Vogelgrippevirus in Schweinen

Landwirtschaft

Friedrich-Loeffler-Institut sieht keine neue Gefährdung

> Seit einigen Monaten ist die Reise in das Paradies Südostasiens auch mit Sorgen verbunden. Die Vogelgrippe beherrschte eine Zeit lang die Schlagzeilen und Reisende überlegten es sich noch ein zweites Mal, ob sie in diese Region fahren wollten.

Der Hintergrund
Mit ?Vogelgrippe? wird im Allgemeinen die Klassische Geflügelpest bezeichnet, wurde erstmals 1878 beschrieben wurde und ist eine anzeigenpflichtige Tierseuche. Damit ist eine Bekämpfung gesetzlich vorgeschrieben und Länder mit Seuchenausbrüchen unterliegen strengen internationalen Handelsrestriktionen. Verursacher und daher auch verwandter Namensgeber sind Influenza A-Viren, zu denen auch die Virusgrippe des Menschen gehört.
Der Virus hat zwei Oberflächenproteine, von denen eines sich an rote Blutkörperchen binden kann (Hämagglutinin) und das andere als zuckerspaltendes Enzym wirkt (Neuraminidase). Es gibt 15 unterschiedliche Hämagglutinine und 9 unterschiedliche Neuraminidasen, die zur Unterscheidung der Erreger einfach durchnummeriert sind: H1N1, H2N2, H3N2 bezeichnen beispielsweise Erreger der menschlichen Grippe, während die H5- und H7-Typen die Geflügelpest bezeichnen.
Als natürliches Reservoir der Viren dient Wildgeflügel. Diese sind jedoch nur gering krankheitserregend, werden allerdings durch spontane Mutation zu hochpathogenen Virusstämmen, die in Südostasien zu einem noch nie da gewesenen länderübergreifenden Seuchenzug führten, dem 100 Millionen Tiere zum Opfer fielen. International erregte dieser Seuchenausbruch Interesse, weil durch eine Variante, dem H5N1-Erreger, auch 27 Menschen starben.

Keine neue Gefährdungslage durch Erregerfunde im Schwein
Am 20. August berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP, dass nach Angaben chinesischer Behörden erstmals ?ein tödlicher Stamm von Vogelgrippe-Viren in Schweinen entdeckt worden? sei. Dabei handelt es sich um die Wiedergabe einer Äußerung der Leiterin des chinesischen Referenzlabors für aviäre Influenza (Vogelgrippe) , Dr. Chen Hualan. Danach war bereits im Jahre 2003 in vier Beständen der südostchinesischen Provinz Fujian ein Virus vom Typ H5N1 gefunden worden, allerdings nur bei sehr wenigen Tieren und auch nur in sehr geringer Menge. Nach weiteren, bisher allerdings inoffiziellen Berichten ergaben genauere Untersuchungen, dass sich der bei Schweinen nachgewiesene Erreger von dem Hühnervirus nicht unterscheidet, sodass mögliche Befürchtungen, dass ein ?neues? Influenzavirus mit einem möglicherweise höheren Gefährdungspotenzial für den Menschen bereits entstanden sein könnte, unbegründet sind. Darauf hin haben WHO und FAO von den chinesischen Behörden offizielle Stellungnahmen und weitere Detailinformationen gefordert. Am 24. August wurden daraufhin vom chinesischen Landwirtschaftsministerium alle Berichte über den Nachweis des Geflügelpestvirus bei Schweinen in China als nicht zutreffend zurückgewiesen.

Unabhängig vom möglichen Wahrheitsgehalt beider Meldungen verweist das Friedrich-Loeffler-Institut (vormals Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere) in einer Pressemitteilung vom Wochenende darauf, dass der Nachweis von aviärem Influenzavirus bei Schweinen, die mit an Geflügelpest erkrankten Hühnern gemeinsam gehalten werden, kein überraschendes Ereignis darstellt. Bei intensivem Erregerkontakt können einzelne Infektionen bei Schweinen ebenso wie beim Menschen vorkommen, ohne dass eine Weiterverbreitung des Virus erfolgt. Dies ergaben unter anderem auch Experimente, die am Nationalen Referenzlabor für aviäre Influenza auf der Insel Riems bereits im vergangenen Jahr durchgeführt wurden. Erst wenn zwei verschiedene Influenzaviren sich gleichzeitig in Schweinen vermehren, können mit geringer, aber letztlich nicht genau vorhersehbarer Wahrscheinlichkeit neue Viren entstehen, bei denen es sich aber auch nicht zwangsläufig um so genannte ?Killerviren? handelt. Die Nachrichten über den Nachweis von Geflügelpestviren bei Schweinen stellen keinen Anlass dar, die Einschätzung der bestehenden Gefährdungssituation für Deutschland zu ändern. So sieht das Friedrich-Loeffler-Institut keine erhöhte Gefährdung des Menschen und keinen unmittelbarer Handlungsbedarf im Krisenmanagement dieses Bereiches.

Vorbeugung
In Asien ist Geflügelfleisch weit verbreitet und ein paar freilaufende Hühner hat fast jedes Haus. In Thailand sind Geflügel- und Schweineproduktion wichtige Grundlagen für die Existenzsicherung kleinster Betriebe. Die gebotene Trennung von Haus- und Wildgeflügel wird sich in Asien nicht so leicht durchführen lassen, wie es die Veterinäre gerne hätten. Freilandauslauf hat, auch in Deutschland, ein nachgewiesenes erhöhtes Infektionspotenzial, denn wilde Wasservögel sind zu 14 Prozent mit Influenzaviren infiziert, wie das Friedrich-Loeffler-Institut bereits in seinem 1. Forschungsbericht 2004 dokumentierte. Auch Möwen und Dohlen sind eine Gefährdung. Futter für Hausgeflügel muss so aufbewahrt und verabreicht werden, dass Wildvögel dadurch nicht angelockt werden könne. Hier ist das Betriebsmanagement gefragt.

VLE

Zurück