Trocken, Trockenheit, Sommer 2022

Landwirtschaft

Bodenfeuchte und Schifffahrtspassage

Das Jahr 2018 liegt noch nicht so lange zurück und die Publikumsmedium haben mit dem Parameter „Trockenheit in 1,80 Meter Bodentiefe“ einen neuen Alarmwert kennengelernt, dass der eine oder andere Niederschlag nicht mehr für das Auffüllen der Wasserreserven im Boden ausreicht. Das Bodengedächtnis hält länger als das der Menschen vor. Doch was nach 2018 mühsam wieder in den Boden gelangte, ist wieder weg. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) teilte in der vergangenen Woche mit, dass die Bodenfeuchte 2022 einen ähnlichen Verlauf wie 2018 aufweist.

Der ungewöhnlich sonnige und niederschlagsarme März ließ die Bodenfeuchte schnell auf ein unterdurchschnittliches Maß sinken und stellte die auflaufenden Pflanzen vor Probleme. Der sommerliche und warme Mai machte den niederschlagsreichen April ebenfalls schnell vergessen. Im April nahm der Verlauf der Bodenfeuchte in den oberen 60 cm Bodentiefe bereits einen Verlauf wie 2018.

In sandigen Lehmböden lag die nutzbare Feldkapazität (nFK) nur noch bei 28 Prozent – bei einem Durchschnittswert von 51 Prozent nFK [1]. Besonders stark trockneten die Böden in Ostdeutschland und in den Beckenlagen des Südwestens aus.

Die Junihitze kam für früh reifende Wintergerste und Raps zu spät, schädigte aber das Wintergetreide und ab Juli nachhaltig Zuckerrüben und Mais. Die beiden letzteren Kulturen bräuchten jetzt Niederschlag für die Ertragsbildung. Auch Grünland verdorrte zusehends. Der dritte Grünlandschnitt fiel regional aus.

Die Trockenheit wird auch die neue Herbstsaat belasten und ist Grund für die zahlreichen Waldbrände und niedrigen Pegel der Schifffahrtswege.

Priorisierung des Schienenverkehrs

Die Bundesanstalt für Gewässerkunde (bfg) veröffentlicht die mehrmals am Tag gemessenen Pegel an den Flüssen [2]. Vor allem der Rhein weist von der niederländischen Grenze bis oberhalb der Mosel unterdurchschnittliche Wasserstände an. Der Pegel Oberwinter südlich von Bonn zeigte am 13. August um 15:30 Uhr einen Pegel von 11 Zentimeter an. Am Pegel Kaub waren es zur gleichen Zeit 38 cm.

Ein Sprecher des Bundesverkehrsministerium sagte noch am Mittwoch: „In der Tat ist es so, dass die Wasserstände und Abflüsse der Bundeswasserstraßen aufgrund der anhaltend hohen Temperaturen und geringen Niederschläge auf sehr niedrigem Niveau verharren.“

Eng wird es für Schiffe, die Kohle in die Kraftwerke fahren sollen. Dabei kommen aber nicht nur Schiffe zum Einsatz, sondern auch die Schien und der Lkw. Zusammen mit dem Bundeswirtschaftsministerium wird vor dem Hintergrund des Energiesicherungsgesetzes an einer Verordnung gearbeitet, die eine Priorisierung für die Schiene vorsieht. In einem ersten Schritt geht es dabei um die Trassenvergabe. „Das muss man sich so vorstellen: Zwei Züge stehen an einer Ampel. Welcher darf zuerst losfahren? Es ist dann der mit dem Energietransport.“

Dazu müssen die Netznutzungsbedingungen der DB Netz AG verändert werden. Sollte das nicht reichen, wird die Priorisierung der „Vorfahrt“ per Verordnung vorgeschrieben.

Lesestoff:

[1] Definition nFK: Mit dem Begriff der nutzbaren Feldkapazität wird die Menge an Wasser in einem wassergesättigten Boden bezeichnet, die er gegen die Schwerkraft halten kann. In der Regel ist es das Wasser, was die Pflanzen frei aufnehmen können.

Hitze, Dürre und Attributionsforschung: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/hitze-und-duerre-und-die-attributionsforschung.html

[2] https://www.bafg.de à Service à Wasserstände

Roland Krieg; Grafik: DWD

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