Umstellung so wertvoll wie nie

Landwirtschaft

Kunden stellen das Signal auf Umstellung

2014 wuchs die Öko-Anbaufläche um 28.300 Hektar auf 1,089 Millionen Hektar. Das ist ein Wachstum von 2,7 Prozent Die Zahl der Verbandsbetriebe und EU-Bio-Betriebe nahmen leicht zu. Erfreulich ist der Trend der steigenden Umstellung der Ackerfläche, die jetzt einen Anteil von 43 Prozent der gesamten Biofläche einnimmt. Die Marktsegmente Geflügelfleisch und Eier wuchsen um 13 und 16 Prozent. Wachstum bietet auch der Unterglas-Anbau von Gemüse. Neue Gewächshäuser wurden in Betrieb genommen, für die kommenden Jahre sind weitere Neubauten geplant. Aktuell werden 20 Prozent der Unterglasanbaufläche nach ökologischen Kriterien bearbeitet.

Wer vor zwei Jahren in der Landwirtschaft auf Menge und Exportmärkte gesetzt hat, weiß, dass er heute auf dem falschen Pferd sitzt. So viel Ratlosigkeit wie zu Beginn dieser Grünen Woche gab es in der Bauernschaft noch nie. Das Preistief währt bereits seit zwei Jahren auf allen Märkten und Besserung ist nicht in Sicht. Wer vor zwei Jahren auf ökologische Produktionsweise gesetzt hat, könnte heute die ersten Früchte ernten. Nach zwei Jahren Umstellungszeit erhielte er seit Monaten hohe stabile Erzeugerpreise. Die Nachfrage nach Bioprodukten stärkt die Entscheidung wie Elke Röder vom Bund Ökologische Landwirtschaft (BÖLW) zum Pressestart der IGW mitteilte.

Das liege zum einen an den klareren Aussagen der Biosiegel, während die hohe Vielfalt an Siegeln im konventionellen Bereich mit deutlich geringerem Versprechungsniveau die Konsumenten eher verwirrt. Offenbar könne Bio das Preis-Leistungsverhältnis besser treffen als die Vielfalt konventioneller Siegel.

Das gilt auch für die Landwirte. Weizen mit 25 bis 26 Kleberpunkten für gute Backqualität wurde mit Bio-Aufschlag am Ende mit über 420 Euro je Tonne vergütet. Konventionelle ware erzielt nicht einmal die Hälfte. Die Bio-Kartoffelernte fiel 2014 zwar ausreichend aus, aber durch Absortierungen konnten die Bauern am ende mit 34 Euro je Dezitonne viermal mehr erlösen als der konventionelle Kartoffelbauer. Die Milchpreise sind schon seit langem von den konventionellen Preisen abgekoppelt und bleiben mit geringeren Ausschlägen auf hohem Niveau.

Stolpersteine

Trotz guter Umstellungsraten gibt es zahlreiche Stolpersteine, die den Weg in die Biolandwirtschaft erschweren. Vor allem die Tierhalter stellen kaum um. Die meisten sind durch ihre Investitionen im konventionellen Bereich langfristig gebunden. Selbst niedrigere Standards zu erreichen, wie das Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes, erscheint Tierhaltern als große Hürde.

Zum anderen gehen den Ländern die Ökobudgets aus. Das Saarland hat für 2016 bereits einen Finanzierungsstopp für die Umstellung ausgerufen. Länder wie Hessen, Baden-Württemberg oder Niedersachsen haben Umschichtungen für den Ökolandbau in die zweite Säule vorgenommen, gelangen aber schon jetzt an die Budgetgrenzen, die eigentlich bis 2020 hätten ausreichen sollen. Bayern habe zwar ein ehrgeiziges Bioprogramm bis 2020 ausgerufen, aber die entsprechenden Gelder für die Umstellung noch immer nicht budgetiert, beklagte Jan Plagge vom BÖLW. Der Dachverband der ökologischen Lebensmittelwirtschaft fordert daher eine volle Modulation der möglichen 15 Prozent Direktzahlungen in die zweite Säule, damit der Nachfrage auch ein künftiges Angebot präsentiert werden kann.

Ungemach droht weiter aus Brüssel. Die Kommission will an ihren Forderungen nach eigenständigen Rückstandswerten für Ökoprodukte festhalten und auch die Kontrollen vom landwirtschaftlichen Prozess auf das Endprodukt übertragen.

Ob die niederländische Ratspräsidentschaft tatsächlich die EU-Ökoverordnung in den nächsten sechs Monaten abschließen kann, wie es Landwirtschaftsminister Martijn van Dam am Montag im EU-Agrarausschuss versprach [1], bleibt offen, erklärte Plagge gegenüber Herd-und-Hof.de Zumindest die Basisverordnung könnte bei Umstimmung der Kommission verabschiedet werden. Bis zur Einführung 2018 könnten dann noch viele Details geklärt werden. Ohne Kommission werde den Niederländern der Plan nicht gelingen.

Mittlerweile sind Labore mit Hilfe von Isotopenanalysen durchaus in der Lage Prozesse zu identifizieren. Kommt die Bergmilch wirklich von Almkühen oder aus dem norddeutschen Tiefland? Stehen die Kühe ganzjährig im Stall, oder bekommen sie Weidegras zu fressen? Doch darum geht es dem BÖLW nicht. Die jährlich stattfindende Betriebs- und Prozesskontrolle bietet die einfachste Chance Glaubwürdigkeit zu transportieren. Selbst die Isotopenanalyse solle nur für Überprüfungen von Verfehlungen herhalten und keine generelle Grundlage für die gesamte Produktionsweise werden.

Lesestoff:

[1] Martijn van Dam im Agri-Ausschuss

Roland Krieg

[Sie können sich alle Artikel über die diesjährige Grüne Woche mit dem Suchbegriff „IGW-16“ anzeigen lassen]

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