Tröpfchen für Tröpfchen

Landwirtschaft

Mainwasser für Weinflächen

Vergangenen Freitag setzte Bayerns Landwirtschaftsminister Josef Miller am Sommeracher „Katzenkopf“ eine Pilotanlage in Betrieb, die 230 Hektar Rebfläche gezielt und ressourcenschonend mit Wasser aus dem Main versorgt. Nördlich der Alpen ist diese Tröpfchenbewässerungsanlage nach Angaben des Bayrischen Staatsministeriums einzigartig und die größte Europas. Miller sieht die Sommeracher Winzer damit für den Klimawandel gerüstet.
Sommerach liegt nordöstlich von Würzburg gegenüber der Bocksbeutelstraße zwischen Dettelbach und Volkach.

Hightech aus Israel
319 beteiligte Winzer können über 45 Kilometer lange Leitungen und 1.200 Kilometer Tropfschläuche ihre Rebstöcke bedarfsgerecht bewässern. Vor allem in den trockenen Sommermonaten soll damit die Qualität des Weins gesichert werden. Die Umstellung von der großflächigen Beregnung auf die neue Bewässerungstechnik spart Wasser: Obwohl die Rebfläche am „Katzenkopf“ mehr als verdoppelt wurde, soll sich der Wasserverbrauch auf 45.000 Kubikmeter im Jahr halbieren. Die optimierte Zufuhr ermöglicht auch eine dauerhafte Bodenbegrünung zwischen den Rebzeilen. Das vermindert die Erosion im hängigen Gelände.
Weiterhin ist geplant, einen Wasserspeicher für Regenwasser anzulegen und damit gleichzeitig einen aktiven Beitrag zum Hochwasserschutz zu leisten.
Die Gesamtkosten des Projekts werden mit 1,55 Millionen Euro angegeben. Das bayrische Landwirtschaftsministerium fördert die Anlage mit 911.000 Euro aus EU- und Landesmitteln. Den Rest steuerten die Winzer hinzu, die Gemeinde Sommerach beteiligte sich mit 30.000 Euro.

Tröpfchen für Tröpfchen
Die Methode der Tröpfchenbewässerung haben israelische Bauern kurz nach der Staatengründung in dem trockenen Land entwickelt und sind seit dem führende Technologieentwickler auf diesem Gebiet.
Grundsätzlich wird Wasser durch Schläuche bodennah zu den Pflanzen geführt und kann dort unabhängig vom Druck im Zuführungsschlauch über Dosimeter dem Wurzelraum der Pflanze zugeführt werden. Die Verdunstungsverluste werden gegenüber Furchen- oder Beckenbewässerungen um bis zu 50 Prozent reduziert. Über das Wasser können auch gezielt Düngemittel auf sparsame Weise zugeführt werden.
Als weiterer Vorteil wird angesehen, dass bei dieser Methode die Blätter nicht benetzt und damit Pilzerkrankungen vermieden werden. Allerdings führt die Tröpfchenbewässerung auf ariden Standorten zur Versalzung, da über das Wasser zugeführte Mineralien nicht durch Wasser wieder ausgespült und verdünnt werden.
Zuletzt findet die Tröpfchenbewässerung im europäischen Weinbau immer mehr Anhänger.
Dr. Heinz Sourell von der FAL in Braunschweig zählt die Tröpfchenbewässerung zusammen mit der Sprühberegnung und den Kleinregnern zur Kategorie der so genannten Mikrobewässerung:

Verfahren

Durchfluss (l/h)

Druck (bar)

Benetzte Fläche
(m2)

Tropfbewässerung

1 - 4

0,2 bis 1,0

Punktförmig

Sprühberegnung

10 - 160

> 1,0

0,75 – 12,0

Kleinregner

> 150

> 1,0

12,0 – 75,0

dlz 6/2006; S. 47

Gute Tropfen erzielt
Die Forschungsanstalt Geisenheim, eine der ältesten Einrichtungen für den Weinbau, hatte die Auswirkungen der Tröpfchenbewässerung auf die Weinqualität untersucht. Im Trockenjahr 2003 waren die positiven Auswirkungen besonders prägnant. Bei nur 37,8 Litern Wasser je Quadratmeter auf neun Gaben verteilt, konnte ein Minderertrag von 30 Prozent verhindert und das Mostgewicht um 8 °Oe erhöht werden.

VLE

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