Votum gegen GAP-Kritiker
Landwirtschaft
GAP: Jetzt sind Details gefragt
Berichterstatter Albert Dess zeigte sich am Donnerstag
mit dem Votum des Europäischen Parlamentes über die Gemeinsame Agrarpolitik
(GAP) zufrieden. Das in dem Entwurf so wenig konkrete Zahlen vorhanden sind,
sei dem Fehlen der endgültigen Budgetgröße geschuldet, sagte der
Berichterstatter nach einem Abstimmungsmarathon in Brüssel. Trotz aller
Unterschiede zwischen den einzelnen Mitgliedsstaaten habe das Votum für die GAP
gezeigt, dass die Agrarpolitik der Gemeinschaft wichtig sei. Selbst England und
Schweden, die der GAP eher kritisch gegenüberstehen, haben für sie votiert.
Die Agrarpolitik sei ein schwieriges Thema, doch das Votum
zeige, dass die 27 Länder Willen zeigen, für 500 Millionen EU-Bürger
Lebensmittel und Energie vom Acker produzieren zu wollen. Das Votum habe auch
gezeigt, dass ein vergleichbares Budget für die Fülle an notwendigen Angaben
zur Verfügung stehen könnte. „Die Landwirtschaft ist eine Zukunftsbranche“,
sagte Dess. Jetzt ist der Weg für die Kommission frei, für den Herbst die
ersten Legislativvorschläge zu machen. Das Parlament habe gezeigt, dass es auf
Augenhöhe mit dem Rat ist.
Mit Blick auf die künftigen Herausforderungen kann die
jetzige Entscheidung zur GAP mit den Gründungsgedanken der EU im Jahr 1957 mithalten.
Energieversorgung und Ernährungssicherheit waren bildende Elemente in den
Römischen Verträgen.
Durchweg positiv
Das Festhalten an dem Zwei-Säulen-Modell und der
Ausblick auf ein Agrarbudget in Höhe des Jahres 2013 bewertet der Deutsche
Bauernverband insgesamt positiv. Das „Greening“ verspreche eine praxisgerechte
Auswahlmöglichkeit und eine obligatorische Flächenstilllegung ist nicht mehr
zeitgemäß. Das habe das Parlament angesichts der zusätzlichen Energiegewinnung
vom Acker richtig erkannt. Gleichzeitig sollen andere Länder den von
Deutschland fast komplett eingeschlagenen Weg der Entkoppelung der Zahlungen
von der Produktion nachholen.
Inakzeptabel seien aber Degression und Kappung der
Direktzahlungen, weil das „im Widerspruch zu einer nationalen beziehungsweise
regional einheitlichen Flächenprämie“ stehe.
Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) zeigte sich in
einer ersten Reaktion hauptsächlich enttäuscht. Degression und Kappung würden „insbesondere
die vom vertretenden Agrargenossenschaften in ihrer Wettbewerbsfähigkeit in
ungerechtfertigter Weise benachteiligen“.
Ausblick auf neue Agrarpolitik
Die Zukunftsstiftung Landwirtschaft kommentiert das Votum als Einstieg in den unvermeidlichen Systemwechsel von der industriellen Landwirtschaft zu umweltfördernden Anbauformen. Der „Agrarbeschluss des Europa-Parlaments eröffnet Ausblick auf eine neue Agrarpolitik“. Jochen Fritz, Sprecher der Kampagne, die von 37 Bauern-, Umwelt-, Verbraucher und Entwicklungsorganisationen getragen wird, bezeichnet das Votum als „ersten Gehversuch auf dem Weg zu mehr Demokratie und Nachhaltigkeit in der Agrarpolitik“. Europa lasse im Vergleich zur Bundesregierung wichtige Schritte in den Bereichen Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit erkennen. Es werde Obergrenzen geben und die EU will mehr einheimische Futterpflanzen anbauen. Doch gibt es noch viel Arbeit: Es fehle noch der Ausstieg aus der Überproduktion besonders in der tierischen Veredlung und das Ende von Rohstoffimporten, die weltweit woanders 35 Millionen Hektar Ackerland beanspruchten. Die 2. Säule bleibe erhalten und biete die Chance für Agrarumweltmaßnahmen und der Entwicklung des ländlichen Raums.
Roland Krieg