US-„Hog Lift“ und Mais satt

Landwirtschaft

US-Mais für heimischen Markt und Export

Die amerikanischen Vorauszahlen vom 31. März versprechen Mais satt. Der Pflanzbericht des amerikanischen Agrarministeriums geht von rund 35 Millionen Hektar Mais für das Anbaujahr 2010 aus. Da das vergangene Jahr ein Rekordmaisjahr war, schätzt Jim Stuever, Farmer und Mitglied des US Getreiderates, dass die US Bauern das Ergebnis wiederholen wollen.
Sind die Witterungsbedingungen normal, dann wird der diesjährige Maisanbau der zweitumfangreichste seit 1940. Nur 2007 war die Anbaufläche mit 37,4 Millionen Hektar größer.

Viel Fläche, viel Ertrag
Was die Farmer ermutigt, auch in diesem Jahr auf den Mais zu setzen, sind stabile Preise, annehmbare Produktionskosten und gute Ernteerwartungen. Im letzten Jahr haben die Amerikaner 13,1 Milliarden Scheffel Mais geerntet. Das ist genug für die heimische Ethanol- und Futterindustrie sowie für Exportkapazitäten. Die Ethanolindustrie nimmt etwa 20 Prozent der Ernte auf.
Auch die Exportzahlen sind beachtlich. Die Handelszahlen der Märzwoche vom 19. zum 25. weist die Hauptabnehmer für US-Mais aus:

Mais Exporte von 1,2 Mio. t (47,8 Mio. bushel)
sind 5 Prozent höher als Vorwoche

Tonnen

Bushel (Mio.)

Tonnen

Bushel (Mio.)

Japan

306.000

12

Syrien

95.700

3,8

Mexiko

201.000

7,9

Taiwan

67.100

2,6

Süd Korea

174.000

6,9

Venezuela

60.800

2,4

Ägypten

103.100

4,1

Q: USDA´s Weekly Export Sales Hihlights, March 19-25, 2010

Asienmarkt bedeutend
Im März besuchte der amerikanische Getreiderat die Exportmärkte Korea und Vietnam. Auf beiden Märkten sehen die Amerikaner gute Absatzchancen. Korea hat im Jahr 2009 Agrargüter im Wert von 19,8 Milliarden US-Dollar importiert. Davon kamen 23,6 Prozent aus den USA. Korea hat einen steigenden Lebensmittelbedarf, während die verfügbare Fläche für die Pflanzen- und Tierproduktion zurückgehe, so der Getreiderat.
Auch Vietnam hat Bedarf. Der steigende Fleischkonsum erfordert mehr Futtermittel. Weil die immer teurer werden, haben die Amerikaner Ersatz: Wird Mais zu Ethanol vergoren, muss die stärkehaltige Pflanze zunächst enzymatisch aufgeschlossen werden. Der Gärprozess ist dann abgeschlossen, wenn der Zucker verbraucht ist. Die Destillation trennt den Bioalkohol und zurück bleibt die Schlempe, ein eiweißreiches Nebenprodukt, dass als Tierfutter verwendet wird (DDGS = Destiller´s dried grain with solubles). Da in den USA viel DDGS anfällt, sei das für Vietnam eine „kostengünstige Futterquelle“.
In diesen Tagen besucht Tom Vilsack, amerikanischer Landwirtschaftsminister, Japan. Am 07. und 08. April findet in Tokio ein Symposium zur globalen Ernährungssicherheit statt. Es ist Teil einer Reihe von Veranstaltungen zur Agrarhandelspartnerschaft zwischen Japan und den USA – die vor 50 Jahren begann und die bislang auf amerikanischer Seite etwa 280 Milliarden US-Dollar Exporteinnahmen erzielte. Im letzten Jahr haben die Amerikaner für 530 Millionen Schweine- und für 30 Millionen US-Doller Rindfleisch nach Japan exportiert.

