US: Nationaler Bienentag

Landwirtschaft

Bienenverluste immer noch unklar

„Die Honigbienen sind für die Bestäubung unserer Pflanzen immens wichtig und ein Bestandteil eines stabilen und nachhaltigen Ökosystems“, sagte der amerikanische Landwirtschaftsminister Tom Vilsack und rief den 22. August zum Nationalen Bienentag aus. Dieser Tag soll die Menschen an die wichtige Aufgabe der Bienen und ihrer Bestäubungsleistung erinnern und auf das Phänomen „Colony Collapse Disorder“ (CCD) aufmerksam machen.
Die Bestäubungsleistung in den USA beziffert Vilsack auf 15 Milliarden US-Dollar im Jahr. Ein Drittel der menschlichen Ernährung resultiere direkt oder indirekt aus dieser Leistung. Alleine die kalifornische Mandelbäume brauchen mit etwa 1,3 Millionen Bienenvölkern etwa die Hälfte der amerikanischen Bienenpopulation. Bis 2010 müssten weitere 200.000 Völker hinzukommen.

Colony Collapse Disorder
Während des Winters 2006/2007 haben unerklärliche Verluste von Bienenvölkern weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Bienenverluste sind nicht ungewöhnlich, doch meldeten Imker Verluste zwischen 30 und 90 Prozent. Raum für Spekulationen bietet das Fernbleiben der ausgeflogenen erwachsenen Bienen. Im Bienenstock verblieb oft nur die Königin und Honig. Tote Bienen wurden nicht gefunden.
Zum Nationalen Bienentag hat das Agrarministerium eine Forschungsarbeit über CCD veröffentlicht, die über 22 Institute und Universitäten in den letzten beiden Jahren unternommen haben, das Phänomen aufzuklären. Die Kernaussage: Es gibt nichts genaues und die Vielzahl der Ursachen nimmt zu.

Viele Ursachen
Schon früh nahmen ernsthafte Wissenschaftler an, dass CCD durch eine Vielzahl an Gründen hervorgerufen wird. So wird CCD zu einem Sammelbegriff verschiedener Einzelwirkungen. Analysen haben in Wachs und Pollen der Bienenstöcken betroffener und nicht-betroffener Völker eine Vielzahl verschiedener Pflanzenschutzmittel gefunden, von denen kein einziges alleine mit CCD in Verbindung gebracht werden kann. Vermutete Pathogene, wie die Varroa-Milbe oder Nosema ceranae wurden jeweils nicht in dem Ausmaß gefunden, dass sie alleine CCD verursachen können. Daher kommt der Bericht nach wie vor zu dem Schluss, dass CCD nicht monokausal bedingt ist.
So kann die Varroa-Milbe verschiedene Pathogene mit sich führen, die in entsprechender Menge eng mit CCD in Verbindung gebracht werden können. Einige Studien fokussieren synergistische Effekte aus der Kombination von Nosema und Pflanzenschutzmittel, oder Pestizide und andere Krankheitserreger.

Gab es CCD schon einmal?
Eine ausführliche Beschreibung wie sie derzeit zum CCD gibt, hat es in der Vergangenheit nicht gegeben. Dennoch hat die Forschung vergleichbare Beschreibungen aus der Literatur zusammengetragen. Bereits in den 1880er Jahren, in den 1920er und 1960er Jahren wurde über ein Ausbleiben der Honigbienen berichtet. 1903 wurde im Cache Valley in Utah nach einem langen und kalten Winter der Verlust von 2.000 Bienenvölker auf eine „disappearing disease“ zurückgeführt. Nach dem Winter 1995/96 haben in Pennsylvania Imker rund 53 Prozent ihrer Völker verloren, ohne eine einzige Ursache identifizieren zu können.

Analysen ergeben, dass ein Pflanzenschutzmittel eher stärker mit CCD verlinkt ist und ein anderes eher in Verbindung mit ausbleibendem CCD gesehen werden müsse. Pflanzenschutzmittel stehen bei Bienen generell schnell unter Verdacht, weil sie aufgrund ihres evolutionären Nahrungsverhaltens mit Nektar und Pollen die Pflanzenteile besuchen, die am wenigsten Rückstände aufweisen. Daher haben sie keine Chance, sich an höhere Wirkdosen zu gewöhnen.
Andere Forschungsarbeiten haben eine unzureichende Fütterung durch die Imker und Transportstress als Ursache für CCD herausgearbeitet. Mittlerweile haben Analysen im Bienenfutter einen gefährlichen Stoff identifiziert. In Maissirup mit einem hohen Fructoseanteil entsteht bei schlechter Lagerung Hydroxymethylfurfural. Dieser Stoff entsteht, wenn hohe Temperaturen längere Zeit auf den Futtertank wirken und Zucker thermisch zersetzt wird. Eine Studie hat den Zusammenhang zwischen diesem Stoff und einer allgemeinen Schwäche der Bienengesundheit herausgefunden.

Lesestoff:
Die Forschungsübersicht mit allen Zusammenfassungen und Forschungsinstituten gibt es unter www.ars.usda.gov/is/br/ccd/ccd_progressreport.pdf
In Europa haben zuletzt spanische Wissenschaftler Nosema ceranae isolieren können.

roRo

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