Veterinäre wollen mehr Tierschutz

Landwirtschaft

Tierärztetag schließt mit umfangreichen Forderungen

Alle drei Jahre organisiert die Bundetierärztekammer (BTK) den Deutschen Tierärztetag, der Ende der vergangenen Woche mehr als 400 Veterinären Möglichkeiten für einen Erfahrungsaustausch bot. Vor dem Hintergrund vielfältiger gesellschaftlicher Forderungen an das Tierwohl, hat die Hauptversammlung einen umfangreichen Forderungskatalog zusammengestellt.

„Zucht und Qualzucht von Klein- und Heimtieren“:

Zuchtziele von Klein- und Heimtieren sind oft mit Schmerzen und Schäden verbunden. Dieses Problem besteht besonders bei Rassen, die in Mode sind wie Möpse und Französische Bulldoggen, die sehr häufig unter Atemnot leiden. Im Vordergrundstehen Informationsmöglichkeiten für Verbraucher zur Aufklärung über Qualzucht und Kontaktaufnahmen mit Online-Handelsplattformen zur Einschränkung des Tierhandels. Gerichte sollen eine Sachverständigenliste erhalten und als Hilfestellung ein Heimtierzuchtgesetz.

Der Gesetzgeber soll den Internethandel mit Tieren ganz unterbinden, einen Sachkundenachweis einfordern und den Begriff Qualzucht konkretisieren. Die Länder müssen mit konkreten Vollzugsausführungen ausgestattet werden. Zuletzt sollen die Züchter selbst mehr Verantwortungsbewusstsein zeigen und geschult werden.

„Tierärztliche Bestandsbetreuung – Garant für Tierwohl und sichere Lebensmittel?!“:

Das Dilemma zwischen Anforderungen der Nutztierhalter, medialer Öffentlichkeit und auch den eigenen Ansprüchen an die Berufsausübung wurde kontrovers diskutiert. Die tierärztliche Bestandsbetreuung schafft einen Mehrwert für Tiergesundheit, Tierschutz und gesundheitlichen Verbraucherschutz. Die Ausgestaltung ist derzeit noch offen. Die Politik solle Rahmenbedingungen für tierhaltende Betriebe schaffen, damit artgerechte Haltung und Bestandsbetreuung flächendeckend möglich sind. Tiergesundheits- und Tierwohlindikatoren sollen „originär tierärztliche Tätigkeiten“ bleiben. Für die Festlegung von Tierwohl müsse die Forschung intensiviert werden.

„Veränderungen in der Mensch-Tier-Beziehung: Der Tierarzt im Spannungsfeld von Vernunft und Emotion“:

Die Mensch-Tier-Beziehung hat sich deutlich verändert und bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Emotion und Vernunft. Vor der abkehr einer Verdinglichung von Tieren sollen im Tierschutzgesetz obligatorische Überwachungen für artgerechte Kriterien aufgenommen werden. Tierhaltungseinrichtungen müssten einem Prüf- und Zulassungsverfahren unterliegen und im Haustierbereich sollen Hunde und Katzen obligatorisch gekennzeichnet und registriert werden.

Darüber hinaus sollen die Justizminister Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften für veterinärmedizinisch relevante Themen einrichten. Die Veterinäre fordern die BTK zur Unterstützung des Gutachtens des wissenschaftlichen Beirats zur Nutztierhaltung bei den politischen Parteien auf.

roRo

Zurück