Traktordemo in Berlin

Landwirtschaft

Berlin will Elisabeth-Aue bebauen

„Die Nutzung von immer neuen Flächen für Wirtschaft, Verkehr und Wohnen ist nicht nachhaltig“. Das schreibt der Nachhaltigkeitsrat als ersten Satz in seiner Broschüre zum 30-ha-Ziel der Bundesregierung. Bis 2020 will sie das Ziel erreichen. Aktuell weist das Bundeslandwirtschaftsministerium einen Flächenverbrauch von 74 Hektar am Tag aus. Das Ziel in weiter Ferne.

Der Stopp des Flächenschwunds gilt auch für Städte. Auch hier gilt Innenstadtverdichtung statt Außenflächennutzung. Berlin ist in seinen Stadtgrenzen äußerst vielfältig und weist neben bebautem Raum und Grünanlagen, Wälder und Felder auf. Einige davon liegen in der Elisabeth Aue im nördlichen Stadtbezirk Pankow. Kurz nach der Wende war die Elisabeth-Aue schon einmal Gegenstand von Bebauungsplänen. Im Rahmen der Bauausstellung Berlin 1999 sollten im Dorf Blankenfelde Eigentumswohnungen entstehen. Doch das Bezirksamt bezweifelte den Bedarf und stoppte den Plan.

Was im ländlichen Norden der Hauptstadt einmal ins Auge der Stadtplaner gefallen ist, verschwindet offenbar niemals mehr aus dem Horizont der Architekten. Im vor drei Monaten vorgestellten Stadtentwicklungsplan markiert ein grauer Punkt die Elisabeth-Aue aber erst nachrangig für die Zeit ab 2025. Doch jetzt will die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung offenbar mehr als 5.000 Wohnungen auf die Elisabeth-Aue bauen, ohne das Bezirksamt Pankow informiert zu haben. Der Bezirk reagierte daraufhin mit der Bekanntgabe 13 möglicher Ausweichflächen, die zum Teil im Staatseigentum und bereits versiegelt sind. Es sei ausreichend „Nachverdichtungspotenzial“ vorhanden. Die Vermeidung des Flächenverbrauchs steht auch im Koalitionsvertrag des Berliner Senats. Doch für den städtischen Wohnungsbau stellt Berlin derzeit Flächen zur Verfügung, um den Wohnungsmarkt aktiv mitgestalten zu können. Der Leerstand in Pankow beträgt allerdings auch 4,2 Prozent auf und er Leerstand des Berliner Sozialwohnungsbestandes sogar 5,2 Prozent.

Nachdem sich am 13. November Bürger zu einer Informationsveranstaltung auf dem Stadtgut Blankenfelde mit verschiedenen Parteien und Umweltgruppen zur Beratung getroffen haben, wurde am 17. November eine Bürgerinitiative für den Erhalt der Elisabeth-Aue gegründet. Es geht nicht nur um die 5.000 Wohnungen. Die Fläche ist bis auf wenige Buslinien nicht an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen. Das benachbarte Französisch-Buchholz weist nur eine Straßenbahnlinie auf. Wer dort hinzieht wird für den Weg zur Arbeit das Auto nutzen.

Außerdem werden die Flächen landwirtschaftlich genutzt und haben mit den angrenzenden Naturschutzgebieten ökologische Funktionen für den Artenerhalt und sind Erholungsraum für die Berliner. Die noch aktiven Landwirte, auf die Berlin stolz ist, sehen sich in ihrer Existenz gefährdet.

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen fahren heute Traktoren von Pankow in die Stadt hinein. Gleichzeitig wird in der Bezirksverordnetenversammlung Pankow ein von Bündnis 90/Die Grünen und der CDU gemeinsamer Antrag zum Erhalt der Felder der Elisabeth-Auen beraten.

Lesestoff:

www.elisabeth-aue.de

Roland Krieg, Foto: BI Elisabeth Aue

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