Ungewisse Rübensaat

Landwirtschaft

Zucker: Vom Gewinner zum Verlierer

Nur noch die Rübenbauern am Niederrhein und in Westfalen-Lippe warten noch auf wärmeres Wetter. Erst zehn Prozent der Zuckerrübensaat ist dort in der Erde. Rund um Lage immerhin schon fast die Hälfte. Die Böden sind noch zu nass und die kühle Witterung bereitet Sorgen, denn die Rübenpflänzchen brauchen Wärme, um schnell aus der empfindlichen Jugendphase herauszuwachsen. Die Kunst der Saat liegt in einem frühen Zeitpunkt, damit die Rüben bis zur Ernte im Herbst eine möglichst lange Vegetationszeit haben. Der lange Winter hat den Bauern eine besondere Herausforderung beschert.
Nach Angaben der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen gibt es in NRW noch 5.600 Rübenbauern. Mit 56.000 Hektar liegt die Anbaufläche unter der des Vorjahres, denn die Rekordernte aus dem Jahr 2009 wird auf die Quote in diesem Jahr angerechnet.

Rückblick
Im Februar 2006 hat die EU den Rübenbauern eine radikale Reform abverlangt. Der Kern der Reform, die im letzten Jahr abgeschlossen wurde hat den Mindestpreis um 36 Prozent auf 404,40 Euro je Tonne beschlossen und mit Hilfe eines Umstrukturierungsfonds, Landwirten geholfen, den Sektor zu verlassen.
Die Zuckerproduktion konzentriert sich in Europa jetzt auf die Regionen, in denen Zucker am günstigsten produziert werden kann, so die EU. Fünf Länder sind ganz aus der Produktion ausgestiegen und 70 Prozent der 13,3 Millionen Tonnen europäischen Zucker stammt nun aus sieben Ländern. An erster Stelle steht Frankreich mit einer Quote von 2,956 Mio. t Zucker, gefolgt von Deutschland (2,898 Mio.), Polen (1,405 Mio.) und Großbritannien mit 1,056 Mio. t Zucker.

Kaum eine Exportchance
Zucker außerhalb der Quote auf dem Weltmarkt abzusetzen verspricht keine Alternative zu sein. Nach Analyse der Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) gehörte Zucker zwar im letzten Jahr zu den Gewinnern und der Weltmarktpreis hatte sich verdoppelt. Doch hohe Ernteerwartungen in Brasilien und Indien haben zusammen mit einer entspannten Angebotslage die Kurse für das Wirtschaftsjahr 2010/2011 bereits nach unten gedrückt. Nach Aussage der AMI spiegelt das die größer gewordene Volatilität des Rohstoffmarktes wider. Besonderen Einfluss auf die Weltmarktpreise besitzen Brasilien als weltweit wichtigster Produzent sowie Indien als größter Konsument. Im vergangenen Jahr hatten der schwache Monsun in Indien sowie heftige Regenfälle in Brasilien die Preisrallye ausgelöst. Da die Saison 2009/10 noch bis September läuft und die Ernte noch nicht eingefahren ist, könnten die Kurse kurzfristig wieder klettern. Zuletzt haben sie sich bereits stabilisiert.
„Allzu großen Spielraum nach oben dürften die Kurse aber nicht haben, da das Verhältnis von Angebot und Nachfrage in der neuen Saison deutlich ausgeglichener sein dürfte“, erklärte Leif Erik Rehder, Marktanalyst Rohstoffe bei der AMI. „Zudem haben die Rekordpreise weltweit zu umfangreichen Neuanpflanzungen von Zuckerrohr geführt, sodass das Angebot insgesamt größer ausfallen dürfte. Die Preisaussichten bewegen sich zur neuen Saison in dem für einen ausgeglichenen Zuckermarkt gewohnten Korridor von 10 bis 15 US-Cent je Pfund.“

roRo

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