TTIP in sechs bis neun Monaten
Landwirtschaft
US-Agrarminister Tom Vilsack in Berlin
Morgen startet in Brüssel die OECD-Konferenz Agrar statt. Der amerikanische Landwirtschaftsminister Tom Vilsack nutzte die Gelegenheit einer frühen Anreise für einen Besuch bei Bundeslandwirtschaftsministers Christian Schmidt und ein Treffen mit der Landjugend.
Die Preiskrise im Agrarsektor betrifft nicht nur deutsche und europäische Bauern, sondern auch die amerikanischen Farmer, sagte Minister Christian Schmidt am Dienstag. Sowohl im bilateralen Gespräch in Berlin als auch im internationalen Austausch später in Brüssel müssen auskömmliche Preise für die Landwirte durch globale Lösungen erreicht werden. Schmidt nutzte die Gelegenheit, um mit Vilsack über das sensible Thema TTIP zu sprechen. Sowohl Schmidt als Vilsack sind sich bei den TTIP-Verhandlungen einig, dass „Substanz vor Schnelligkeit“ geht.
Das Freihandelsabkommen biete nach Schmidt vor allem den kleinen und mittleren Betrieben neue Marktchancen. Das hohe Verbraucherschutzniveau der EU werde nicht aufgeweicht und er sieht die Verbraucher auf beiden Seiten des Atlantiks im Gleichklang. In den USA werde ein starker Biomarkt immer bedeutsamer.
Vilsack hingegen legte Wert auf die neuen Vermarktungschancen in der Welt, da bis 2050 durch das Bevölkerungswachstum 70 Prozent mehr Lebensmittel erzeugt werden müssen. Vor dem Hintergrund des Klimawandels sei das eine erhebliche Herausforderung. Handel, und damit schloss er TTIP mit ein, müsse auf wissenschaftlichen und technologischen Erkenntnissen basieren und Nahrungsmittelströme dorthin lenken, wo sie am meisten gebraucht werden. Vilsack beschrieb die TTIP-Verhandlungen im Agrarbereich zwar als „schwierig und komplex“, glaubt aber, dass in sechs bis neun Monaten ein Abkommen ausgehandelt sein kann. Der Abschluss des größten Freihandelsabkommen in der Welt könne dem Weltmarkt einen starken Wachstumsimpuls verleihen.
Vilsack stammt aus dem US-Bundesstaat Iowa, wo viele kleine Familienbetriebe den ländlichen Raum prägen. Dort bilden sich stärker werdende regionale Wertschöpfungsketten aus, die Wert auf Boden- und Wasserschutz sowie auf erneuerbare Energien legen. Ganz im Sinne des Pariser Klimaschutzabkommens. Wie Schmidt glaubt Vilsack an eine steigende Bedeutung der Landwirtschaft und an zahlreiche Möglichkeiten deutsch-amerikanischer Kooperationen.
Auch die Amerikaner befinden sich in der Umbruchphase der Energiewende. Diese hat im Februar einen Rückschlag durch den Supreme Court hinnehmen müssen. Der Gerichtshof kippte Obamas „“Clean Power Plan“ für einen erneuerbaren ländlichen Raum in den USA. Darauf angesprochen, sagte Tom Vilsack gegenüber Herd-und-Hof.de, dass die Bundesstaaten ungeachtet des Urteils, an der Energiewende weiter arbeiten. Iowa bezieht bereits 30 Prozent seiner Energie aus Windkraft und plant einen festen Anteil von 50 Prozent. Das amerikanische Landwirtschaftsministerium unterstützt Landwirte bei der Umsetzung lokaler Energieerzeugungen und will neben einem höheren Anteil an Biokraftstoffen auch Abfälle aus der Nahrungsmittelproduktion in Energie konvertieren.
Lesestoff:
Vilsack sprach erst im Dezember 2015 vor dem EU-Agrarausschuss über das Agrarkapitel im TTIP
Rückschlag für Obamas Energiewende