USA erwarten achthöchste Maisernte
Landwirtschaft
US-Maisernte weniger schlimm als erwartet
Eindrucksvolle Bilder von verdorrten Maisfeldern in den USA verfehlen nicht ihre Wirkung. Doch schon vor den Augustzahlen zur Welternte des amerikanischen Landwirtschaftsministerium, überraschte FAO-Generaldirektor Graciano da Silva mit dem Hinweis, man solle erst die Ernte in Gänze abwarten, bevor das Ergebnis endgültig diskutiert wird [1]. Schließlich haben die USA noch nie so viel Mais angebaut, wie in diesem Jahr.
Der aktuelle Erntebericht der USA zeigt, dass die Maisausfälle nicht nur weltweit kompensiert werden, sondern auch innerhalb des amerikanischen Marktes nicht so drastisch ausfallen, wie befürchtet. Maismenge und Ertragshöhe aus den Central Plains sind gering, doch im Süden werden höhere Erträge geerntet. Dort versorgt eine frühe Maisernte den Markt mit frischen Kolben und Pflanzen. Trotz der schlimmsten Trockenheit seit 50 Jahren werden die USA mit zehn Milliarden Bushel (1 Bushel sind etwa 25,4 kg) die achtgrößte Maisernte erzielen. Durchaus die schlechteste der letzten sechs Jahre. Der Maispreis hat daraufhin leicht fallende Tendenzen aufgezeigt. Musste für ein Bushel bislang zwischen 7,50 und 8,90 US-Dollar gezahlt werden, sind es jetzt nur noch 7,20 bis 8,60 US-Dollar.
Unbestritten: Der Preis ist hoch. Bilder, die jedoch nur die Hälfte des Ganzen zeigen, haben keinen Platz für die Meldung, dass weltweit mehr Mais als im Vorjahr zur Verfügung steht. Vor kurzem hat die FAO zusammen mit dem IFAD und dem WFP zur Besonnenheit aufgerufen, weil Panikkäufe und Gerede auch Bestandteil kommender Hungerskrisen sind [2].
Marktspiele
Vor diesem Hintergrund sind die folgenden Scharmützel auf dem Weltmarkt zu verstehen. Im Sommer noch teilte das ukrainische Landwirtschaftsministerium mit, dass Minister Nicholas Pryysyazhnyuk den hohen Maispreisen Gutes abgewinnen konnte. Mit einem Lagerbestand von mehr als 10 Millionen Tonnen aus dem letzten Jahr will die Ukraine weitere zehn Millionen Tonnen, die über dem Inlandsbedarf liegen von den hohen Preisen profitieren. In den ersten beiden Monaten des neuen Getreidejahres ab Juli hat das Schwarzmeerland bereits 2,99 Millionen Tonnen Getreide, darunter 1,3 Millionen Tonnen Weizen und 1,1 Millionen Tonnen Mais exportiert. Mehr als doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum.
Somit gab es keine Anzeichen für Exportrestriktionen, die 2007 und 2008 zu zusätzlichen Preiseffekten geführt hatten, unter denen die Armen der Welt besonders leiden.
Das U.S. Grains Council hat vergangene Woche dann doch Meldungen aufgenommen, dass die Ukraine weitere Exporte begrenzen will. Damit sollen Preissteigerungen im Inland vermieden werden. Der amerikanische Getreiderat hat die US-Regierung daraufhin aufgefordert, die internationalen Märkte frei zu halten und den Export aufrecht zu erhalten. „Die Erfahrungen zeigen, dass solche Maßnahmen langfristig kontraproduktiv sind“, teilte der Getreiderat am Freitag mit. Die Unterbrechung des normalen Handels verursache Misstrauen, erhöhen das Versorgungsrisiko, die Kosten und Unsicherheit. Die Amerikaner leiden noch heute unter dem schlechten Image des Sojaexportstopps aus dem Jahr 1973 und dem Exportembargo nach Russland im Jahr 1980. Trotz aller Ernsthaftigkeit der Dürre, sollten die USA der Welt ein verlässlicher Partner bleiben.
Die Debatte zeigt aber auch, dass Zahlenspiele und Handelsverhalten Versorgungskrisen hervorrufen und wieder lösen können.
Langfristig steht die ganze Agrarwirtschaft auf dem Spiel, denn der Blick auf die trockenen Maisfelder könnet der Blick auf die Ergebnisse des Klimawandels gewesen sein.
Lesestoff:
Roland Krieg