Unzureichender Regen in Somalia
Landwirtschaft
Hungersnot in Somalia noch nicht vorbei
Laut Wettervorhersagen wird es in Somalia in den kommenden Monaten nur unzureichende Regenfälle geben, was die Erholung von der schweren Hungersnot im letzten Jahr gefährden könnte. Davor warnen 21 in Somalia tätige Hilfsorganisationen, darunter CARE, ADRA, Oxfam, Tierärzte ohne Grenzen (TOG) und World Vision. Die Zahl der Menschen, die auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind, wird weiter steigen. Die Hilfsorganisationen appellieren daher an die internationale Gemeinschaft, Somalia weiterhin als Priorität zu behandeln. Dies umso mehr, als aktuell eine erhebliche Lücke zwischen dem von den Vereinten Nationen geschätzten Hilfsbedarf und den für 2012 gemachten Hilfszusagen existiert.
Regenprognosen
nach unten korrigiert
Das
Frühwarnsystem für Hungersnöte, FEWSNET geht davon aus, dass die nächsten Regenfälle
am Horn von Afrika erst spät einsetzen, kürzer ausfallen und regional
beschränkt sein werden. Insgesamt werden sie vermutlich nur etwa 60 bis 85
Prozent des Durchschnitts der Vorjahre betragen. Gegenüber früheren Vorhersagen
bedeutet diese Prognose eine wesentliche Verschlechterung. Für die betroffenen
Regionen hätte dies äußerst negative Auswirkungen auf die Ernten, die Regenerierung
von Weideland und die Wiederauffüllung von Wasserspeichern. Betragen die
Niederschläge nur 60 Prozent des Durchschnitts, muss am gesamten Horn von
Afrika mit Missernten gerechnet werden – wie im letzten Jahr, als dies
Hauptauslöser für die schwere Nahrungsmittelkrise war.
Somalia
leidet immer noch unter den Nachwirkungen der Dürre des letzten Jahres, der schlimmsten,
die die Region seit Jahrzehnten erlebt hatte. Viele Menschen von Somaliland bis
Puntland und in den südlichen Regionen können die immer wiederkehrenden Dürren
und Nahrungsmittelkrisen aus eigener Kraft kaum mehr bewältigen. Nach Angaben
des Büros zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten der Vereinten Nationen
(UNOCHA) sind die Mangelernährungs- und Sterblichkeitsraten vor allem im Süden
Somalias weiterhin gravierend hoch.
Humanitäre Hilfe gefordert
Damit
sich Somalia erholen kann, muss die internationale Gemeinschaft weiterhin großangelegte
humanitäre Hilfe leisten. Nur so können Menschenleben gerettet, aber auch die
Wiederherstellung von Existenzgrundlagen und der Zugang zur Grundversorgung gesichert
werden. Internationale Unterstützung sowohl für die Not- als auch die Wiederaufbauhilfe
in Somalia würde maßgeblich dazu beitragen, eine erneute Katastrophe vom Ausmaß
des letzten Jahres zu verhindern. Ohne ausreichende Unterstützung werden auch
in Zukunft weiterhin Leben gefährdet und schließlich umso mehr Hilfe nötig,
wenn die Situation sich rapide verschlechtert.
Letztes
Jahr hat die Welt die Warnungen ignoriert und zu spät auf die Nahrungskrise am Horn
von Afrika reagiert. Tausende von Menschenleben hätten gerettet werden können.
Nun muss die internationale Gemeinschaft auf die seitdem erreichten
Fortschritte aufbauen, indem sie Gelder für Vorsorge und die Stärkung der
kommunalen Selbsthilfekräfte bereitstellt. Wenn die Weltgemeinschaft jedoch bis
zu einer erneuten Katastrophe wartet, kann es für tausende Menschen bereits zu
spät sein.
Während
die Weltöffentlichkeit derzeit auf die Sahelzone in Westafrika blickt, wo
ebenfalls eine Nahrungskrise schwelt, darf die weiterhin kritische Situation in
Somalia nicht in Vergessenheit geraten. Trotz einiger Erfolge steht die
Nahrungssicherheit in Somalia immer noch auf schwachen Beinen, da die schlechte
Sicherheitslage und der häufig schwierige Zugang zu den betroffenen Gemeinden
die Hilfe erschweren.
Die
21 Organisationen fordern alle Geber auf, ihre bisherige Finanzierungsstrategie
an den somalischen Kontext anzupassen, um die Gemeinden dabei zu unterstützen,
künftigen Krisen besser zu begegnen. Dafür ist eine flexible, mehrjährige
Finanzierung notwendig, die Existenzsicherung, Katastrophenvorsorge und
Grundversorgung in den Mittelpunkt stellt und sich an wechselnde Bedürfnisse
und Möglichkeiten des Zugangs anpassen kann. Zuwendungsgeber sollten eine
zukunftsgerichtete, vollständig finanzierte Strategie unterstützen, die die
Selbsthilfekräfte somalischer Gemeinden verbessert und die Zivilgesellschaft
stärkt. Nur so kann den immer wiederkehrenden Nahrungskrisen in Somalia effizient
vorgebeugt und begegnet werden.
In
den vergangenen Jahren sind Dürren während der Anbausaison zwischen März und
Mai immer häufiger geworden. Nach Angaben von FEWSNET wurden seit dem Jahr 2000
insgesamt sechs schwache Regenzeiten am östlichen Horn von Afrika verzeichnet.
TOG / roRo; Foto: Wanderhirtin in Somalia, Christoph Gödan