Trockenheit senkt die Ertragserwartung

Landwirtschaft

Erntestart mit sorgenvollem Blick

Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), startete die Getreideernte 2015 zusammen mit Friedhelm Schneider, Präsident des Hessischen Bauernverbandes, in Riedstadt-Leeheim, südlich von Groß-Gerau.

Die Ertragsschätzungen der Landesbauernverbände liegen bei 47 Millionen Tonnen Getreide, was dem Mittelwert der Jahre 2009 bis 2014 entspricht. Die Rekordernte aus dem letzten Jahr wird um elf Prozent verfehlt. Mit 6,6 Millionen Hektar ist die Getreideanbaufläche in diesem Jahr etwas ausgeweitet worden. Ein Grund für den Minderertrag bei Wintergerste ist bei der Frühjahrstrockenheit zu finden, die bereits erhebliche Schäden verursacht hat. In Hessen und in Ostdeutschland hat die Trockenheit auch den Winterweizen geschädigt. In NRW, im hohen Norden und im südlichen Baden-Württemberg hingegen begrenzt eine besserer Wasserversorgung die Erträge auf ein Minus von nur fünf bis zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Beim Winterraps addieren sich nach Einschätzung des DBV ein deutlichen Rückgang der Anbaufläche und niedrigere Erträge, so dass mit einer um etwa 20 Prozent niedrigeren Ernte gerechnet wird. Ursächlich hierfür ist nicht nur die Trockenheit, sondern auch der fehlende insektizide Beizschutz. Ein ohnehin hoher Schädlingsdruck im vergangenen Herbst hat in Verbindung mit der seit Jahren erstmals nicht eingesetzten neonicotinoiden Beizung zu Schädigungen des Wurzelwerkes der jungen Rapspflanzen durch Larvenfraß geführt.

Das Greening habe für einen ungeahnten Wandel geführt. Die Anbaufläche für Erbsen und Ackerbohnen verdoppelt. Schwerpunktregionen sind die östlichen Bundesländer, Niedersachsen und Bayern.

Brandenburg

Früher als sonst starten die Mähdrescher in Brandenburg. Trockenheit und der damit verbundene Wassermangel hat vielerorts die Wintergerste in Notreife gehen lassen, teilt der Landesbauernverband mit. Die Druschernte werde in diesem Jahr unterdurchschnittlich ausfallen. 2,5 Millionen Tonnen Getreide liegen trotz Ausdehnung der Anbaufläche um vier Prozent zwanzig Prozent unter Vorjahresniveau. Ähnlich sieht es beim Raps aus. Brandenburg erwartet 455.000 Tonnen.

Nur die Herbstbedingungen haben für Getreide und Raps gestimmt. Die milden Temperaturen haben die Vegetation gut entwickelt. Problematisch erwies sich der Wegfall der insektiziden Beize bei Raps. Mehrfachspritzungen zu Vektoren (wie Rapserdfloh) waren im Herbst an der Tagesordnung. Begünstigt durch die milde-trockene Witterung über Winter trat vielerorts verstärkt im Frühjahr eine Mäuseplage in Dauergrünland und in Druschkulturen auf. Bis Mitte Juni fehlten 90 Liter Niederschlag (im Vergleich zum langjährigen Mittel) für das Pflanzenwachstum. Nur die späte Frühjahrserwärmung und der kühle Mai haben größere Ernteverluste bisher verhindert. Die Niederschläge der letzten 14 Tage (60-80 Liter) kamen für Gerste und Roggen zu spät, während Mais, Sonnenblumen und Grünland davon profitieren können.

roRo

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