem wirtschaftlichen Korsett eingebunden ist und sich Nischenmärkte hat erkämpfen muss. Tönnies ist das Korsett selbst, der Schweinehälften den ganzen Winter über ins Lager hängt und zu Beginn der Grillsaison den Markt flutet und den Nischen den Saft abstellt.

Clemens Tönnies ist auch der Konzern, der mit Haustarifen den Vereinigungstarif für Schlachttiere unterläuft und mit seinen Maskenvorgaben den Markt bestimmt.

Wenn der Saulus zum Heiligen wird,  hat Tönnies die finanzielle Marktmacht, den Wandel selbst zu finanzieren. Schon vor 13 Jahren, als ihm das eigene Tun merkwürdig vorkam. Den aktuellen Kilopreis von 1,20 Euro bezeichnet Tönnies „als Schande“.

2020 hat die Tönnies-Gruppe mehr als sieben Milliarden Euro Umsatz gemacht. Höhere Schlachtpreise an die Erzeuger zu zahlen und die Schaffung gerechter Arbeitsbedingungen zu schaffen, wären jederzeit möglich gewesen. Der Chef schiebt die Versäumnisse auf die „schlechten Berater“.

Tönnies unterstützt zwar den Borchert-Plan zum Umbau der Tierhaltung, will aber seinen Umsatz dafür nicht einsetzen. Das Geld dafür soll der Staat mit einem zeitlich begrenzten Aufschlag auf das Schweinefleisch einholen, damit die Bauern die Mittel für den Stallumbau bekommen …

… und Tönnies weiterhin Niedrigpreise zahlen kann.

Roland Krieg

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