Virus als Ursache für „Zitterferkel“ entdeckt
Landwirtschaft
Österreicher weisen Virus für die Krankheit nach
Berichte über so genannte „Zitterferkel“ sind seit den 1920er Jahren in Übersee und Europa beschrieben. Die Ferkel leiden an einem „kongentialen Tremor“ und ist für Saugferkel lebensbedrohlich. Sie erschweren das Leben der Ferkel in Abhängigkeit von der Stärke des Zitterns. Es kann so stark sein, dass die Ferkel am Gesäuge keine Milch trinken können. Die Tiere brauchen eine hohe Aufmerksamkeit und Pflege. Nach drei bis vier Wochen gehen die Symptome zurück. Oft bleibt ein lebenslanges Zittern am Ohr. 30 Prozent der befallenen Saugferkel überleben die Krankheit nicht.
Es wurde schon länger ein Virus als Ursache das „Ferkelzittern“ vermutet. Doch erst jetzt haben Tierärzte der Vetmeduni Vienna den Nachweis erbracht. Pestiviren gerieten in den Kreis der Verdächtigen, etablierte Tests aber blieben erfolglos. „Erst die Charakterisierung der atypischen Pestiviren brachte uns auf eine Spur“, berichtet Virologe Benjamin Lamp. Durch Sequenzdaten-Analysen wurde ein weiterer Stamm entdeckt, der nun mit handelsüblichen molekularbiologischen Methoden nachgewiesen werden kann. Die Erreger fanden sich auch im Speichel und Samen geschlechtsreifer Schweine. Das hat die Ausbreitung der Krankheit in ein neues Licht gebracht, weil das Virus sexuell über den Eber übertragbar ist. Während der Trächtigkeit wird das Virus scheinbar in der Phase an das Ferkel weiter gegeben, wenn sich sein Zentralnervensystem entwickelt.
Untersuchungen haben gezeigt, das die Nervenfasern verändert sind. Die Sau kann zwar Antikörper bilden, doch werden sie nicht über die Gebärmutter auf das Ferkel übertragen. Bei älteren Sauen verläuft die Infektion mit dem atypischen porzinen Pestivirus (APPV) möglicherweise symptomlos.
Lesestoff:
The article „Congenital infection with atypical porcine pestivirus (APPV) is associated with disease and viral persistence“ by Schwarz L., Riedel C., Högler S., Sinn LJ., Voglmayr T., Wöchtl B., Dinhopl N., Rebel-Bauder B., Weissenböck H., Ladinig A., Rümenapf T. and Lamp B. was published in Veterinary Research. http://veterinaryresearch.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13567-016-0406-1 DOI: 10.1186/s13567-016-0406-1
roRo; Foto: Michael Bernkopf / Vetmeduni Vienna