Veterinäre lehnen Lokalanästhesie ab

Landwirtschaft

Tierärzte kritisieren Schmidt

Noch im Februar hatte sich die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium der Lokalanästhesie gegenüber skeptisch geäußert [1]. Die als vierter Weg gepriesene Alternative zum Verbot der betäubungslosen Kastration bei Ferkeln ab 2019 hat bislang Gutachter nicht überzeugt.  Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt hatte in der vergangenen Woche jedoch den „vierten Weg“ als Lösungsalternative in Aussicht gestellt. Die Tierärzte kritisierten das am Dienstag.

Derzeit ist keine der vorhandenen Methoden ausreichend sicher, die Ansprüche ab dem 01. Januar 2019 zu erfüllen. Die Ebermast, die „Immunokastration“ sowie die Kastration unter Allgemeinanästhesie gelten den Veterinären jedoch als gangbare Wege. Schmidts Votum folge den Forderungen von Erzeugern, Schlachtunternehmen und Organisationen der Schweinebranche. Mit der Erlaubnis der örtlichen Betäubung ist die Durchführung von den  Landwirte selbst erlaubt. Die Einbestellung des Veterinärs würde kleine und mittlere Betriebe über die Gebühr belasten, argumentierte Schmidt.

Von dieser Haltung zeigt sich die Bundestierärztekammer (BTK) enttäuscht und befremdet. Präsident Dr. Uwe Tiedemann warnt ausdrücklich davor, die Anwendung der Lokalanästhesie durch Tierhalter zu erlauben: „Jede Anästhesie – das gilt auch für die lokale Betäubung – ist eine anspruchsvolle und risikobehaftete tierärztliche Tätigkeit! Das fehlerhafte Verabreichen eines Lokalanästhetikums kann verheerende Folgen bis hin zum Tod des Tieres haben. Aus diesem Grunde lehnen wir dies ausdrücklich ab.“

Den Veterinären geht es nicht nur um die Laienhand – die Lokalanästhesie steht im Ganzen unter Kritik. Tiedemann: „Die Belastung der Tiere durch Fixation und mehrfache Injektionen ist ähnlich wie bei betäubungslosen Kastration und der Schmerz wird je nach Applikationsart nur teilweise ausgeschaltet. Dies gilt besonders für den einzigen für das Schwein zugelassenen Wirkstoff Procain. Dazu kommt, dass Injektionen in Richtung der Samenstränge oft nicht präzise platziert werden können und alternativ die Injektion in den Hoden für die Tiere sehr schmerzhaft ist. Außerdem können vermehrt Wundheilungsstörungen in Folge des Vorfalls der betäubten Samenstrangstümpfe festgestellt werden.“

Lesestoff:

[1] BMEL skeptisch gegen lokale Betäubung: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/lokalanaesthesie-bei-der-ferkelkastration.html

Roland Krieg

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