Vierzig Jahre terre des hommes - Teil I

Landwirtschaft

Die Gründerjahre

Die Schreckensbilder des Vietnamkrieges sind es, die den entscheidenden Anstoß zur Gründung von terre des hommes Deutschland geben. Der gelernte Schriftsetzer Lutz Beisel versammelt etwa 40 Frauen und Männer, die am 8. Januar 1967 den neuen Verein unter dem Namen »terre des hommes Deutschland e.V.« ins Vereinsregister eintragen lassen. Der Name entstammt einem Romantitel des französischen Autors Antoine de Saint-Exupéry – in Deutschland erschienen unter dem Titel: »Wind, Sand und Sterne«. Besonders bekannt wurde der Pilot und Schriftsteller Saint- Exupéry als Autor des poetischen Kinderbuchs »Der kleine Prinz«.

Bereits im Jahr 1959 hatte der Schweizer Journalist Edmond Kaiser, bewegt durch die Brutalität des Algerienkrieges, in der Schweiz ein Hilfsprogramm mit demselben Namen zur Rettung algerischer Kinder ins Leben gerufen. Von Anfang an steht die deutsche Sektion mit der schweizerischen – und später mit anderen nationalen Sektionen – in engem Austausch, der schließlich zur Gründung der »Internationalen Föderation terre des hommes« (IFTDH) mit Sitz in Genf führt.

Die ersten Aktivitäten des Vereins in Deutschland sind Rettungsflüge, mit denen kriegsverletzte Kinder aus Vietnam nach Deutschland gebracht werden. Hier werden sie medizinisch versorgt und in Reha-Zentren weiter betreut. Für Kinder, die nicht nach Vietnam zurück vermittelt werden können, weil sie keine Angehörigen mehr haben, werden Adoptions- oder Gastfamilien gesucht. So macht sich terre des hommes schon bald auch mit der fachlichen Vermittlung von Auslandsadoptionen einen Namen.

40 Jahre terre des hommes

terre des hommes feiert in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag
und stellt mit einem Vierteiler seine Arbeit vor.
Heute: „Die Gründerjahre“

Der Einsatz zur Rettung vietnamesischer Kinder findet große Zustimmung in der deutschen Öffentlichkeit. An vielen Orten entstehen neue ehrenamtliche Arbeitsgruppen von terre des hommes. Schon 1968 wird die Arbeit in einer anderen Weltregion aufgenommen: Der Bürgerkrieg in Biafra im Südosten Nigerias und die damit einher gehende schwere Hungersnot veranlassen terre des hommes, mit Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung Soforthilfe zu leisten. Im Nachbarland Gabun wird ein Kinderdorf für die Opfer des Biafra-Krieges eingerichtet.

Ebenfalls 1968 stellt terre des hommes einen hauptamtlichen Geschäftsführer ein, da die Arbeit nicht mehr nur von ehrenamtlichen Mitgliedern geleistet werden kann. In der Folge entsteht in Osnabrück eine Geschäftsstelle, von der aus die Projektarbeit weltweit koordiniert und begleitet wird.

Im westfälischen Dehme entsteht 1971 ein Reha-Zentrum für die Kinder, die in Deutschland operiert und behandelt wurden. Neben der Betreuung vietnamesischer Kinder in Deutschland beginnt terre des hommes nun auch mit der Hilfe in Vietnam: In Saigon wird ein Zentrum eingerichtet, in dem täglich mehr als 100 unterernährte und kranke Kinder behandelt werden.

Als vor Kriegsende der Vietkong vor Saigon – dem heutigen Ho-Chi-Minh-Stadt – steht, müssen sich die Kinder und Mitarbeiter des Zentrums hinter den Milchpulversäcken, die terre des hommes geliefert hat, vor Kugeln und Granaten schützen. Die Kinder werden schließlich ins benachbarte Laos ausgeflogen. Ein Großraumflugzeug soll in den letzten Kriegstagen Waisenkinder, für die in Deutschland Adoptiveltern gefunden wurden, ausfliegen; doch kurz nach dem Start stürzt die Maschine in ein Reisfeld. Die meisten Kinder und die Kinderkrankenschwester Birgit Blank sterben in den Flammen.

Unterstützen Sie die Projektarbeit von terre des hommes. Ihre Spende schafft ein Stück soziale Gerechtigkeit. Jede Spende ist wertvoll!

Stephan Stolze

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