Untermieter Peter Pellet

Landwirtschaft

Erneuerbare Energien dem Verbraucher nahe bringen

Mit 3,4 Milliarden Kubikmeter Rundholzvorrat steht Deutschland europaweit auf Platz eins. Skandinavien mag ein paar Bäume mehr haben, aber in Deutschland sind sie dicker, beschreibt auf dem Forum Bioenergie der Solarpraxis AG in Berlin Martin Bentele vom deutschen Energie-Pellet-Verband (DEPV) die Ressourcen. Der nachhaltigen Nutzung der Wälder steht also nichts im Wege, doch hat das Jahr 2007 der Branche gezeigt, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen.

Wärmemarkt nutzen
80 Prozent der Energie wird im Wärmemarkt verbraucht, so dass hier Einsparpotenziale vorliegen, die größer sind, als bei einer Restriktion des Autofahrens, so Bentele. Daher zeigt sich die Branche sehr zufrieden, dass in dem Klimapaket der Bundesregierung erstmals ein Holzpelletserneuerbares Wärmegesetz den Weg aufweist. Bemängelt wird lediglich, dass es für die Altbausanierung keine Verpflichtung, sondern nur ein Marktanreizprogramm gibt, und dass das bestehende Ländergesetz in Baden-Württemberg strengere Vorgaben enthält.
Das sich auf dem Wärmemarkt etwas bewegen muss, verdeutlicht Bentele mit den Altersangaben über bundesdeutsche Heizungsanlagen. 70 Prozent der Anlagen sind älter als zehn und zehn Prozent sogar älter als 24 Jahre. Vierzig Prozent der Wärmeenergie könnten durch Holzpellets erzeugt werden.
Allerdings brach der Boom bei Neuinstallationen in diesem Jahr nahezu ein, was auf ein ganzes Bündel an Ursachen zurückzuführen ist. In Nordrhein-Westfalen wurden Holzpellets knapp und teuer, weil niederländische Großkraftwerke die kleinen Holzstückchen aufkauften. Nach dem milden Winter 2007 sind viele Öltanks in den Kellern noch voll und Hausbesitzern wollen das Öl erst aufbrauchen. Verbraucher müssen ihre Euro mehrfach umdrehen, bevor sie diese ausgeben und üben sich in Kaufzurückhaltung, weil die Kaufkraft gesunken ist. Zuletzt hat im November die Diskussion über das Nachrüsten von Filtern in den Kaminen viele abgeschreckt.

Informationsaufwand und -angebot
Verbraucher müssen allerdings die Initiative selbst ergreifen, aus der Vielfalt an unterschiedlichen Technologien etwas passendes herauszufinden. Sie werden auch lernen müssen, beim Heizen nicht nur auf das Thermostat zu drücken, sondern das richtige Heizen auch zu überwachen. Mit der richtigen Technik, dem richtigen Gebrauch von Kaminen ist Feinstaub bei Holzpellets kein Thema. Wer bei den Pellets nach zertifizierten DIN plus-Stückchen fragt, wird auch keine bösen Überraschungen erleben, denn schlechte Billig-Pellets verschlacken den Brennraum und heizen nicht sagt Willi Kraus von der Krauss AG. Bei den Pellets kommt es auf die Reinheit, der Abriebfestigkeit und Staubbildung an. Pellets sind kein zerschreddertes Tropenholz, rückte auch Frank Hartmann vom Forum Wohnenergie manches falsche Bild zurecht. Hartmann weiter: Oft wird bei erneuerbaren Energien der Transportweg in kritisches Licht gestellt, während er bei den verwendeten fossilen Energieträgern kaum mehr Beachtung findet.
Dem Aufwand, sich informieren zu müssen, kommt beispielsweise die Energieagentur Nordrhein-Westfalen mit Peter Pellet entgegen. Seit 2003 bemüht sich die Aktion Holzpellets mit Unterstützung des Landwirtschaftsministeriums und mittlerweile 167 Firmen, Verbraucher von der teurer werden Öl- und Gasheizung wegzubringen. In NRW gab es beim Start der Aktion 500 Haushalte mit Pelletheizungen. Heute sind es 8.500 Anlagen und nur noch Baden-Württemberg und Bayern liegen vorn.
Die Informationsplattform bietet Verbrauchern fundierte und unabhängige Informationen an und versucht mit Peter Pellet die Kunden auch emotional anzusprechen. Im Rundfunk ausgestrahlte Werbespots mit Waldesrauschen oder Vogelgezwitscher vermitteln Peter Pelletdem Kunden das „Heizen mit gutem Gefühl“. Auf der Internetseite wird mit dem „Kesselbetreiber des Monats“ der Umstellung „ein Gesicht gegeben“ fügte Projektleiterin Heike Wübbeler hinzu.
Der Holzpellet-Markt brauche Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit und Heike Wübbeler teilt die Sorge von Herd-und-Hof.de, dass die Auswirkungen der kommenden Energieumstellung wie landschaftsverändernde Eingriffe durch erneuerbare Energien bei den meisten Konsumenten noch nicht angekommen sind. Viele Verbraucher wollen zwar „etwas machen“, aber es gebe bei ihnen noch eine große Unsicherheit über das „was“. Die Klimadiskussion verunsichere die Konsumenten zusätzlich. Die Bioenergiebranche sei noch sehr techniklastig, während die ökologische Lebensmittelwirtschaft zeige, wie man Kunden gezielt begeistern kann.
Also dürfen Energieumsteiger an Effekte wie Biogasanlagen in einer Energielandschaft in Penkun oder das zeitweise Abwandern von Pellets nach Holland nicht als Gegenargument für den erneuerbaren Energiemarkt verstehen, sondern als Marktereignisse auf dem Weg zu einem neuen Gleichgewicht.

BAP Driver
Sind aber auch die Länder richtig vorbereitet? Die Tagung hat in vielen Foren gezeigt, dass eine vollständige Eigenversorgung von Biomasse nicht möglich sein wird. Mindestens Biokraftstoffe werde beispielsweise in Brasilien immer preiswerter hergestellt werden können, als in Deutschland oder Europa. So kümmert sich die Deutsche Energie-Agentur dena um die Verbnetzung nationaler Biomasseaktionspläne (BAP). Michael Herr, Projektleiter Bioenergie, zeigte auf, dass in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich, Slowenien und Belgien die nationalen BAP derzeit überarbeitet werden, in Ländern wie Griechenland, Polen oder Rumänien hingegen noch nicht einmal vorhanden sind. Für die ambitionierte Zielsetzung der EU, den Anteil erneuerbarer Energien bis 2020 auf 20 Prozent und bei Kraftstoffen auf 10 Prozent zu treiben, ist das ungenügend. Die dena, die im nächsten Jahr das Bundeslandwirtschaftsministerium als Gesellschafter aufnehmen wird und dann mit Wirtschafts-, Verkehrs- und Umweltministerium die gesamte Wertschöpfungskette abbildet, hat sich mit acht europäischen Energieagenturen in Verbindung gesetzt, um „grenzübergreifende Effekte“ nationaler BAP zu erfassen. Dabei geht es auch um Kosteneffizienz, so Herr. Das Projekt BAP Driver läuft bis 2010.

Lesestoff:
Auch wer nicht in NRW wohnt, kann auf der Seite www.aktion-holzpellets.de einen Blick riskieren. Die dena finden Sie im Internet unter www.dena.de

Roland Krieg; Fotos: Peter Pellet von der Energieagentur NRW; Holzpellets: roRo

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