Tuvalu reformiert Fischereikontrolle

Landwirtschaft

EU nimmt gelbe Karte zur Fischerei zurück

Neun Atolle und 1,3 Millionen Quadratkilometer Pazifik bilden die Parlamentarische Monarchie Tuvalu, rund 3.000 Kilometer nördlich von Australien gelegen. Tuvalu ist einer der kleinsten Staaten der Welt und wird durch den Klimawandel langfristig versinken. Mehr als drei Meter über dem Meeresspiegel liegt kein Punkt der Atolle. Drei Viertel der 12.000 Einwohner sind im Fischfang tätig. Exporte gehen nach Australien und Japan.

Subsistenzfischerei

Die Fischerei wird meist in Subsistenz durchgeführt. Die meisten Meerestiere sind Krustentiere und Krabben. Aus dem Ozean stammen überwiegend die Thunfischarten Echter Bonito (Euthynnus pelamis) und der Gelbflossenthun (Thunnus albacares). Nach Angaben der FAO gibt es einige Außenstellen für eine Erwerbsfischerei, die mit Booten von vier bis fünf Meter Länge und einem Außenbordmotor durchgeführt wird.

Es gibt mehr als 40 verschiedene Arten fliegender Fische, die nachts mit künstlichen Lichtquellen angelockt werden. Tilapia wurde als Wirtschaftsfisch eingeführt. Vor allem die Fischerei in den Lagunen und flachen Gewässern geben Anlass zur Sorge um die Fischbestände. Immerhin hat Tuvalu 1996 ein erstes Meeresschutzgebiet von 40 Quadratkilometern eingeführt.

Export

Wichtigster Export-Fisch ist der Schnapper. Eine ganze Artenfamilie der Lutjanidae. Mit japanischer Hilfe hat die National Fishing Company of Tuvalu (NAFICOT) 1991 die ersten sechs Fiberglasboote für eine exportorientierte Erwerbsfischerei angeschafft. Australien hat in Tuvalu in den späten 1990er Jahren eine Trocknungsanlage für Überseefisch gebaut. Die Fischbestände rund um Tuvalu steigen durch Wanderungen der Fische von Papua Neuguinea an, sobald sich im Pazifik das Wetterphänomen El Nino aufbaut.

Sieben Prozent der Fischerei aus gewerblichen und substanziellen Fängen trugen in den 1990er Jahren zum Bruttosozialprodukt bei. Heute sind es 17 Prozent. Die Erwerbsfischerei beschäftigt nach Angaben der NAFICOT aktuell 4.000 Personen, die Fische im Wert von 43 Millionen US-Dollar fangen.

Lizenzfischerei

Doch Tuvalu hat nicht nur eine heimische Fischerei. 13 Prozent der Regierungseinnahmen kommen durch Gebühren für ausländische Fischereierlaubnisse zusammen. Deren Fänge werden ausschließlich in Übersee vermarktet und nicht in Tuvalu angelandet.  Die Kontrolle dieser Fischerei ließ zu wünschen übrig und im Jahr 2014 hat die EU Tuvalu für den Anstoß von Reformen die gelbe Karte gezeigt. Mit dem 2012 eingeführten Ampelsystem nimmt die EU Einfluss auf die internationale Fischerei und will eine größere Nachhaltigkeit bei der Meeresfischerei erzielen. Die gelbe Karte gilt für Länder, die „nicht kooperieren“. Sie dürfen keine Fänge in die EU anlanden und verkaufen.

In der letzten Woche hat die EU die gelbe Karte für Tuvalu zurückgenommen, weil die Regierung notwendige Reformen umgesetzt hat. Mittlerweile hat das kleine Land einen internationalen Rechtsrahmen gegen illegale und unkontrollierte Fischerei umgesetzt, was auch das Umflaggen von Trawlern einbezieht. Begleitend dazu wurden Sanktionen bei Verstößen aufgestellt. Die Regierung hat einen Bewirtschaftungsrahmen nach wissenschaftlichen Maßständen aufgestellt, die mit der Kommission für den Westlichen und Zentralpazifik in Einklang stehen. Mit den Ländern, die in den Fanggründen Tuvalus fischen wurde ein tägliches Überwachungssystem eingerichtet.  

Der jährliche Schaden durch illegale und unkontrollierte Fischerei wird auf zehn Milliarden US-Dollar geschätzt. Es werden zwischen elf und 26 Millionen Tonnen Fisch gefangen. Das entspricht rund 15 Prozent aller Fischfänge weltweit.

Roland Krieg

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