Verbraucher und Bauern zahlen zu viel
Landwirtschaft
Lebensmittel und Inputs zu teuer
EU-Agrarkommissar Phil Hogan weilte am Dienstagabend auf der Feier des
irischen Bauernverbandes zum 60. Jubiläum und blickte zurück und vor. Vor allem
die irische Landwirtschaft habe durch den Beitritt zur EG enorm profitiert. Die
irischen Bauern haben zuletzt jährlich 1,2 Milliarden Euro
Einkommensunterstützung erhalten. Dennoch hat sich die Landwirtschaft dramatisch
verändert. Früher haben die irischen Getreidebauern rund drei Tonnen Weizen je
Hektar geerntet und konnten sich den Gegenwert von 105 Barrel Rohöl leisten.
Heute ernten sie neun Tonnen, können aber nur noch 40 Barrel Öl kaufen. Das
Verhältnis Landwirtschaft zu Energie hat sich verändert.
Daher ist die Nachricht aus den USA über den Import europäischen Rindfleisches äußerst wertvoll. Der Euro ist auf einem Neun-Jahrestief und alleine mit Grünland können die Iren Premium-Rindfleisch produzieren. Die Exportaussichten sind riesig, sagte Hogan. Die USA repräsentieren einen Rindfleischmarkt von elf Millionen Tonnen. Und ausgerechnet die Iren bekommen den ersten Marktzugang und können jenseits des Atlantiks auf 40 Millionen Auswanderer von der grünen Insel zählen.
Allerdings wird sich Hogan mit der Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager zusammen setzen. Seit einem halben Jahr haben sich die Kosten für Rohöl fast halbiert. Dennoch wurden in Irland die Preise für Mineraldünger um sieben Prozent angehoben. „Ich bin nicht damit zufrieden“, sagte Hogan. Die sinkenden Inputkosten müssen entlang der Wertschöpfungskette weitergegeben werden. Hogan argwöhnte, dass manche Branchen ihre Marktmacht ausnutzen und die Gewinnmargen hoch halten. Hogan will die Initiative zur Lebensmittelkette dahingehend überprüfen, ob wirklich alle Akteure für eine faire Ausgestaltung integriert sind. Ohne Erzeuger würde eine Wertschöpfungskette schließlich nicht mehr existieren.
Rosige Zeiten prophezeit Hogan dem Milchsektor. Nach Ende der Quote wird die Milchmenge um 5,5, Prozent ansteigen, aber nur kurzfristig. In diesem Jahr will Hogan die EU-Länder bereisen und auf neue Vermarktungsmöglichkeiten aufmerksam machen. Die liegen definitiv im Ausland. Europas Bevölkerung wird kaum noch wachsen und keine neue Nachfrage induzieren. Der Lebensunterhalt müsse immer mehr im Ausland verdient werden.
Roland Krieg; Foto: roRo (Archiv)