Vattenfall: Olivenkerne für Berlin
Landwirtschaft
Die Bäume im Wald lassen
Biomasse ist im Trend. Deutschland ist Europameister im Holzvorrat im Wald. Was also liegt näher die hölzernen Strukturen für die Wärme- und Stromgewinnung zu nehmen? Berlins Energieversorger Vattenfall hatte bereits im vergangenen Jahr seine Pläne für erneuerbare Energien vorgestellt. Rund 400.000 Tonnen Biomasse wolle man für die Berliner nutzen. Aus Berlin, Brandenburg und dem Rest der Welt.
In dieser Woche hat der schwedische Konzern nachgelegt und will jetzt eine Million Tonne Biomasse nutzen. Was Vattenfall nicht sagt, aber ein Rückblick zeigt: Nur ein Teil kommt aus der Region.
Erfahrungen mit Olivenkernen
Auf dem zweiten Symposium zur Waldstrategie im April 2009 verriet Dr. Jan Grundmann von Vattenfall Herd-und-Hof.de auf welche Erfahrungen der Konzern zurückgreifen kann. Den Umgang mit großen Biomassen kenne man aus der skandinavischen Heimat des Konzerns. Da werden im Spätsommer große Mengen Olivenkerne aus dem Mittelmeerraum zu den Heizwerken gebracht. Das Berliner Kraftwerk Klingenberg liegt mitten in Berlin und wird über die Binnenschifffahrt mit Kohle versorgt. Gleiche Wege sind auch für die Biomasse denkbar. Ein Radius von 150 Kilometer rund um Berlin wird nicht für die Beschaffung ausreichen.
„Nein“ zu Vattenfall
Als auf der Grünen Woche die Berliner Förster ihren Waldzustandsbericht vorstellten, rückten sie die Nachhaltigkeit des Waldes in den Vordergrund. Uneingeschränkte Nutzungsrechte werde Vattenfall nicht bekommen, so Hubertus Kraut, Leiter des Landesbetriebes Forst, zu Herd-und-Hof.de
Hoffnung auf Private?
Bleibt für den engeren Beschaffungskreis noch der Privatwald: Aber auch hier ist die Mark Brandenburg ein gebranntes Kind. Nachhaltig bewirtschafteter Wald ging aus Staatsbesitz an einen privaten Nutzer. Der hat auf insgesamt mehr als 200 Hektar bei Wandlitz und Perleberg so viel Holz eingeschlagen, dass eine „weitere nachhaltige Entwicklung des Waldes auf lange Sicht nicht mehr möglich ist“. Das Thema gelangte bis in den Bundestag. Und offen bleibt, wie der Wald dabei zu schützen ist, bevor Vattenfall seinen Biomassehunger noch einmal steigert.
Roland Krieg; Foto: roRo