Verbände wollen eigene Biomassezertifizierung

Landwirtschaft

Verbände begründen BM-Zertifizierungssystem

Die deutsche Agrarwirtschaft wird ein eigenes Biomasse-Zertifizierungssystem als Reaktion auf die unlängst in Kraft getretenen Vorgaben der Biomasse-Nachhaltigkeitsverordnungen entwickeln. Die unterzeichnenden Verbände und Organisationen werden dazu Ende Februar eine Trägergesellschaft gründen, teilt der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) am Mittwoch mit. Der offizielle Systemstart soll im ausgehenden Frühjahr sein.

Einhaltung der Nachhaltigkeitsverordnung
Die seit Januar 2010 geerntete Biomasse für Biokraftstoffe und pflanzliche Öle zur energetischen Nutzung muss den Vorgaben der Nachhaltigkeitsanforderung entsprechen. Das Verbände getragene Zertifizierungssystem soll den Wettbewerb der Zertifizierungssysteme fördern.
Das System soll die Einhaltung der Anforderungen für alle energetisch nutzbaren Kulturpflanzen entlang der gesamten Kette sicherstellen. Die Tätigkeitsschwerpunkte werden einstweilen in Deutschland und Europa liegen. Das System ist jedoch weltweit offen. Es wird von anderen Systemen zertifizierte Biomasse ohne weitere Auflagen anerkennen.
Darüber hinaus sollen Synergien genutzt werden. Dies bedeutet für die praktische Umsetzung unter anderem, dass zusätzliche Kontrollen vor Ort möglichst von den Zertifizierungsstellen vorgenommen werden, die bereits in den Unternehmen tätig sind. Für landwirtschaftliche Erzeuger soll eine einfache Selbsterklärung ausreichen.

Unternehmen haben die Wahl
Die Verbände stellen damit dem auf der Grünen Woche staatlich zugelassenen privatwirtschaftlichem System eine Alternative gegenüber. Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium Julia Klöckner sprach angesichts der Anerkennung des ISCC von einem „Meilenstein“ und Dr. Andreas Schütte, Geschäftsführer der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) erwartete, dass das Thema Rohstoffzertifizierung „noch weitere Kreise ziehen“ wird.
Schon ist der nächste Kreis da. Gegenüber Herd-und-Hof.de stellte DRV-Sprecher Guido Seedler klar, dass die Verbändelösung genauso eine GmbH wird, wie das privatwirtschaftliche Zertifizierungssystem. Die gesetzlich vorgegebenen Nachhaltigkeitskriterien sind natürlich die gleichen, aber Zertifizierer haben die Möglichkeit, darüber hinaus noch freiwillige Kriterien abzuprüfen. Das werde es bei der Verbändelösung nicht geben. Das Angebot biete den Unternehmen damit aber überhaupt erst eine Möglichkeit zur Auswahl. Im Wettbewerb werden letztlich dann die Zertifizierungskosten den Ausschlag für den Zertifizierer geben.

Die Verbände
Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft e.V. (BDBe)
Bundesverband dezentraler Ölmühlen e.V. (BDOel)
Bundesverband der agrargewerblichen Wirtschaft e.V. (BVA)
Deutscher Bauernverband e.V. (DBV)
Deutscher Raiffeisenverband e.V. (DRV)
Orgainvent Etikettierungs- und Koordinationsgesellschaft mbH
Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland e.V. (OVID)
Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP)
Verein der Getreidehändler an der Hamburger Börse e.V. (VdG)

Lesestoff:
Gegen Ende des Jahres 2009 hat der ISCC die Zertifizierungsschritte vorgestellt.

Roland Krieg

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