Vierspännig ins Glück

Landwirtschaft

?Landliebe? in Paaren/Glien

> In einer vierspännigen Hochzeitskutsche kamen Katharina und Marko Heinemann nach der Trauung auf die BraLa. Bevor sie zwei Tauben die Freiheit gewährten mussten sie traditionell mit einer großen Säge einen Holzstamm als erste gemeinsame Arbeit zerteilen, was ihnen ohne sichtbare Mühe gelang. Katharina Heinemann war auch bereits zweimal Brandenburgs Erntekönigin. Die frisch vermählte Braut verkündete per Mikrofon: ?Die Hochzeit war etwas ganz Besonderes.? Das aus 32 Mitbewerberpaaren auserwählte junge Glück stellte gestern gleich den ersten Höhepunkt der Brandenburgischen Landwirtschaftsausstellung in Paaren/Glien dar, die noch bis kommenden Sonntag täglich zwischen 09:00 und 18:00 Uhr auf dem MAFZ geöffnet ist. Von der Autobahnabfahrt Falkensee ist das Märkische Ausstellungs- und Freizeitgelände schnell erreicht und gut ausgeschildert. Parkplätze sind ausreichend und kostenfrei vorhanden. Der Eintritt beträgt sechs, ermäßigt drei Euro.

Zum Glück ist es kalt
Zwar ist das Wetter für einen Landausflug nicht gerade sonnig-warm ? aber das volle Programm mit Traktoren, Tierschauen und Brandenburger Spezialitäten lohnt allemal. Und die Pflanzen mögen es zur Zeit auch. Trockenheit und Frost haben beispielsweise in der Uckermark die Feldfrüchte zu 70 Prozent geschädigt, berichtete Brandenburgs Bauernpräsident Udo Folgart letzte Woche. Am Stand des Deutschen Wetterdienstes konnte Herd-und-Hof.de die Auswirkungen des Regens in Erfahrung bringen. Uwe Böttcher sagte, dass der Niederschlag nicht ausreichend ist, um den Feldfrüchten eine Erholung zu bringen. Das Wintergetreide kann sich mit der Bildung tieferer Wurzeln Grundwasserreserven erschließen, aber für den Raps sieht er schwarz: Was bisher nicht entwickelt ist, kann sich auch bei künftigem Regen nicht mehr erholen. Meteorologisch gesprochen: Mit der negativen klimatischen Wasserbilanz sind die Bodenwasservorratswerte in der Ausschöpfungsschicht unter Winterraps bis auf Welkepunktniveau abgesunken. Die Pflanzen verdorren. Wenigstens ist es nicht zu warm, so dass die Pflanzen weniger verdunsten müssen und sich bei Getreide die Wasserbilanz etwa die Waage hält.

Saisonprodukt Gänse
Im Mittelpunkt der Geflügelzüchter stehen in diesem Jahr die Gänse. Geflügelfleisch wird bei den Verbrauchern immer beliebter und auch Gänsefleisch hat seinen festen Platz. Pro Kopf werden etwa 400 g pro Jahr verzehrt.
Die Dithmarscher Geflügel Produktions- Handels- und Beratungsgesellschaft zeigt in einem großen Zelt die Gänse von Schleswig-Holsteins Westküste. Diese Gänse sind besonders fleischwüchsig und haben ein gutes Fleisch-Fett-Knochenverhältnis. Geschäftsführer Karl-Heinz Heller wirbt für seine Tiere, von denen jährlich etwa 250.000 in Neuseddin geschlachtet werden. Die Tiere kommen aus bäuerlicher Freilandhaltung aus Herden zwischen 1.000 und 1.500 Tieren, verrät Heller Herd-und-Hof.de. Sie kommen aus Schleswig-Holstein, Brandenburg und Niedersachsen. Der Standort Seddiner See, an dem 40 Arbeitsplätze in der Schlachterei entstanden sind, bietet für den Verkauf gute logistische Vorraussetzungen: Innerhalb von 24 Stunden gelangen die Gänse frisch in den Handel.
Die in den ersten beiden Wochen sehr wärmeliebenden Tiere (35 °C) brauchen ein geschlossenes Federkleid, um vor Regen und der Kälte geschützt zu sein. Dann geht es aber schon raus auf die Weide. Dort bleiben sie auch bis zur Schlachtung mit einem Endgewicht von etwa 7 kg. Gänse sind ein ausgesprochenes Saisonprodukt und bei den Bauern ein Zusatzerwerb, weswegen Gänse kaum eine züchterische Bearbeitung erfahren, wie beispielsweise Hochleistungskühe. Die Dithmarscher Geflügel GmbH hat von der Elterntierhaltung bis zur Schlachtung alles in einer Hand, so dass die Produkte auch einheitlich sind. 700.000 Gössel (Gänseküken) werden jährlich erzeugt. Das entspricht zwar einem Marktanteil von 55 bis 60 Prozent an deutschen Gänsen, diese bilden jedoch nur den kleinen Anteil von 14 Prozent am Gesamtgänsemarkt. Die Mehrheit der Gänsebraten kommt aus Osteuropa, wo es kaum Weidemast gibt und zu Martinstag und Weihnachten zu Preisen auf den Markt kommt, die betriebswirtschaftlich oft unter den Herstellungskosten liegen, so Heller. Die Dithmarscher haben auch Biogeflügel im Angebot. Da allerdings die Nachfrage so gering ist, mussten die teuer erzeugten Gänse oft auf dem konventionellen Markt abgesetzt werden. Die Dithmarscher Geflügel GmbH produziert jedoch noch Biogänse als Auftragsmast. Verträge für das kommende Weihnachtsgeschäft wurden bereits wieder abgeschlossen.
Im Zelt der Geflügelzüchter sind Gössel unter einer Wärmelampe und ausgewachsene Gänse zu sehen, die den Besucher aufmerksam mustern. Neben der Kühltruhe gibt es ein kleines Rezeptheft für die kommende Saison - denn allgemein gilt: Wer zu Weihnachten eine frische Gans haben will, der sollte bis Anfang November bestellt haben.

roRo

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