Ungarn korrigiert seine Agrar- und Ernährungspolitik

Landwirtschaft

Ende von Preisobergrenzen und Weizenexportkontrollen

Gegen die steigende Inflation bei Lebensmitteln hat Ungarn im Januar 2022 eine Preisobergrenze bei verschiedenen Lebensmitteln, wie Zucker, Speiseöl aus Sonnenblumen, Geflügelbrust sowie H-Milch mit 2,8 Prozent Fett festgesetzt. Die Regierung hat die Preise aus dem Oktober 2021 eingefroren. Im November 2022 kamen Obergrenzen für Speisekartoffeln und Eier hinzu.

Nach Berichten des niederländischen Agrardienstes hat der Agrarökonom György Raskó die Politik kritisiert, weil er einen direkten Zusammenhang zwischen Preisobergrenze und steigender Inflation sieht. György Matolcsy von der Nationalbank Ungarn unterstützt die These und schreibt der Politik eine „Zusatz-Inflation“ zu. Zsolt Pálinkás vom britischen Lebensmitteleinzelhändler Tesco in Ungarn beklagte die Wettbewerbsverzerrung.

Jetzt hat die ungarische Regierung das Ende der Preisobergrenzen für den 30. April 2023 angekündigt.

Ähnlich strittig war die im März 2022 festgesetzte Ausfuhrkontrolle für Getreide. Obwohl es kein Exportverbot war, mussten die Getreidehändler ihre potenziellen Ausfuhrmengen an verschiedenen Getreidearten der Nationalen Lebensmittelsicherheitsbehörde (NĖBIH) melden, die das Getreide zu „Marktpreisen“ aufkaufen hätte können. Hintergrund war die Prognose über eine witterungsbedingte schlechte Ernte. Rund 690.000 Hektar fielen der Dürre zum Opfer und die Ernte verschiedener Getreide und Mais fiel um 12 bis 50 Prozent.

Die Vereinigung ungarischer Landwirte (MOSZ) kritisierte die Politik als nicht gerechtfertigt. Seit August 2022 fließt ukrainisches Getreide nach Ungarn und zu einem Preisverfall geführt. Aktuell zeigen sich die erfolgreich ausgesäten Winterkulturen in gutem Zustand. Die ungarische Regierung hat daher angekündigt, von den Kontrollmechanismen für Getreideexporte Abstand zu nehmen. Der Termin steht noch nicht fest.

Roland Krieg

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