36 Schweine und zwei Tonnen Mais
Dabei hat der amerikanisch-japanische Agrarhandel klein angefangen. 36 Schweine aus Iowa und zwei Tonnen Mais hoppelten im Januar 1960 über mehrere Inseln des Pazifik nach Japan und begründeten die moderne Schweinezucht.
Ankunft der Schweine auf Tokyo InternationalIm Jahr zuvor wurde die Präfektur Yamanashi, vergleichbar mit einem Bundesland, innerhalb von einem Monat von zwei Taifunen heimgesucht. Sturm und anschließende Fluten löschten fast die gesamte Tierproduktion aus. Zu dieser Zeit war Hauptfeldwebel Richard Thomas aus Iowa für die Air Force in Tokio stationiert und wollte helfen. Er suchte den Kontakt zu Don Motz, dem amerikanischen Agrarattaché in Tokio. Die Idee: Zuchtsauen aus Iowa sollen die Schweinepopulation in Yamanashi wieder auf die Beine stellen.
Auf amerikanischer Seite fand die Idee Gefallen bei Walter Goeppinger, dem Präsidenten der amerikanischen Maisanbauvereinigung und dem japanischen Agrarattaché in New York.
Im Januar 1960 sammelte Roscoe Marsden, Präsident der Iowa-Maisbauern 36 Schweine ein, die von Farmern in Iowa gespendet wurden. Marsden wählte aus vier Zuchtlinien jeweils sieben Säue und zwei Eber aus, die zunächst per Lkw zur Hauptstadt De Moines gebracht wurden. Hunderte Zuschauer beobachteten, wie die Tiere in eine Militärmaschine verladen wurden, die mit eigens hergMaster Sergeant Thomas begutachtet die Schweine aus Iowaestellten, speziellen Holzverschläge umgerüstet wurde.
Da das Flugzeug eine Propellermaschine war, musste sie auf dem Weg über den Atlantik mehrmals auf Inseln zwischenlanden. Marsden und seine Frau badeten die Tiere bei jedem Zwischenstopp, um sie vor Überhitzung zu schützen. Lediglich ein Tier überlebte den abenteuerlichen Flug nicht. Alle anderen kamen wohlbehalten in den neuen Ställen in Yamanashi an. Drei Jahre später war die Zuchtpopulation auf 500 Tiere angewachsen und neun Jahre später schätzten Offizielle die Zahl der Nachfahren aus Iowa in Japan auf 500.000 Tiere. Heute, so heißt es zum 50-jährigen Jubiläum, soll noch immer jedes Schwein in Japan mit der kleinen Zuchtpopulation aus Iowa verbunden sein.
Der so genannte „Hog Lift“ hatte mehrere Auswirkungen: er forcierte in den USA die Gründung des Getreiderates und des Exportverbandes für Fleisch. Iowa und Yamanashi begründeten die älteste japanische Regionalpartnerschaft – und der Agrarhandel summiert sich auf amerikanischer Seite seit 1960 auf einen Exportwert von 280 Milliarden US-Dollar. Japan hat sich seitdem zum größten Futtermittelimporteur für amerikanisches Futtergetreide entwickelt.

Lesestoff:
Walter Goeppinger hat über den „Hog Lift“ ein Erinnerungsbuch geführt. Darin sind Fotos des Transports und das Dankesschreiben von Amano sowie Berichte über die Beziehungen zwischen dem Getreiderat und Japan hinterlegt. Es liegt im Archiv der Iowa State University.
1993 wurde der amerikanische Bundesstaat von schweren Fluten heimgesucht und die Japaner aus der Präfektur spendeten Geld für den Wiederaufbau. Nach Ankunft der Schweine hatten sie Iowa bereits eine Friedensglocke geschenkt.

Roland Krieg; Fotos mit freundlicher Genehmigung aus dem Archiv: Iowa State University Library/Special Collections Department

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